Highschool-Noir: Spielerischer Filmgenuss mit Joseph Gordon-Levitt.
Ein sehr selbstreferenzielles Filmkonzept verfolgt der äußerst außergewöhnliche und bemerkenswerte Film BRICK von Drehbuchautor und Regisseur Rian Johnson (LOOPER). Der im Highschool – Milieu angesiedelte Neo-Noir schickt ungewöhnlich junge Akteure in vollkommen untypischen, modernen und genrefremden Settings in kriminalistische Verstrickungen rund um Drogen, Mord und Liebe. Viele Szenen erscheinen so, als handle es sich um ein Schulprojekt der Theatergruppe – jedoch bricht die so hervorgerufenen Verfremdung keinesfalls die Diegese und den Ernst des Films. Stattdessen spielt BRICK so gekonnt mit der Künstlichkeit des Noir-Genres und kostet genüsslich die stark überzeichneten Archetypen aus.
Brendan (Joseph Gordon-Levitt) spielt in seiner Schule die Rolle eines distinguierten Außenseiters, dem auf Wunsch sämtliche Türen zur selbsternannten Elite der Highschoolkids offen stünde, würde er nur wollen. Zusammen mit seinem loyalen Nerd-Partner „The Brain“ (Matt O’Leary) untersucht er den Mord an seiner großen aber zerflossenen Liebe Emily (Emilie de Ravin), unter Ausschluss der Polizei. Letzteres ist nicht nur aus dramaturgischer Sicht, sondern auch aufgrund des schmalen Budgets und der gesamten Ästhetik des Films eine sehr kluge Entscheidung. So verbleiben Erwachsene ganz am Rande des von den Schülern erschaffenen Dunstkreises aus internen Zugehörigkeitsgesetzen und Verhaltensregeln, welche dergestalt viel intensiver erlebbar gemacht werden. Dennoch unterlässt es die Inszenierung nicht diesen ambitionierten Kosmos eines jugendlichen Erwachsenenspiels zu brechen. Wenn etwa der berüchtigte (jugendliche) Untergrund Drogenboss The Pin (Lukas Haas) plötzlich von seiner Mutter geknuddelt wird und Apfelsaft vorgesetzt bekommt, wird sein geheimnisvoller Gentlemanauftritt zwar massiv in Frage gestellt, sein Charakterspiel aber umso deutlicher unterstrichen.
Der Lidstrich von Theaterstar Kara (Meagan Good) besorgt in etwa die gleiche Funktion und lange Zeit ist Brendan nicht klar, wer genau die Femme Fatale ist, die ihn in diesem Spiel nasführt. Unerschrocken rüttelt er am Baum der Intrigen, um in bester Detektivmanier erstmal eins auf die Nuss zu bekommen, wodurch er aber dem Mordkomplott immer näher kommt. Unerwartete Schützenhilfe erfährt er dabei von der schönen Laura (Nora Zehetner), die ihm unter die Arme greift, als seinem malträtierten Körper immer mehr die Sinne schwinden. Schließlich gerät er ins Kreuzfeuer von Drogensyndikat und anderen Mächten, die skurrile Gestalten wie den Schläger Tugger (Noah Fleiss) auf ihn ansetzen.
BRICK begeister auf ganzer Linie, von den gezupften Samurai-Film-Melodien bis hin zu Western Showdowns und all den anderen inszenatorischen und inhaltlichen Anleihen der coolen Genres. Als wahrlicher Film Film lebt er nicht nur vom Spaß am Spiel, sondern kann zudem mit einem überraschenden Drehbuch, durchdachten Charakterisierungen und dem nötigen inneren Drama Punkten, das all die Spielereien davor bewahrt zum Selbstzweck zu geraten und über sich selbst zu stolpern. BRICK ist nicht von der zwingenden Intensität eines wirklichen Film Noirs, sondern schwelgt mehr im Spiel dieser Elemente, die gebrochen und dadurch ausgestellt werden. So gesehen schafft er etwas Neues und wird zu einer Art Genre Genre-Film. Unbedingt anschauen!
Ähnliche Filme:
Black Dahlia, Chinatown, Lady in the Lake, The Goonies
Information:
USA 2005
Dauer: 110 Minuten
FSK: 12
Regie: Rian Johnson
Drehbuch: Rian Johnson
DoP: Steve Yedlin
Musik: Nathan Johnson
Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Noah Fleiss, Nora Zehetner, Lukas Haas, Emilie de Ravin, Noah Segan, Richard Roundtree, Meagan Good, Brian White, Matt O’Leary
Genre: Film Noir, Thriller, Jugendfilm, Highschoolfilm
Im Kino: 21.09.2006
Im Web:
[amazon_link id=“B000VJ2D2S“ target=“_blank“ container=““ container_class=““ ]Brick DVD kaufen[/amazon_link]
Copyright Bilder und Trailer: Senator, Focus Features
Vertrieb DVD: Universum