Männerbmärchen: Lieber steif im Schritt als Steiff im Ohr…
In einer kitschig drapierten, unheilen und politisch unkorrekten Welt in den 80ern wünscht sich der kleine Außenseiter John einen Freund zum Spielen. Sein Wunsch geht in Erfüllung und sein Teddy erwacht zum Leben. Die Welt ist begeistert, aber irgendwann nicht mehr. Dann ist der kleine John 35 (Mark Wahlberg) und der Teddy ein versautes Wollknäuel. Was nun beginnt ist eine Parabel auf ganz spätes Erwachsenwerden, auf das Loslassen vom Kind im Mann – aber nur, weil sie es so will. Sie, das ist Johns Freundin Lori (Mila Kunis), also die Frau zwischen ihm, seiner Bong und Teddy. Wie in zahlreichen Filmen dieser Art muss der Kindskopf irgendwann Verantwortung übernehmen – ja will es vielleicht sogar, ein bisschen zumindest. Anders als in mehr realistisch angelegten Buddy-Liebes-Komödien dieser Art, verhält sich die Welt in TED aber herrlich daneben.
TED ist nicht nur lustig, TED ist auch kritisch und unterhält mit seinem teilweise äußerst schwarzen Humor fabelhaft. Aber TED ist auch kindisch, meilenweit unter der Gürtellinie und letztendlich doch wieder dramaturgisch weichgespültes Kino. Aber gut eine Stunde lang verläuft dieser Film sehr anders und haut auf die Kacke, wo es nur geht, im wahrsten Sinne des Wortes. Bei der mit Schimpfwörtern und Fäkalien gespickten Sprache muss man sich irgendwann zwangsläufig Fragen: Wer kommt auf all den (lustigen) Scheiß?
Regisseur, Autor und Sprecher von TED ist Seth MacFarlane, der zugleich Macher des FAMILY GUY ist – also vorbestraft. So wird auch die deutsche Stimme des Teddy von Jan Odle gesprochen, der ebenfalls den FAMILY GUY synchronisiert. Diese Stimme ist es, die nicht nur John die Angst vor Donner nimmt, sie ist es auch, die zwanghaft versucht den oberkrassen Kindergartenquatsch seiner frühen Jugend als identitätsstiftendes Merkmal zu konservieren. Das Resultat ist ein Schwelgen in den 80ern, von Flash Gordon bis Knight Rider. Aktuelle Stars des Showbiz und öffentlichen Lebens erfahren hingegen weitaus weniger Achtung und werden pausenlos durch den Kakao gezogen.
Die Stimmung des Films changiert zwischen vorhersehbarer Langeweile bei den obligatorischen (Gefühls)Szenen – die für die Standartdramaturgie durchgekaut werden müssen – und den furztrockenen und aus dem Nichts servierten Brüllern, die zum Glück nicht in der Unterzahl sind. Insgesamt überrascht es doch einigermaßen, wie treffend ein Film über einen Mann, der Flash Gordon liebt aber Angst vor Donner hat, der Idiotie in der Welt und in uns selbst auf den Zahn fühlen kann. Doch in fast jedem Tabubruch, sei es in puncto Rassismus, Homosexualität oder schlichter Körperlichkeit, steckt ein frecher Gedanke, der sich im Gelächter geschickt in die Welt schmuggelt.
Ganz am Ende und nach einer großen Nase voll Schnulze erlaubt sich TED dann doch noch ein wenig auszubrechen und lässt sich zumindest nicht ganz in die erwünschte Formel für Läuterungskomödien stecken – er ist ja schließlich auch ein Männermärchen. Wie in all den anderen Filmen unerwachsener Erwachsener werden aber auch hier die obligatorischen Kernthemen verhandelt, denn was gibt es schöneres als Kiffen, Party und Sex? Naja, eins gäbe es da schon noch: Einen Apache Kampfhubschrauber…
Ähnliche Filme:
Beim ersten Mal, Shaun of the Dead
Information:
USA 2012
Dauer: 106 Minuten
FSK: 16
Regie: Seth MacFarlane
Drehbuch: Seth MacFarlane, Alec Sulkin, Wellesley Wild
DoP: Michael Barrett
Musik: Walter Murphy
Darsteller: Mila Kunis, Mark Wahlberg, Giovanni Ribisi, Jessica Stroup, Patrick Warburton, Seth MacFarlane, Joel McHale, Laura Vandervoort, Melissa Ordway, Aedin Mincks, Ralph Garman, Ginger Gonzaga, Alexandra East, Jessica Barth, Chanty Sok
Genre: Komödie, Buddy Movie, Liebeskomödie
Im Kino: 02.08.2012
Im Web:
Bilder und Trailer zur Kritik von Ted auf der offiziellen Website
Copyright Bilder und Trailer: Universal