Kapitel 2: Analyse und Erläuterungen
2.1. Selbstreferentialität
Die folgende Analyse ist keine reine Analyse, sondern durchsetzt von Erläuterungen, die zwar noch keine Interpretation des Films darstellen, aber doch eine Interpretation des Analysierten. Dies, zumal die streckenweise ohnehin schon ermüdende Analyse ansonsten zu steril geriete und es auch umso schwieriger ist, das in dem einen Kapitel Gelesene im darauf folgenden noch gänzlich parat zu halten, für den Leser wie für den Schreiber.
LA JETÉE verhält sich in vielerlei Hinsicht selbstreferentiell, wie auch viele andere Filme des Essayfilmers Marker. In LA JETÉE als fiktiven Film mischt sich dieses Element nun in die Fiktion und gestaltet so die Thematik und Erzählung entscheidend mit. Dabei ist die Selbstreferentialität ein Mittel, um einer bloßen Immersion entgegenzuwirken.1
Sich selbst zur Referenz zu nehmen erfordert einen geschlossenen Kreis. Sondert sich der Erzähler der Worte von der Erzählung der Bilder oder Töne ab, liegt eigentlich keine Selbstreferentialität vor. Wohl aber eine Referenznahme oder Kommentierung. Dennoch vermute ich Selbstreferentialität, sowohl auf Seiten der Erzählerstimme als auch in den Bildern. Was zwischen diesen beiden Ausläufern geschieht, schließt den Film in einer Art paradoxer Zerrissenheit.
Untersucht werden muss also die Selbstreferentialität der Erzählerstimme. Hier muss das Augenmerk vor allem auf dem Umgang mit Zeitformen liegen, zumal diese es sind, welche die Perspektive der Sprache soweit verschieben können, um sich selbst als Erzählung zu sehen. Hernach folgt die Selbstreferentialität der Bilder. Es muss zwischen zwei Arten der Betrachtung unterschieden werden: Zum einen kann das Bild an sich Bedeutung erlangen, zum anderen stehen die Bilder im Kontext der Montage. Selbstreferentialtät im Kontext der Montage bedeutet, dass die Bilder Bedeutung durch den Verweis auf die Narration, welche sich zwischen ihren Differenzen und Gleichheiten spinnt, erlangen. Selbstreferentialität eines Bildes an sich ist dann gegeben, wenn das Bild sich selbst als Bild ausstellt.
Und schließlich die Betrachtung der Zusammenführung der beiden Stränge zum Film, sprich: Inwiefern passen Bild und Erzählung zusammen, ergänzen sich, kontrastieren, verwirren usw.?
Wie im vorigen Kapitel bereits erwähnt, stellt nun die Selbstreferentialität eine Sphäre dar, in der Ernst und Spiel gemeinsam vorkommen.
- Vgl. Ryan, Marie-Laure: Immersion vs. Interactivity: Virtual Reality and Literary Theory: “As we have seen above, the precondition for immersion is the transparency of the medium. But we live in a semiotic age, in an age that worships signs. Contemporary theories such as deconstruction teach us that the freedom of the mind must originate in a freedom from signs. So does virtual reality, in some respect, but while VR seeks this freedom in the disappearance of signs, contemporary cultural theories regard signs as the substance of all realities and as the prerequisite of thought. Freedom from signs cannot be achieved through their disappearance but only through the awareness of their omnipresence, as well as through the recognition of their conventional or arbitrary character.” Absatz 21. ↩