Witzig, rasant, charmant, gefühlvoll: Ein Neujahrsknaller im Kino, den man nicht verpassen sollte.
Driss (Omar Sy) ist arbeitslos und hat nur bedingt den Wunsch diesen Umstand zu ändern. Der meist bestens gelaunte Hüne aus der Pariser Banlieu klaut lieber, als einen dämlichen Job anzunehmen. Sehr zum Leidwesen seiner Mutter, bei welcher der erwachsene Mann noch immer wohnt. Doch dann spitzt sich die Lage für ihn zu und die unerwartete Rettung ist das Jobangebot des gelähmten Philippe (Francois Cluzet), der Driss nicht die Freude gönnt, weiterhin Geld zu kassieren ohne zu arbeiten. Als Pfleger eines „stinkreichen Krüppels“ rutscht der unbekümmerte Kleinkriminelle so urplötzlich in eine ganz ungewohnte Welt – und Verantwortung. Den nötigen Ernst lässt er zwar weiterhin oft vermissen, seine unorthodoxe Art jedoch bringt den zynisch lethargischen Philippe zurück ins Leben und zur Freude.
Was wie ein Märchen mit wenig Tiefgang aussieht, geht auf eine wahre Geschichte zurück, die den Regisseuren Toledano und Nakache in Form eines Dokumentarfilms begegnete. Ganz am Ende zeigt der Film den echten Pfleger Abdel mit dem gelähmten Philippe und bestätigt somit zumindest den Kern jener Geschichte, die in den vorangegangenen 110 Minuten für ausgelassene Heiterkeit, kindliche Freude und rührendes Kribbeln sorgte. Nur sehr selten kommt der Humor der einfachen Szenen aus dem Takt und die Pointen sitzen fast immer. Genauso gekonnt umschiffen die ruhigen Momente stets die Pathetik, trotz sentimentaler Untiefen. Neben einer rhythmisch hervorragenden Regie ist es wohl vor allem den grandiosen Darstellern zu danken, dass dieses einfache Stück Film so viel mehr ist als Fernsehklamauk oder Märchenschnulze. Und auch wenn es für Cluzet eine besondere Herausforderung war, lediglich mit seinem Gesicht spielen zu dürfen, so ist doch Omar Sy der Star von ZIEMLICH BESTE FREUNDE. Von unbeschwert bis bekümmert versprüht seine Körpersprache genug Emotionen für beide. Er sprintet meisterhaft in Nullkommanichts auf Hundert und fördert die belebende Rasanz der Komödie nicht nur, wenn er am Steuer von Philippes teurem Maserati durch den Großstadtverkehr heizt, mit einem Grinsen so breit wie der Kühlergrill.
Freilich hat auch sein Humor Grenzen. Die Körperpflege eines alten Mannes läuft dem vorgeblich harten Vorstadtgangster mehr als zuwider. In mancherlei Hinsicht verhilft der rücksichtslose Macho Driss seinem gelähmten Widerpart so aber auch zu etwas mehr Würde; und erhält im Gegenzug Beständigkeit und Vertrauen. So gesehen passen die konträren und auch stark überspitzen Charaktere sehr gut zusammen. Gewiss könnte man dem Film vorwerfen flach und unbekümmert zu sein, sich vornehmlich in ansprechenden und einfachen Oberflächen zu ergehen, dramaturgisch, optisch und akkustisch (Einaudi). Aber schließlich will dieser Film auch banale Lebensfreude gegen tiefsinnige Trauer setzen. Und das gelingt wahnsinnig gut, weil Cluzet ein Spielfeld zwischen herrisch und verletzlich eröffnet, in dem Omar Sy zur echten Freude wird.
Ähnliche Filme:
Crazy, Stupid, Love., Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs, Ganz oder gar nicht, Rain Man
Information:
Fran. Titel: Intouchables
Frankreich 2011
Dauer: 110 Minuten
FSK: 12
Regie: Eric Toledano, Olivier Nakache
Drehbuch: Eric Toledano, Olivier Nakache
DoP: Mathieu Vadepied
Musik: Ludovico Einaudi
Darsteller: François Cluzet, Audrey Fleurot, Omar Sy, Clotilde Mollet, Anne Le Ny , Alba Gaia Bellugi, Cyril Mendy, Christian Ameri, Marie-Laure Descoureauax, Grégoire Ostermann
Genre: Komödie, Tragik-Komödie
Im Kino: 05.01.2012
Im Web:
Ziemlich beste Freunde in der IMDb
Bilder und Trailer zur Filmkritik von Ziemlich beste Freunde auf der offiziellen Website
Bei Amazon:
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Copyright Bilder und Trailer: Senator Filmverleih
Vergesst Hollywood – vergesst den Oscar sagt:19. Januar 2012 um 11:21DAS ist echtes Kino! Dieser Film ist so grandios, dass er schon über Hollywood steht! Humorvoll, tragisch, sozialkritisch… dieser Film saugt bei den Zuschauern sämtliche Emotionen auf und verwandelt sie in positive Energien.
The Descentents wird diesem Film noch nicht mal annähernd das Wasser reichen können. Clooney sollte voller Ehrfurcht seinen Golden Globe an diese beiden Hauptdarsteller weiterreichen und eingestehen, dass er ihn nicht verdient hat!
Ein klasse Film. Der beste, den ich je gesehen habe. Warum kommst so etwas so selten, denn irgend ein Schrott läuft ja immer und bekommt auch noch Preise.
@bibi: solche Filme, davon gibt es schon ein paar in Frankreich (ok der hier übertrifft wirklich alle) nur dass man recht wenig ausserhalb Frankreichs darüber spricht, sobald es nicht gerade 10 Millionen Kinobesucher hat.
Viele gute franz Filme schaffen es leider aus Marketing Gründen nicht über die Grenze, wie es andersrum ebenfalls der Fall ist, und das ist schade.
Für den 0815 Kinobesucher ist sowieso nur das gut, das aus Hollywood kommt.
Ich habe den auch auf deutsch angeschaut, da ich sehen wollte wie sie den übersetzt haben. Es ist gut gelungen, die haben fast das Beste drausgeholt was möglich gewesen ist.
[…] Jetzt lief also der Film schon, es waren noch genügend freie Plätze vorhanden und ich wollte nicht mehr im Dunkel im richtigen Filmsaal herum irren. Ich dachte mir, bleib hier und schaue dir diesen Film in diesem Saal an. Es handelte sich hierbei um den mit guten Kritiken bedachten französischen Spielfilm “Ziemlich beste Freunde” (Beschreibung). […]
[…] 2501.eu Teilen Sie dies mit:E-MailDruckenFacebookTwitterGefällt mir:Gefällt mirSei der Erste, dem diese(r) Artikel gefällt. […]