Silver Linings (2012)

Silver Linings PlakatWirr und irr: Jennifer Lawrence und Bradley Cooper im Tanzding ihres Lebens!

Was Jennifer Lawrence in WINTERS BONE vor zwei Jahren eindrucksvoll unter Beweis stellte war, dass sie trotz junger Jahre vollkommen überzeugend in einer komplexen und feinfühligen Rolle vor der Kamera agieren kann und zudem einen guten Film zu einem Weltklasseereignis macht. Mit ihren folgenden Engagements und spätestens nun mit ihrer Rolle der Tiffany in SILVER LININGS macht die Frau mit der forschen Stimme und laxen Art klar, dass in ihren Rollen stets ein unverwechselbarer Jennifer Lawrence Kern steckt –  resolut, dennoch zärtlich und durch und durch menschlich. Ohne die optische Perfektion einer Natalie Portman und den Sexappeal einer Sofie Marceau verfängt sich die Schönheit bei Lawrence in den gut abgestimmten Bewegungen des Charakters. Man kann nur hoffen, ihr schneller Aufstieg zum Superstar im Filmgeschäft hat mit SILVER LININGS nicht bereits den Zenit erreicht – wenngleich es schwer sein wird, erneut eine so sympathische Rolle zu ergattern.

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Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Pat (Bradley Cooper) hat sich manchmal einfach nicht im Griff, seinem Vater (Robert de Niro) geht es ähnlich.

An der Seite von Pat (Bradley Cooper), der gerade einer Nervenheilanstalt „entnommen“ wurde, ist eigentlich gar kein Platz für Tiffany (Jennifer Lawrence), obwohl sie wie Pat nicht mehr alle Latten am Zaun zu haben scheint. Pat, als neu getrimmter Mensch, ist davon überzeugt, seine zerstörte Ehe mit Ex Nikki wiederherstellen zu können, wenn er nur positiv genug denke. Warum er unbedingt Nikki zum Ziel seiner Wünsche und damit zum silbernen Streifen am Horizont machen will, bleibt recht unklar. Schließlich hat gerade sie den entscheidenden Anteil dazu beigetragen, dass Pat nicht mehr ganz rund läuft und sorgt noch immer als eine Art MacGuffin für jede Menge Turbulenzen. Fortan versucht der teils unter Medikamenteneinfluss und akustischen Halluzinationen leidende Mann, der nun wieder bei seinen Eltern (Robert De Niro und Jacki Weaver)  wohnen muss, eine Strategie fürs Normalsein zu entwickeln. Da er sich aber nächtens mit Hemingway streitet, tagsüber in einer Mülltüte an all jene Orte läuft, die laut richterlichem Beschluss für ihn tabu sind und zwischendurch auch noch mit der nymphomanen Witwe Tiffany zum Müsli abhängt, überrascht es nicht, dass die Polizei zum Running Gag und die Gefahr einer Neueinweisung immer akuter wird.

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Augenschmaus: Tiffany (Jennifer Lawrence) will Pat (Bradley Cooper) und Pat will Müsli.

Diese wirre und teilweise ziellose Story könnte einen Reigen fantastisch absurder Bilder heraufbeschwören, wäre der Film von Michel Gondry gemacht. Unter der Regie von David O. Russell (THE FIGHTER) jedoch entsteht eine wunderschöne und durchaus realitätsnahe Romanze – wenngleich gebettet in absurden Federn – die zum herzhaften Lachen einlädt. Nicht selten wirft SILVER LININGS hierbei einen sehr tröstenden Blick auf unser aller verkorkstes Leben, denn die Geschichte nach der Vorlage von Matthew Quick entpuppt sich trotz aller Spinnerei als versöhnliche Akzeptanz eines Daseins, das je angenehmer wird, je mehr sich der Mensch der Heuchelei entledigen und dem Irrsinn hingibt. Diesem losen roten Faden folgend verliert sich der Film nicht selten, schweift ab und kommt dramaturgisch fast zum Stillstand, ehe das große Finale alle Figuren wieder auf die Spur bringt.

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Soziologie jenseits dem Herr der Fliegen: Tiffany plant ein ganz großes Ding und Pat hopst mit.

Trotz vieler Geschichten, Nebenhandlungen und musikalischer Auszeiten behält der Film einen sehr hohen Unterhaltungswert, beschreitet leichtfüßig Wege, die ihn zwischen Komödie, Satire, Liebesfilm und Familiendrama pendel lassen und bleibt doch stets auf einem sehr eigenen und schönen Pfad. Allein schon wegen der Szenen zwischen Lawrence und einem nicht minder fantastischen Cooper, muss man diesen Film gesehen haben, dessen herrlich stiller Humor den Grenzen der Leinwand nachhaltiger entsteigt als jedwedes 3D Kino. Nach der Vorstellung von SILVER LININGS sieht ein jeder den silbernen Streifen am Horizont, eine Weile zumindest, und vollkommen ungeachtet der winterlichen Dunkelheit. So wird das Kinojahr 2013 also – wie das Vorjahr mit ZIEMLICH BESTE FREUNDE – erneut mit einem Feuerwerk an Lebensfreude eröffnet!

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Nicht ganz unschuldig: Pats Eltern (Jacki Weaver, Robert De Niro) betrachten Pats „Normalisierung“ kritisch.

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Copyright Bilder und Trailer: Senator

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