Hostage (2005) – Entführt

HostageActionreiches und verwickeltes Geiseldrama mit Bruce Willis als getroffenem Helden, erbarmungsloser Brutalität und untypischem Verlauf.

Polizist Talley (Bruce Willis) ist Chefunterhändler bei Geiselnahmen, bis er den Tod einer Familie nicht verhindern kann und fortan als Polizeichef in einem Kaff sein Dasein fristet, freiwillig. Wieder kommt es zu einer Geiselnahme, nur verläuft alles ganz anders. Die Bande brutaler Jugendlicher, die sich das falsche Haus für ihren Einbruch ausgesucht hat, ist in sich schon ein Pulverfass. Die von ihnen genommenen Geiseln rufen noch andere Verbrecher auf den Plan und so gerät Talley massiv zwischen die Fronten. Der Film entwickelt sich im Hauptteil in viele Richtungen gleichzeitig, so dass etwaiger Realitätsverlust im Handlungsfortlauf kaum auffällt. Äußerst spannend und unberechenbar manövriert HOSTAGE die Geiselnahme in ein immer auswegloser werdendes Fiasko. Dabei hat der an sich friedfertige Unterhändler mit immer mehr Bösewichten zu tun, deren Null Toleranz Attitüde ihn zu einem gefährlichen Drahtseilakt drängt, denn außer ihm scheint sich keiner eingefunden zu haben, um zu verhandeln.

War der Jugendliche Mars (Ben Foster) über lange Zeit hinweg die beängstigendste und unberechenbarste Figur des Films, lösen ihn gegen Ende sehr viel berechenbarere aber auch konsequentere Gestalten ab, deren knappe und minimalistische Inszenierung deutlich zu ihrer Bedrohlichkeit beiträgt. Dies ist auch bitter nötig, denn die Psyche von Mars lässt ihn genauso wie seine Überzeugungskraft im Stich, wodurch er zum schablonenhaften Monster mutiert. Die Actionszenen sind abgesehen von aufwendigen Feuereffekten schon oft gelaufen, die Bilder mancherorts nicht groß genug für den Pathos von Musik und Zeitlupe, was albern wirkt. Insgesamt aber hat HOSTAGE einen anderen Rhythmus als genretypische Streifen, wirkt verlorener und scheint kaum in einer heilen Welt verhaftet zu sein. Die aufwendigen und eigenwilligen Eröffnungstitel in Rot und Schwarz lassen schon Unheilvolles erahnen. Dies bringt der Film dann auch zur Genüge, was selbst den eisernen Nerven von Talley bzw. Willis zusetzt.

Insgesamt handelt es sich um einen sehr interessanten weil erfrischend anders gedrehten Geiselfilm, der Druck aufbaut und zum Weitersehen zwingt. Auf der anderen Seite bleiben die Rollen ziemlich an der Oberfläche, was den Film arg in ein physisches Reaktionsschema drängt. Was am Ende bleibt ist der sich verflüchtigende Eindruck von Ohnmacht gegenüber der gezeigten Gewalt.

Information:

Engl. Titel: Hostage

USA 2005

Dauer: 113 Minuten

Regie: Florent Emilio Siri

Drehbuch: Robert Crais (Buch), Doug Richardson (Drehbuch)

Darsteller: Bruce Willis, Kevin Pollak, Jimmy Bennett, Michelle Horn, Ben Foster, Jonathan Tucker, Marshall Allman

Genre: Action

Im Kino ab: 17.03.2005

Im Web:

Hostage in der IMDb

Bilder und Trailer zur Filmkritik von Hostage auf der offiziellen Website

Hier gehts zum ganzen Film: HOSTAGE

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