Die Anonymen Romantiker (2010)

Die anonymen RomantikerNetter Film voller Peinlichkeiten, Schamesröte und Charme, überzogen mit einer zarten Schokoladenmärchenglasur, die nur ab und an vom frechen Lächeln einer bezaubernden Hauptdarstellerin durchbrochen wird.

Es ist einer dieser Filme, bei denen die Gefahr besteht, der Trailer hätte bereits alle Höhepunkte herausgepickt, weswegen auf den Film selbst getrost verzichtet werden kann. Tatsächlich aber bleibt der Film sehenswert, wenngleich sein Herz bereits offen liegt. Aber wie der Trailer, so wirft auch der Film seine beiden hochsensiblen Akteure gleich zu Begin in die peinliche Romanze, Spannung erzeugt ohnehin mehr das Wie als das Was und davon gibt es jede Menge. Besonders die Art von Angélique (Isabelle Carré) ist es, die der mit Gesang gepolsterten, romantisch antiquierten Liebeskomödie ein i-Tüpfelchen beschert. Viel weniger als ihr überemotionaler Gegenpart Jean-René (Benoît Poelvoorde) muss Angélique mit ihrem sensiblen Stigma kämpfen, denn die aufkeimende Liebe zu ihrem neuen Boss in der Schokoladenfabrik gibt ihr sichtlich Selbstvertrauen, wenngleich dieses noch auf wackeligen Beinen steht. In einem von überzeichneten Charakteren und mit süßer Ausstattung zugestelltem Film, bringt Isabelle Carré gewissermaßen den nötig bitteren Geschmack in die Schokolade, wenn sie aus ihrer Rolle heraus und über sich selbst lachend freudig in die Rolle zurückschlüpft und so das Erlebnis eines kribbelnden Spiels vermittelt, das kaum einen Mundwinkel entspannt zurücklässt. Aber auch Abseits der reizenden Angélique sorgt der Film für den ein oder anderen ergreifenden Moment, etwa als Jean-René zum Mikrofon greift um ein Gipsy-Chanson zum Besten zu geben und dabei ebenfalls den gestellten Charakter der ganzen Szene herrlich selbstreferenziell ausstellt.

Regisseur Jean-Pierre Améris bannt so die große Gefahr, denen Filme wie DIE ANONYMEN ROMANTIKER ausgesetzt sind, nämlich als nichtssagender Kitsch im Halse stecken zu bleiben. Zwar machen ihn die einfache Story sowie die halbseidenen Konflikte noch nicht zu einem guten Film, aber mit Isabelle Carré gelingt es immerhin die Freude am gespielten Theater zu vermitteln. Ob es wirklich nötig war erneut Frankreich mit Schokolade, Charme und Romantik zu kreuzen bleibt fraglich, glücklicherweise geht die Rezeptur auf, wenngleich sie keinen neuen Geschmack birgt. Wer einen Partner hat, der derlei Filme hasst, wird feststellen, dass DIE ANONYMEN ROMANTIKER wirklich jeden von Zeit zu Zeit zum Schmunzeln bringt. Trotzdem handelt es sich hierbei eher um einen leichten Nebenbeifilm, der vorwiegend weibliche Sensibelchen in die Kinos locken wird, warum auch immer. Note Zwei also für diese Klientel, für alle anderen dürfte der Film etwas schlechter ausfallen. Am Ende bleibt nur die Erinnerung an die Wangen von Carré und die Lust eine Schokolaterie zu besuchen.

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Chocolat

Information:

Orig. Titel: Les émotifs anonymes

Frankreich, Belgien 2010

Dauer: 80 Minuten

Regie: Jean-Pierre Améris

Drehbuch: Jean-Pierre Améris, Philippe Blasband

DoP: Gérard Simon

Musik: Pierre Adenot

Darsteller: Benoît Poelvoorde, Isabelle Carré, Lorella Cravotta, Lise Lamétrie, Swann Arlaud, Pierre Niney, Stéphan Wojtowicz

Genre: Komödie, Romanze, Märchen

Im Kino: 11.08.2011

Im Web:

Die Anonymen Romantiker in der IMDb

Bilder und Trailer zur Filmkritik von Die Anonymen Romantiker auf der offiziellen Website 

http://www.youtube.com/watch?v=qOwYpWtTFDw&feature=player_profilepage

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