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2005 Filme
Highschool-Noir: Spielerischer Filmgenuss mit Joseph Gordon-Levitt.
Ein sehr selbstreferenzielles Filmkonzept verfolgt der äußerst außergewöhnliche und bemerkenswerte Film BRICK von Drehbuchautor und Regisseur Rian Johnson (LOOPER). Der im Highschool – Milieu angesiedelte Neo-Noir schickt ungewöhnlich junge Akteure in vollkommen untypischen, modernen und genrefremden Settings in kriminalistische Verstrickungen rund um Drogen, Mord und Liebe. Viele Szenen erscheinen so, als handle es sich um ein Schulprojekt der Theatergruppe – jedoch bricht die so hervorgerufenen Verfremdung keinesfalls die Diegese und den Ernst des Films. Stattdessen spielt BRICK so gekonnt mit der Künstlichkeit des Noir-Genres und kostet genüsslich die stark überzeichneten Archetypen aus. Gefährlich: . . . → Kritik: Brick (2005)
Sex fixiert: Maskuline Liebeskomödie mit wenig Anstand, viel Spaß und noch mehr dahinter.
Schon der Titel ist so albern und dämlich, dass man vom Film gar nicht mehr erwarten will. Eine Komödie über einen vierzigjährigen Singlemann, der mit Dauererektion durch die Gegend rennt und seine Zeit mit Videospielen und Actionfiguren verbringt, das kann bestenfalls ein Spaß für Pubertierende sein – meint man. Dauerkomödiant Judd Apatow hat das Drehbuch zusammen mit Komiker Steve Carell geschrieben, ersterer hat dann noch die Regie gemacht und letzterer den Hauptdarsteller. Und das Ergebnis ist wirklich lustig. Schönheitstortur: Paul Rudd und Seth Rogen amüsiert von . . . → Kritik: Jungfrau (40), männlich, sucht… (2005)
Zynisch, spöttisch, bewegend: Gutmenschliche Ignoranz trifft auf Nazibosheit und erheitert.
Regisseur und Drehbuchautor Anders Thomas Jensen hatte bereits große Erfolge mit IN CHINA ESSEN SIE HUNDE (Drehbuch), DÄNISCHE DELIKATESSEN und dem Drehbuch des Oscar Gewinners IN EINER BESSEREN WELT, der den Umgang mit Gewalt thematisiert. Auf groteske Art handelt auch ADAMS ÄPFEL von Gewalt, diesmal sogar von einer höheren, die ihre leidtragenden Protagonisten jedoch zu nicht weniger drastischen Maßnahmen zwingt, um bewältigt zu werden. Pfarrer Ivan (Mads Mikkelsen) hütet eine malerische Kirche im Nirgendwo — und die zwei Ex-Sträflinge Gunnar (Nicolas Bro) und Kahlid (Ali Kazim), die auf Bewährung . . . → Kritik: Adams Äpfel (2005)
Vorsicht: Kunst! Oder das, was die meisten dafür halten. Frauenfilm, der die Zeit vergehen lässt. Regisseurin und Darstellerin Miranda July (Christine) wirkt wie Amélie, nachdem man dieser den Zuckerguss abgekratzt, die leuchtenden Farben gedimmt, den Blockbusterlook abgeschmirgelt und ihre Märchenwelt hartgekocht hat. Das ganze sieht dann mehr aus wie Alltag und der ist in schlechten Momenten nicht von verzaubernder Traurigkeit sondern schlimm, peinlich und bekloppt. Die Verschrobenheit sämtlicher Figuren wirkt unterm hellen Tageslicht von ICH UND DU UND ALLE DIE WIR KENNEN betrachtet wie eine Freakshow. Dabei stecken hinter all den skurrilen Gestalten ganz menschliche Probleme; Performance künstlerisch gezeichnet. . . . → Kritik: Ich und du und alle die wir kennen (2005)
