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Herzerwärmende Kälte: Frank Langella in der Pflege eines Roboters.
Frank (Frank Langella) ist ein großer, starker Kerl. Er lebt allein in einem malerischen Haus in der Natur, etwas außerhalb von New York. Seine Wohnung ist verdreckt. Beim Einkaufen klaut er Nippes. Seine Lieblingsbar existiert nur noch in seinem löcherigen Gedächtnis. Seine Tochter erkennt er auf dem Videocall kaum und seinen längst wohlhabenden Sohn wähnt er immer noch auf dem College. Frank ist alt und so manches funktioniert nicht mehr so recht. Nur Schlösser knacken und Klauen geht ihn noch leicht von der Hand, aber davon will keiner etwas wissen. . . . → Kritik: Robot & Frank (2012)
Naive Schönheit: Zarter Humor und Positivismus hinter bizarrer Vagina und schwankender Identität. So absurd, rührend und positiv OUR IDIOT BROTHER auch sein mag, im Kern liegt diese emotionale Komödie gefährlich nah an der Wirklichkeit. Und in dieser New Yorker Wirklichkeit sehen sich die drei Schwestern Miranda (Elizabeth Banks), Natalie (Zooey Deschanel) und Liz (Emily Mortimer) plötzlich mit ihrem leichtgläubig wirkenden Bruder Ned (Paul Rudd) konfrontiert. Dieser etwas einfache Öko-Späthippie befindet sich gerade auf der Suche nach einer Bleibe, denn seine vormalige Freundin (Kathryn Hahn) will ihn nicht mehr haben. Reihum tingelt der Versager der Familie . . . → Kritik: Our Idiot Brother (2011)
Trockenheit im Meer: Englischer Humor in der Sprache, Slapstick in der Bewegung, Blödsinn im Sinn.
Zwei Trailer vorab genügten bereits, um bei der Vorstellung von DIE PIRATEN – EIN HAUFEN MERKWÜRDIGER TYPEN den Eindruck zu erwecken, man habe bereits den halben Film gesehen. Was da verpulvert wird, noch bevor der Film in die Kinos kommt, sind vor allem die handfesten Gags voller Slapstick. Zurück bleibt eine Geschichte mit durchaus überraschenden Wendungen, zuvorderst aber mit viel Albernheit, die nicht selten an Monty Python erinnert. Anders als deren Werke ist der visuelle Stil der Knetmassepiraten erfreulicherweise weitaus kohärenter und verträglicher. Überhaupt . . . → Kritik: Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen 3D (2012)
Lauer Kinderfilm: Schöne Effekt vor hübscher Kulisse. In YOKO verschlägt es den deutschen Kinderfilm bis in den Himalaya – zumindest optisch. Die beeindruckende Bergkulisse der Eröffnungssequenz macht gleich richtig Lust auf ein wundervolles Abenteuer, nicht zuletzt durch die musikalische Untermalung, die unverfälscht von STAR WARS zu stammen scheint. Gebrochen wird dieser cineastische Höhenflug jedoch, als ein junger tibetischer Mönch wenig überzeugend zu sprechen beginnt. Spätestens ab diesem Moment ist der Film wieder ganz in den Niederungen deutscher Kinderfilme gelandet, wo Perfektion nur dann Priorität zu haben scheint, wenn es darum geht den Film nach den Maßgaben von Erwachsenenaugen auszustatten. Ansonsten . . . → Kritik: Yoko (2012)
Sprache der Gefühle: Körperlich, zeitlos, stumm. THE ARTIST ist eine überschwängliche und bewegend traurige Liebesgeschichte im Hollywood der 20er und 30er Jahre, in Schwarz-Weiß und stumm. Dennoch kommt der Tonspur eine ganz besondere Bedeutung zu, denn der Film, welcher den Umbruch der Stummfilmzeit auf den Tonfilm am Beispiel des aus der Mode laufenden Stars George (Jean Dujardin) und des aufkommenden Tonfilmstars Peppy (Bérénice Bejo) beschreibt, wagt es sein selbstauferlegtes Schweigen hin und wieder zu brechen – und verstummt im Anschluss daran umso mehr. Wie damals werden die Bilder fast pausenlos von der Musik des Orchesters begleitet, das emotionale Momente . . . → Kritik: The Artist (2011)
Plädoyer für die Albernheit: Sandler nimmt Sandler hoch – und ist anders als Sandler allein tatsächlich auch komisch. JACK UND JILL ist gewiss wieder einer dieser Adam Sandler Filme, aber er ist es auch nicht, zumindest nicht ganz, zum Glück. Denn die Sandlersche Aufspaltung in eine Zwillingsrolle ermöglicht es all den kasperhaften Tiefflughumor des Mimen in der Person der Jill (Sandler) zu bündeln, der er selbst als nüchterner Jack (Sandler) wunderbar lakonisch und schwarz in die Suppe spucken darf. Zu recht, denn Jill ist wirklich ein unerträglicher Schmerz im Allerwert . . . → Kritik: Jack und Jill (2011)
Vertigo im Vatikan: Moretti lässt Piccoli auf dem Heiligen Stuhl schwindeln und strauchelt selbst bei der Umsetzung.
