Step Up: Miami Heat (2012)

Step Up 4 Miami Heat PosterVirtual Modern Märchen Art: 3D Tanzknaller mit fetter Musik, Cinderella Charme und explosiver Körperfreude.

Das Intro von STEP UP: MIAMI HEAT sieht aus, als hätte der Spielehersteller Rockstar seinen Erfolgstitel GTA mit nahezu perfekter Grafik als photorealistische 3D ins Kino gebracht. Fette Schlitten, heiße Bikini Pos, muskulöse Gangster, Graffiti Art und neu dazu: Street Dance. Auf die Knarren wird zwar verzichtet, geschossen wird trotzdem heftig und es knallt bis zum Anschlag. Eine Art Anschlag ist es dann auch, wenn die Underground Gang The Mob illegal den Ocean Boulevard in Miami in Beschlag nimmt, allerdings eher einer auf Augen, Ohren und gute Laune. Was hier geschieht ist, dass Tanz vom selbstgenügsamen Bewegungsspaß zum dynamisch haptischen Verkosten einer Jugendfantasie ausgebaut wird, die aus Fashion, Liebe, Freiheit, Kunst, Musik, Ruhm und all den anderen Dingen besteht, die eben geil sind, weil sie jeglicher Vernunft entbehren.

Step Up 4 Kathryn McCormick Ryan Guzman Bild
Dirty Dancing nicht zu knapp: Sean (Ryan Guzman) sorgt bei Emily (Kathryn McCormick) für das nötige Gefühl.

Die Figuren des Films sind reine Gesten der Coolness, von der Kleidung über die Sprache bis hin zur kleinsten Handbewegung der beneidenswert geschulten Körper. Die Orte, an denen sie sich aufhalten, untermauern dieses artifizielle Klischee hervorragend – aber eben darum geht es ja. Streckenweise verpasst die 3D Postproduktion den Gesichtern der (gedoubelten?) Tänzer einen derart perfekten Teint, dass sie dank ihrer ohnehin vorhandenen Stereotypenkonformität zu lupenreinen Computerspielcharakteren mutieren: Der Ablauf ist exakt vorgezeichnet und da die Mimik im wenngleich weich gezeichneten so doch grobmotorischen Pixelgesicht zu wünschen übrig lässt, erzählt sich die Cutscene durch exaltierte Körpersprache und emotionale Settings. Da STEP UP: MIAMI HEAT ebenfalls dieses Vorgezeichnete, dieses Choreographierte und vorzugsweise Körperliche verwendet, um seine Figuren in Szene zu setzen, entsteht eine unglaubliche Nähe zu virtuellen Identitäten, die inzwischen wohl schon die Vorbilder ihrer ehemals realen Vorgänger sind.

Step Up 4 The Mob Autos Bild
Wildes Rodeo: The Mob besticht durch bombastische Performances mit weit mehr als nur Tanz.

Sean (Ryan Guzman) ist Kellner in einem großen Hotel in Miami, doch eigentlich ist er der erste Tänzer von The Mob, einer Gruppe junger Künstler, die mit ihren selbst gefilmten Flashmobs in einem Youtube Wettbewerb als erste die 10 Millionen Hits Marke knacken wollen. Neben den Künstlern aller Couleur gibt es sogar Spezialisten für VFX und den Hacker Eddy (Misha Gabriel Hamilton), der die Flashmobs plant wie einen Banküberfall. Während The Mob zusehends zur Höchstform aufläuft, verliebt sich Sean in Emily (Kathryn McCormick), die Tochter genau jenes Mannes, der vorhat ihr Viertel platt zu machen, um ein Touristenressort zu errichten. Bald verliert die Jugendbewegung ihren Selbstzweck und die Aktionen werden zur Stimme des Protests – bei dem Sean und Emily zwischen die Fronten geraten.

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Der Spaß wird immer ernster: Vom Youtube Spaßmob zum politischen Protest.

Der Film besticht vor allem durch seine ungebremste Bewegungsfreude, wartet zu mehr als drei Viertel mit teilweise abenteuerlichen Choreographien auf und lässt die Beine im Kinosessel unruhig zucken. Viel mehr Wert als auf überraschende Wendungen in der klassischen Tanzfilmhandlung, wird auf die Ausarbeitung der Mobs gelegt, weswegen der Film selbst über weite Strecken zu einer Performance wird, die den Zuschauer zum Staunen bringt. Dazwischen bewegt sich die Handlung zumeist in zeitraffenden Sequenzen, für die emotionale Aufladung genügen allein vier Personen. Aber das reicht vollkommen, denn STEP UP: MIAMI HEAT steht für freudigen Überschwang, den Glauben an das Gute, die Unfehlbarkeit des Körpergefühls und für ein durch und durch geradliniges Menschsein. In einer gekrümmten Gesellschaft kann dies eben auch bedeuten die Regeln zu brechen und das wiederum heißt bei Beats wie Tambalands HANDS IN THE AIR jede Menge Spaß. Nur schade, dass ein großer Sportartikelhersteller zum Ende des Films all der zügellosen Lebensfreude gleich erfolgreich seinen Corporate-Knebel aufdrücken kann. Das raubt dem Film massiv an Charme. Pfui.

Ähnliche Filme:

Footlose, Street Dance, Dirty Dancing

Information:

Engl Titel. : Step Up Revolution

USA 2012

Dauer: 99 Minuten

FSK: 6

Regie: Scott Speer

Drehbuch: Jenny Mayer

DoP: Karsten Gopinath

Musik: Aaron Zigman

Darsteller: Stephen Boss, Kathryn McCormick, Ryan Guzman, Chadd Smith, Cleopatra Coleman, Misha Gabriel, Peter Gallagher

Genre: Tanzfilm, Musikfilm, Drama, Liebesfilm, Romanze

Im Kino: 30.08.2012

Im Web:

Step Up: Miami Heat in der IMDb

Bilder und Trailer zur Kritik von Step Up 4: Miami Heat auf der offiziellen Website

Copyright Bilder und Trailer: Constantin

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