2.2. Geräusche und Musik
Neben Bild und Erzählertext müssten eigentlich auch die Geräusche, Töne und die Musik von LA JETÉE betrachtet werden. Da jedoch der analytische Teil dieser Arbeit bereits langwierig genug ist und diese Analyse wenige neuen Erkenntnisse bringt, sei hierauf nur kurz eingegangen.
Geräusche und Musik stellen neben Bildern und Erzählertext eine dritte Ebene dar, die ebenfalls eigene und in den anderen Ebenen nicht enthaltenen Informationen birgt, jedoch meist illustrativ zu den Bildern eingesetzt wird. Besonders auffallend sind beispielsweise die Stimmen der in Deutsch flüsternden Wissenschaftler im Camp, die somit sowohl Wissen vermitteln, das weder Bild noch Erzählung hergibt (die Deutsche Sprache), als auch die Bilder und Erzählung des Experiments illustriert oder besser gesagt intoniert.
Auffallendstes Beispiel eines eigenständigen Geräusches ist das Vogelgezwitscher in dem Moment, als der Film zu laufen beginnt. Vögel sind hier nicht zu sehen, die Tonspur wirkt also eher kommentierend.
Das wichtigste Geräusch jedoch ist das Herzklopfen, welches fast immer mit dem Protagonisten im Experimentierraum zu hören ist, jedoch nie in den mentalen Bildern. Es schwillt oft klimaxartig an in dem Moment, wo ein Übergang zu den mentalen Bildern stattfindet.1
Was die Musik betrifft, so sind eigentlich nur zwei Stücke vorhanden. Chorale Musik eröffnet den Film am Flughafen, begleitet die Bilder des zerstörten Paris und findet sich schließlich am Ende am Flughafen wieder ein. Diese schwere und schicksalhafte Musik scheint zur Unausweichlichkeit der Wiederkehr zum Flughafen wie zur Zerstörung von Paris zu passen. Das andere, orchestrale Motiv findet am deutlichsten im Museum seine Anwendung, ist aber auch in anderen Momenten der mentalen Bilder wiederzuerkennen, wenngleich weniger laut und leicht abgewandelt. Selbst die Musik zur Szenen in der Zukunft scheint diesem Motiv verwandt zu sein. Deswegen will ich sie die „Musik der mentalen Bilder“ nennen. Wo die orchestrale Musik sich vor allem dadurch narrativ auszeichnet, dass sie den Anfang mit dem Ende verbindet, so hat auch die Musik der mentalen Bilder eine möglicherweise narrative Besonderheit. Sie ist auch zu hören, als der erste Proband den Statuen begegnet, was den Realitätsgehalt dieser Szene als wirklich und nicht mentales Bild enorm in Frage stellt.
Der Protagonist der Erzählung jedoch hat nur ein Herzklopfen als Hintergrundgeräusch, als er den Statuen begegnet.
- Und da zudem die Augen abgedunkelt werden, wird man zwangsläufig an Antoine de Saint-Exupéry erinnert. ↩