Konstruiert und realistisch: Bayerische Komödie zum Lachen und Wundern.
Wieder einmal in der bayerischen Provinz und einmal mehr eine Komödie! Vereinzelte Publikumslieblinge scheinen den Weg für einen ganzen Herstellungshighway ins ländliche Bayern geebnet zu haben, Produktionen setzten immer gerne auf Bewährtes und Förderanstalten sowieso. Das Resultat: Bayern wird lustig.
Die zu erzählende Geschichte im Regiedebüt von (Schauspieler) Christian Lerch handelt von der Baumgart Familie mit ihren drei Buben, die unterschiedlicher nicht sein könnten und alles andere als eine Familiengemeinschaft bilden. Der sich
in Parallelhandlungen auffächernde Film thematisiert aber auch Geld, Natur und allerlei Zwischenmenschliches, was nicht zuletzt die Ehe betrifft. Gar nicht so komisch ist es mit anzusehen, wie Vater Baumgart (Heinz Josef Braun) mit seiner Frau (Johanna Bittenbinder) umgeht – besser als mit seinen zugegebenermaßen nicht ganz einfachen Söhnen aber immerhin doch. Langwierige, peinliche und unangenehme Momente erinnern mehr an eine Millieustudie mit etwas Sarkasmus denn an komödiantische Ausgelassenheit und kontrastieren stark mit den rahmenden Szenen einer sich überschlagenden Handlung voller Absurditäten. Von Versicherungsbetrug und Ökoprotest bis zu Sabotage und Panzereinsatz wird derart viel geboten an diesem Tag im Nirgendwo, dass die
Protagonisten nicht müde werden ihre Verwunderung auszudrücken. Gar soviel passiert, dass auch der Zuschauer sich wundern muss, wohin das Ganze denn führen soll. Denn für ein atemloses Helter Skelter voll verzückender Aufgeregtheit ist der Film zu realistisch, zu ernst und zu wenig dicht, wohingegen die durchaus passende Nachdenklichkeit zu diffus im Raum hängt, um irgendetwas anderes zu wollen. Schließlich ist WAS WEG IS, IS WEG eine bunte Collage voller zündender Einfälle und wehmütiger Reflektionen, die es nicht immer schafft Nutzen aus ihrer gewollten Konstruiertheit zu ziehen.
Das Fehlen einer klaren Haupthandlung trägt ebenso wie das nicht immer perfekte Gefühl für den richtigen Moment in Inszenierung und Schnitt dazu bei, dass dem Film das Packende fehlt. Stattdessen wirkt manch liebevolles Detail aufgesetzt und zu sehr ausgestellt, was zwar mit Sicherheit zum erwünschten Verständnis, aber ebenso sicher zur Offenlegung der eigenen Ambition führt — was Charme kostet. Als die Aerobic Queen Gini (Nina Proll) den Vokuhila Rowdy Hansi (Maximilian Brückner) ob eines schlechten Witzes rügt, fragt sie ihn, ob er eine lustig Semmel gegessen habe. Die Szene ist im Film ebenso wenig komisch wie in einer bayerischen Wirklichkeit, wo derlei Sprüche tatsächlich stattfinden. Nur kann dieser Spruch dort einwandfrei als ein Affront erkannt werden, wohingegen er sich im Kino zwischen trocken realistischer Darstellung auf der einen und überspieltem Klamauk auf der anderen Seite zerreißt und unentschlossen zwischen beidem hängen bleibt. Mit diesem Manko haben recht viele Szenen zu kämpfen, die dann irgendwie antriebslos wirken, eben weil das Bayerische selbst nicht zum Thema wird, was an sich gut tut. Dennoch darf in WAS WEG IS, IS WEG auch herzhaft gelacht werden, die Ideen sind stellenweise famos und für einen Moment scheint es fast, als hätte all das Tohuwabohu die Menschen im Tieferen verändert…fast.
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Information:
Deutschland 2012
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FSK: 12
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Drehbuch: Christian Lerch
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DoP: Stefan Biebl
Musik: Jakob Ilja & Mathias Kellner
Darsteller: Florian Brückner, Mathias Kellner, Maximilian Brückner, Marie Leuenberger, Siegfried Terpoorten, Johanna Bittenbinder, Heinz-Josef Braun, Jürgen Tonkel, Nina Proll, Johann Schuler, Jess Jochimsen
Genre: Komödie
Im Kino: 22.03.2012
Im Web:
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