Bitterer Realismus, unmittelbar und dicht inszeniert, hart und doch sehr sehenswert. Die erste Szene macht schon alles klar: Eine junge Mutter mit dem Baby auf dem Arm. Schreien, Treten, Trampeln und kein Dach über dem Kopf. Im Handy ist der Akku leer, über den Münzfernsprecher antwortet nur der Anrufbeantworter, doch sie nimmt es souverän. Wenig später wird sie sagen „Ich bin glücklich“. Denn in der Welt von Sonia (Déborah François) bewirft man sich nicht mit Kissen, wenn man glücklich ist, sondern mit Steinen. Der Traumprinz ist ein Dieb, die romantische Zweisamkeit findet in einem Dreckloch zwischen Stadtautobahn und Fluss statt . . . → Kritik: Das Kind (2005)
Actionreiches und verwickeltes Geiseldrama mit Bruce Willis als getroffenem Helden, erbarmungsloser Brutalität und untypischem Verlauf. Polizist Talley (Bruce Willis) ist Chefunterhändler bei Geiselnahmen, bis er den Tod einer Familie nicht verhindern kann und fortan als Polizeichef in einem Kaff sein Dasein fristet, freiwillig. Wieder kommt es zu einer Geiselnahme, nur verläuft alles ganz anders. Die Bande brutaler Jugendlicher, die sich das falsche Haus für ihren Einbruch ausgesucht hat, ist in sich schon ein Pulverfass. Die von ihnen genommenen Geiseln rufen noch andere Verbrecher auf den Plan und so gerät Talley massiv zwischen die Fronten. Der Film entwickelt sich im . . . → Kritik: Hostage (2005) – Entführt
Einen überraschenden Einblick in das Leben der Hong Kong Triaden ermöglicht Johnnie To’s Gangsterfilm ELECTION. Neben fundierten Statistiken zu den kriminellen Machenschaften wird der Zuschauer auch in Absprachen mit der Polizei eingeweiht, erhält Lehrstunden in Gangstergeschichte und Moral und kommt langsam aber sicher dahinter, was die Triaden wirklich ausmacht. Es stehen Wahlen an in Hong Kong, aber nicht etwa offizielle. Älter als die Wahl des Gouverneurs von Hong Kong ist jene des Triadenchefs und – jawohl – es wird demokratisch gewählt. Das hindert den Aspiranten auf den Chefposten Big D (Tony Leung) nicht daran, massiv Bestechungsgelder zu verteilen. Diese . . . → Kritik: Election (2005)
Bewegender Film über sich prügelnde Versager. Kang Tae-shiks (Choi Min-shik) größter Triumpf liegt viele Jahre zurück, doch die Silbermedaille im Boxen war und ist das Beste, was er je zustande gebracht hat. Das Boxen, so erklärt er den Kindern am „Was macht mein Vater Tag“ in der Schule, sei sein Leben und so findet er sich mit 43 als menschlicher Boxsack in der Fußgängerzone wieder, denn Stolz bringt kein Essen auf den Tisch. Parallel zur erniedrigenden Geschichte des gealterten Boxers betritt Yu Sang-hwan (Ryoo Seung-beom) als ein junger Schläger und Krimineller den Film, der alsbald, zum Kummer seiner Familie, . . . → Kritik: Crying Fist (2005)
Wenig dramtischer und dennoch hoch emotionalisierender Stimmungsfilm. Terrence Malick, mit diesen Worten muss die Kritik beginnen. Wo BADLANDS und DAYS OF HEAVEN noch ein für den durchschnittlichen Kinogänger normales Maß an dramaturgischer Handlungsstraffheit besaßen, da bewegte sich DER SCHMALE GRAT schon deutlich davon weg und in Malick’s THE NEW WORLD schließlich tritt die Handlung derart in den Hintergrund, dass sie nur mehr das Kostüm abgibt für die überbordenden Emotionen, welche aus tiefsinnigen Gedanken und feinfühligen, haptischen Bildern gesponnen werden. Malick berührt damit schon fast die Transzendenz, die Darren Aronofsky in THE FOUNTAIN unterstellt wird und beschreitet damit einen Weg, . . . → Kritik: The New World (2005)
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