Trockenheit im Meer: Englischer Humor in der Sprache, Slapstick in der Bewegung, Blödsinn im Sinn.
Zwei Trailer vorab genügten bereits, um bei der Vorstellung von DIE PIRATEN – EIN HAUFEN MERKWÜRDIGER TYPEN den Eindruck zu erwecken, man habe bereits den halben Film gesehen. Was da verpulvert wird, noch bevor der Film in die Kinos kommt, sind vor allem die handfesten Gags voller Slapstick. Zurück bleibt eine Geschichte mit durchaus überraschenden Wendungen, zuvorderst aber mit viel Albernheit, die nicht selten an Monty Python erinnert. Anders als deren Werke ist der visuelle Stil der Knetmassepiraten erfreulicherweise weitaus kohärenter und verträglicher. Überhaupt zeugt dieser Film einmal mehr von der Liebe zum Detail der englischen Knetmasseanimationsfirma Aardman Animations: Humorvoll und verspielt ist jedes noch so kleine Detail bis in den Hintergrund gestaltet. Dafür sind die mit überzogenem Ernst gefahrenen Klischees, die unablässige Ironie und die absurden Figuren aber umso brachialer und brechen die Diegese nicht minder als ein Monty Python’sches Zwischenspiel.
Ein wenig scheint es, als wäre versucht worden den scheinbar immer noch vorherrschenden Piratenhype mit englischem Humor der eher dummen Sorte und dem Stil und Charme eines WALLACE & GROMIT Films zu kreuzen, was zu einem etwas unterkühlten Konstrukt führte. Seit 2004 schreibt Drehbuchautor Gideon Defoe an seiner The Pirates! Buchserie, deren lustige Gestalten mehr Erwachsene denn Kinder ansprechen. Held der Serie ist Der Piratenkapitän, der über keinerlei Talent verfügt und trotz politischer Unkorrektheit par excellence noch nicht einmal einen anständigen Piraten abgibt. Seine nicht minder schräge Crew steht dennoch fast vorbehaltlos hinter ihm, selbst als er den unwahrscheinlichen Plan verfolgt, die Wahl zum Piraten des Jahres zu gewinnen. Es sind eben immer die Dümmsten, die am lautesten rufen und sich über andere stellen wollen, wie im wirklichen Leben! Die Gestalt des Piratenkapitäns fußt zumindest auf einem Rest von liebenswürdig vertrottelter Authentizität, die es während des folgenden Abenteuers zu entdecken gilt.
Ausgerechnet nach London müssen sich die Freibeuter begeben, denn ein zuvor gekaperter Wissenschaftler verspricht ihnen unermesslichen Reichtum. Dass Queen Victoria Piraten auf den Tod hasst, kann einen unerschrockenen und von sich selbst eingenommenen Idioten keineswegs davon abbringen, die größte Entdeckung der Menschheitsgeschichte zu machen. Wer wissen will, was das ist, sollte sich nicht vor den Untiefen des britischen Humors fürchten und keinesfalls annehmen, auf feine Beobachtungen und ausgeklügelte Rhythmen wie in WALLACE & GROMIT zu stoßen. Dieses alberne Abenteuer in 3D stellt vielmehr eine Serie nicht immer kurzweiliger Einzelepisoden dar, ist in etwa so feinfühlig wie ein Glockenschlag des Big Ben und gewinnt seine Sympathien einzig und allein aus dem Umstand, dass so gut wie alle Charaktere, die einen Funken mehr Verstand haben als Der Piratenkapitän, durchtrieben und böse sind. Übrigens, wen würden sie zum Politiker des Jahres wählen, wenn nur Rösler und Wulff zur Auswahl stehen?
P.S.: Ja, der Film ist in 3D. Normal, oder?
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Information:
Engl. Titel: The Pirates! Band of Misfits
UK /USA 2012
Dauer: 88 Minuten
FSK: 6
Regie: Peter Lord, Jeff Newitt (Ko-Regisseur)
Drehbuch: Gideon Defoe
DoP: Charles Copping
Musik: Theodore Shapiro
Sprecher (Englisch): Hugh Grant, Brendan Gleeson, Jeremy Piven, Salma Hayek, David Tennant, Imelda Staunton, Brian Blessed, Lenny Henry, Martin Freeman, Ashley Jensen
Genre: Claymation, Knetmasse Animation, schwarzer Humor
Im Kino: 29.03.2012
Im Web:
Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen in der IMDb
Copyright Bilder und Trailer: Sony