Yoko (2012)

Yoko PlakatLauer Kinderfilm: Schöne Effekte vor hübscher Kulisse.

In YOKO verschlägt es den deutschen Kinderfilm bis in den Himalaya – zumindest optisch. Die beeindruckende Bergkulisse der Eröffnungssequenz macht gleich richtig Lust auf ein wundervolles Abenteuer, nicht zuletzt durch die musikalische Untermalung, die unverfälscht von STAR WARS zu stammen scheint. Gebrochen wird dieser cineastische Höhenflug jedoch, als ein junger tibetischer Mönch wenig überzeugend zu sprechen beginnt. Spätestens ab diesem Moment ist der Film wieder ganz in den Niederungen deutscher Kinderfilme gelandet, wo Perfektion nur dann Priorität zu haben scheint, wenn es darum geht den Film nach den Maßgaben von Erwachsenenaugen auszustatten. Ansonsten herrschen kaum Widerstände, das angedeutete Spiel von Emotionen reicht bereits aus und eine Gefährdung der kindlichen Protagonisten darf auf keinen Fall bestehen – zumindest keine ernst zu nehmende.

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Macht den Affen: Moretti bekommt von Lilly Reulein auf die Nuss.

Lichtjahre entfernt von MOMO oder CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK taucht im malerischen Kinderparadies Deutschland plötzlich ein Yeti auf. Dieses wirklich toll gestaltete und animierte Wesen, das irgendwo zwischen Yoda und Fuchur rangiert, sucht sich auf seiner Flucht vor dem gespielt fiesen Jäger Van Sneider (Tobias Moretti) zielgenau das Luxusbaumhaus von Pia (Jamie Bick) aus, um sich zu verstecken. Was folgt ist ein farbenfrohes Verstecken und Gejagt werden zwischen klischeetypischen Ausstattungsmerkmalen wie Eisverkäufer, Fahrrad mit Fähnchen und Jäger mit großer Flinte. Hauptdarstellerin Jamie Bick ist über lange Zeit als einzige in der Lage dem Film wenigstens eine Spur von Gewichtigkeit zu verleihen, was den Erwachsenenslapstick (Moretti) bzw. die adulte Farblosigkeit (Jessica Schwarz) wenigstens etwas relativiert. Wäre Jessica Schwarz, die Pias Mutter spielt, wie einst bei den Peanuts nur bis zur Hüfte in Erscheinung getreten, man hätte von ihrer ohnehin kleinen Rolle nichts vermisst.

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Set in der Tiefkühltruhe: So gut sieht nur extrem teures CGI oder Handarbeit aus.

Die Entscheidung der Filmemacher auf doofe Bösewichte zu setzen scheint selbst die ganz Kleinen im Publikum nicht immer zu überzeugen, denn, als Moretti wie ein betrunkener Kellner an Sylvester wiederholt über den Kopf des Tigerfells stolpert, will partout keiner Lachen. Erst beim finalen Zwergenaufstand und mit Happy End in greifbarer Nähe wird lauthals gelacht, wobei es so scheint, als müssten die älteren Kinder erst von den Erstklässlern angesteckt werden. Der Film ist dennoch ganz nett, mehr aber auch nicht. Überzeugen kann er nur mit den für deutsche (Budget-)Verhältnisse guten Effekten, die nur dann etwas rumpeln, als der kleine Roboterhund Trixi zu CGI Manövern außerhalb seines animatronischen Könnens verdonnert wird. Erwähnung finden muss

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Überlässt den Kindern die Bühne: Jessica Schwarz trotz Lila farblos.

vielleicht noch die Leistung von Lilly Reulein, die Pias kleine Schwester mit derart penetrantem Können als unbedarftes Nesthäkchen in Szene setzt, dass einem als kinderloser Erwachsener die Spucke wegbleibt. Ein wahrlicher Kinderfilm also, der trotz oder wegen ambitioniertem Bilderbuchdrehbuch den pädagogischen Gehalt von Fischstäbchen hat – und den Kindern zu wenig zutraut.

Ähnliche Filme:

Elliot, das Schmunzelmonster

Information:

Deutschland, Österreich, Schweden 2012

Dauer: 103 Minuten

FSK: 0

Regie: Franziska Buch

Drehbuch: Gerrit Hermanns, Knister, Claudia Boysen

Nach dem Roman Wer verflixt ist Yoko? von Knister

DoP: Jan Fehse

Musik: Mark Anthony Yaeger

Darsteller: Jessica Schwarz, Tobias Moretti, Justus von Dohnányi, Friedrich Heine, Lilly Reulein, Jamie Bick

Genre: Kinderfilm, Märchen

Im Kino: 16.02.2012

Im Web:

Yoko in der IMDb

Bilder und Trailer zur Filmkritik von Yoko auf der offiziellen Website

Copyright Bilder und Trailer: Sony

 

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