Warrior (2011)

Warrior PlakatTitanic für Männer: Leiden, Kämpfen und Heulen in einem hochdramatischen Kämpferfilm mit Starbesetzung.

Sie reden zwar, die Männer in WARRIOR. Und das was sie sagen richtet nicht selten weniger an, als ein Knock Out. Aber noch viel mehr sagen sie, wenn sie nicht reden. Wenn sie dasitzen und schauen. Wenn sie beleidigt sind, auf den Boden starren oder mit dem Rücken zur Wand stehen. Wenn ihnen nur noch das Kämpfen bleibt, als Ausflucht aus einer verfahrenen Situation voller unglücklicher Gefühle und Enttäuschungen. Das Kämpfen ist ihr eigentlicher Ausdruck und ihre Therapie, denn hier begegnen sie ihren größten Ängsten. Und beim Kämpfen verletzten sie sich weit weniger als mit den Worten, die nicht in der Lage sind ihre wahren Wunden zu zeigen, die nicht in der Lage sind zu versöhnen und dem geliebten Körper zu vergeben. Drei Männer schickt Regisseur und Drehbuchautor Gavin O‘Connor in den Ring. Drei Männer, die einander nicht mehr viel zu sagen haben, die Fehler begannen haben und die sich nichts sehnlicher wünschen, als dass ihnen vergeben wird.

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Nur im Sitzen auf gleicher Augenhöhe: Der geläuterte Vater (Nick Nolte) trifft auf den verlorenen Sohn (Tom Hardy).

Gleich die erste Dialogszene zwischen dem verlorenen Sohn Tommy (Tom Hardy) und seinem inzwischen trockenen Vater Paddy (Nick Nolte) ist gespickt mit so vielen sarkastischen Tiefschlägen und frustrierter Resignation, dass man fälschlicherweise meint der Zenit des Dramas sei bereits nach zehn Minuten überschritten und von da an könne es nicht mehr schlimmer kommen. Diese Welt ist so kalt und kantig wie Paddys tadellos gepflegter Oldtimer, der in etwa genau so viel Wärme ausstrahlt, wie Tommy in seiner Jugend erfahren haben dürfte. Einer Jugend, in der sein alkoholkranker Vater seine Mutter aus dem Haus prügelte, mitsamt Tommy. Beim Vater blieb Bruder Brendan (Joel Edgerton). Inzwischen ist alles was gut war zwischen den Dreien gestorben und jeder versucht auf seine Art mit den Wunden umzugehen. Tommys Vergangenheit bleibt lange schleierhaft, doch schnell wird klar, dass er nicht zurück kann – wie keiner von ihnen. Zur gleichen Zeit gerät Brendan, der als einziger eine Familie hat und als normaler Mensch aus dieser Misere hervorgegangen scheint, in eine finanzielle Notlage und der Zufall lässt die beiden Brüder in einem hoch dotierten Mixed Martial Arts Wettbewerb aufeinandertreffen.

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Softy Hardy: Haufenweise Muskeln und Verbitterung.

Was da tatsächlich aufeinandertrifft, enthüllt der Film in klug inszenierten und bestechend gespielten Szenen, die schmerzhaft zwischen die Vorbereitungszeit und die ersten Kämpfe gestrickt sind. Beim Springen zwischen den Brüdern – mit unnötigem Splitscreen – präsentiert der Film bald den einen zum Mitfühlen, dann den anderen zum verbittert Sein – schließlich erlebten sie die erschütternden Ereignisse ihrer Kindheit aus verschiedenen Perspektiven. Einfache Bilder und Handkamera halten den wachsenden Pathos und die gefährliche Sentimentalität ebenso fest im Griff wie die unspektakulär inszenierte Allegorie vom Kampf zwischen Beethoven und Ahab. O’Connor beweist ein sagenhaftes Talent für großes Gefühlskino,
Copyright Bilder und Trailer: Universum

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