Was hat er sich dabei nur gedacht? Das fragen sich nicht nur die Kardinäle und die tausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in HABEMUS PAPAM. Diese Frage geistert auch durch den Kopf eines Kritikers, der zu verstehen versucht, was Regisseur Nanni Moretti bei diesem Film wohl durch den Kopf ging. Einem Film, der das Oberhaupt der katholischen Kirche kurz nach seiner Ernennung zum Papst den Mut verlieren lässt und ihn dazu bringt, die Fliege zu machen. Einem Film aber auch, der weder als . . . → Kritik: Habemus Papam – Ein Papst büxt aus (2011)
Dekonstruktion des Zusammenseins: Binoche spielt Kiarostamis Gedanken – weitsichtig, überraschend, schwer. Zwischen Original und Kopie pendelt Abbas Kiarostami‘s neuester Film DIE LIEBESFÄLSCHER. In dem vom Iraner gewohnt wortlastig inszenierten Werk treffen Juliette Binoche (ohne Namen) und James (William Shimell) aufeinander — geraten aneinander und bewegen sich aneinander vorbei. Die Handlung findet nahezu in Echtzeit statt, die Einstellungen stehen sehr lange und werden kaum unterschnitten, Geräusche und Musik fehlen oft gänzlich. Kiarostami sieht in den belanglosen und gerade zu Beginn auch extrem langwierigen Zwischenmomenten nicht weg, ebenso wenig, wie er die wichtigen Details gesondert aufs Korn nimmt. Das Leben als . . . → Kritik: Die Liebesfälscher (2010)
Unaufgeregter Film über den Gang des Lebens, die Albernheit der Familie, die Tölpelhaftigkeit des Zwischenmenschlichen und die mitunter bösen Schwächen des Menschen. Klug und versöhnlich. Ryo (Hisoshi Abe) reist mit seiner Familie zu seinen Eltern, gezwungenermaßen. Seine Schwester Chinami (You) ist mit Kind und Kegel bereits vor Ort und hilft ihrer Mutter Toshiko (Kirin Kiki) das Essen zu bereiten. Von Anfang an wird man gepackt von der unnachahmlich ungezwungenen Art der Dialoge, mit denen Regisseur und Drehbuchautor Hirokazu Koreeda nicht nur in Windeseile seinen Figuren Leben verleiht, sondern ganze Dramen in einem Nebensatz erzählt. Gefochten wird mit Worten, spitz . . . → Kritik: Still Walking (2008)
Netter Film voller Peinlichkeiten, Schamesröte und Charme, überzogen mit einer zarten Schokoladenmärchenglasur, die nur ab und an vom frechen Lächeln einer bezaubernden Hauptdarstellerin durchbrochen wird. Es ist einer dieser Filme, bei denen die Gefahr besteht, der Trailer hätte bereits alle Höhepunkte herausgepickt, weswegen auf den Film selbst getrost verzichtet werden kann. Tatsächlich aber bleibt der Film sehenswert, wenngleich sein Herz bereits offen liegt. Aber wie der Trailer, so wirft auch der Film seine beiden hochsensiblen Akteure gleich zu Begin in die peinliche Romanze, Spannung erzeugt ohnehin mehr das Wie als das Was und davon gibt es jede Menge. Besonders . . . → Kritik: Die Anonymen Romantiker (2010)
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