Pusher (1996)

pusher plakatEmbeded Fiction Reporting: Gangstertragödie ohne Tränen.

Ausweglos ist die Welt für Pusher Frank (Kim Bodnia), nur er weiß es nicht, bis ganz zum Ende weiß er es nicht und Regisseur Winding Refn lässt seine uneinsichtige Hauptfigur einfach nicht zur Vernunft kommen. Als Pusher bringt Frank die Drogen an den Mann; auf eigenes Risiko kauft und verkauft er und steht dabei in der Schusslinie von Polizei und all jenen unlauteren Berufsgenossen, die dringend Geld oder Drogen brauchen und dafür alles tun würden. „Ich könnte alles machen, ich hab nur keinen Bock darauf“, sagt Franks Freundin Vic (Laura Drasbæk) , als dieser sie einmal mehr für ihren Job als Prostituierte tadelt. Die Aussage trifft wohl auf fast alle Figuren des unprätentiösen Gangsterfilms zu, doch de facto kann keiner aus und jeder ist gefangen in einer Spirale aus Gewalt, Drogen und Angst, die jeden Tag näher zum schwarzen Loch in ihrem Inneren führt.

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Frank (Bodnia, rechts) mit seinem Totalausfall-Freund Tonny (Mikkelsen, links)

Was in seinem Kopf vorgeht, ob er sich fürchtet und was er vorhat, das verrät Frank nicht. Oftmals verharrt die stets bewegte und begleitende Kamera auf seinem versteinerten Gesicht, nur die Augen verraten Emotionen, ansonsten bleibt er für die Kamera so unnahbar wie für seine Freundin. Überhaupt sei sie gar nicht seine Freundin, sei ja schließlich nur ein Flittchen, gesteht er seinem Partner Tonny (Mads Mikkelsen). Und selbst dieser Rüpel, der alle ernsthaften Nachrichten des Lebens ausblendet und sich mehr für „Sport im Zweiten“ interessiert, bemerkt, dass hinter Franks harter Schale noch ein Mensch steckt, dem, anders als ihm selbst, nicht alles scheißegal ist. Dass er seinen Protagonisten eine Woche lang auf Schritt und Tritt begleitet gibt PUSHER einen dokumentarischen Anstrich, der wiederum deshalb so echt wirkt, weil die Erzählerstimme fehlt und verschwindende Schnitte eine Echtzeit vorgaukeln. Gespannt folgt man Frank auf unzähligen Wegen, ohne die geringste Ahnung zu haben, was er vorhat oder wer ihn hinter der nächsten Ecke abfangen wird. Trocken werden nur die Namen der Wochentage als Kapitelüberschriften eingeblendet – und jeden Tag wird es schlimmer. Schlimm ist es auch mit anzusehen, wie der Held im entscheidenden Moment immer wieder versagt, verarscht wird und allen Anstrengungen zum Trotz verlieren muss. Klar sehen wir ihn auch austeilen und seine Nehmerqualitäten zwingen einem Respekt ab. Doch irgendwann verwandelt sich seine emotionale Härte in kindische Naivität und ganz plötzlich erweckt der härteste Kerl von allen Mitleid.

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Greift nur ungern zur Waffe: Frank wird in die Enge getrieben.

Mit minimalen Mitteln, einem recht überschaubaren Schauspielerensemble und begrenzten Drehorten gelingt es Winding Refn einen packenden Film zu inszenieren, der ohne überzogen stilisierte Gewalt und exzessiven Waffengebrauch hervorragend funktioniert – selbst über zwei Stunden. Die wortlos distanzierte Haltung, welche die Erzählung zur haarsträubenden Handlung einnimmt, erweist sich als feine Beobachtung und stille Reflektion einer brutalen Welt, die immer noch von einem Rest Menschlichkeit geschultert wird. Klasse gespielt, klug inszeniert, sehenswert!

Ähnliche Filme:

Pusher 2 und 3, Layer Cake

Information:

Dänemark

Dauer: 105 Minuten

FSK: 16

Regie: Nicolas Winding Refn

Drehbuch: Jens Dahl, Nicolas Winding Refn

DoP: Morten Søborg

Musik: Povl Kristian, Peter Peter

Darsteller: Kim Bodnia, Zlatko Buric, Laura Drasbæk, Slavko Labovic, Mads Mikkelsen

Genre: Gangster, Tragödie

Im Kino: 30.08.1996

Im Web:

Pusher in der IMDb

Bilder und Trailer zur Filmkritik Pusher auf der offiziellen Website

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Copyright Bilder und Trailer: magnolia

 

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