Kaugummi-Film: Knallbunte Blase mit fruchtigem Geschmack, die nach dem Zerplatzen keine Spuren hinterlässt.
Robert Rodriguez hat noch einen draufgelegt auf seine SPY KIDS Reihe, und man will dem verspielten Film noch nicht einmal die kommerzielle Ausreizung vorwerfen. Warum nicht? Weil auch SPY KIDS 4D, wie allen anderen Rodriguez Filmen, der Spaß und der Enthusiasmus anzusehen ist, mit dem der inzwischen 43 jährige Allrounder seine Filme seit jeher macht. Wer Gefallen finden will am neuesten Abenteuer der Kinderspione in der actionreichen und vollkommen überzogenen Welt des OSS, der sollte entweder ebenso verspielt, gadgetgeil oder für Streiche aufgelegt sein wie die Protagonisten, oder aber deren Alter haben. Erfreulicherweise hält SPY KIDS 4D auch garantierte Lacher für Erwachsene bereit, so dass die Eltern im Kino nicht ganz ausgeschlossen werden und zu recht von einem Familienfilm die Rede sein kann.
Gar soviel Wert legte Rodriguez auf das Familienthema, dass die heimliche Spionin Marissa (Jessica Alba) in der ersten Szene gleich schwanger die bösen Buben jagt. Einen Augenblick und einen Zeitsprung später hat die Patchworkfamilie mit Vater (Joel McHale), den Geschwistern Rebecca (Rowan Blanchard) und Cecil (Mason Cook) und Marissa als Stiefmutter auch schon krabbelfesten Nachwuchs und Marissas Tage als Spion sind gezählt, denn nun hat die Familie Vorrang. SPY KIDS 4D mahnt unzählige mal an, dass Eltern mehr Zeit mit ihren Kinder verbringen sollten und was der Film vorlebt ist vielleicht die Art und Weise, wie Regisseur Rodriguez am liebsten mit seinen fünf Kindern tobt: Unkonventionell, begeisterungsfähig und völlig durchgeknallt. Dennoch hat Rebecca den Kummer über ihre verlorene Mutter zu bewältigen, weswegen sie es ihrer Stiefmutter nicht immer leicht macht. Um diesen sachten Konflikt spinnt der Film eine Geschichte, die den Geschwistern nicht nur den Wert ihrer neu gewonnen Supermami erkennen lässt, sondern stets dazu anhält positiv nach vorne zu schauen.
Die Handlung des Films ist dennoch kaum der Rede wert, denn vielfach Gesehenes wird nach alten Schemata neu verwurstet: Ein mysteriöser Timekeeper stiehlt den Menschen ihre Zeit und droht die ganze Welt einzufrieren. Nur Rebecca und Cecil sind clever und mutig genug seinem Rätsel auf die Spur zu kommen, den Fall zu lösen und die Welt zu retten. Neben dem kindgerechten Spionagewerkzeug erhalten die beiden humorvolle Unterstützung von Argonaut, dem etwas ungewöhnlichen Hund. Der im Englischen mit der Stimmer von Komiker Ricky Gervais versehene Spionageköter spricht gleichermaßen Erwachsene – mit seinem unverblümten Humor – und Kinder an – mit seinen eingebauten Gadgets – und übernimmt damit die heimliche Hauptrolle des Films. Lustig wird es bereits zu Beginn, als dem Zuschauer der Gebrauch der Rubbelkarte erklärt wird, welche die vierte Dimension beschreibt: Den Geruchssinn. Im Film werden bei gegebenen Szenen Nummern angezeigt, deren entsprechende Felder auf der Aromascope-Karte durch Rubbeln den jeweiligen Geruch freisetzen. Theroetisch. Praktisch ist auch dies nur ein ulkiges Gadget, das bestenfalls Rotznasen begeistern kann. Abgesehen vom Geruch der Süßigkkeiten, über die sich Cecil im Film pausenlos hermachen darf, ist kaum ein Geruch gut getroffen, manchmal ist gar nichts zu riechen und irgendwann vermengen sich die Überreste an Fingern und Rubbelkarte zu einem olfaktiven Fiasko, das aufgrund seines grandiosen Versagens schon wieder belustigt.
Neben Jessica Alba spielen vor allem die Kinderdarsteller hervorragend, aber auch alle Übrigen sind leidenschaftlich dabei. Wo die Musik noch passend Spionagespannung mit aufgeregter Heiterkeit vermischt, da firmieren die vielen Effekte schon weit weniger facettenreich unter dem Motto knallbunt und des Öfteren ist der Greenscreen-Effekt unter den Füßen des Hundes Argonaut zu erkennen, dessen wuscheligen Pfoten wohl ein Albtraum für das Chroma Keying waren. Etwas einfallslos wirkt das Zeiger-, Uhren- und Zahnraddesign der Bösewichte um den Timekeeper. Mit dem Haus der Spy Kids Familie hingegen ist vom Esstisch bis zum Kinderzimmer und dem geheimen Keller ein treffend farbenfrohes Familiendomizil entstanden. Zwar gibt SPY KIDS 4D vor eine lehrreiche Fabel zu sein, dafür ist er aber viel zu harmlos und flach. Stattdessen handelt es sich um ein Kinderspektakel, dass den Kleinen soviel Spielespass, Aufmerksamkeit und Freude schenkt, als wäre Weihnachten und Geburtstag zusammengefallen. Fazit: Für Eltern noch erträglich, für Kinder Spaß, anspruchslos und bunt.
Ähnliche Filme:
Spy Kids, Momo
Information:
Titel: Spy Kids 4D – Alle Zeit der Welt
Engl. Titel: Spy Kids: All the Time in the World in 4D
USA 2011
Dauer: 89 Minuten
FSK: –
Regie: Robert Rodriguez
Drehbuch: Robert Rodriguez
DoP: Jimmy Lindsey, Robert Rodriguez
Musik: Robert Rodriguez, Carl Thiel
Darsteller: Jessica Alba, Joel McHale, Rowan Blanchard, Mason Cook, Jeremy Piven, Alexa Vega, Daryl Sabara, Danny Trejo, Belle Solorzano, Genny Solorzano, Ricky Gervais, Elmo, Jett Good, Chuck Cureau, Albert Im
Genre: Kinderfilm, Abenteuer
Im Kino: 03.05.2012
Im Web:
Spy Kids 4D in der IMDb
Bilder und Trailer zur Filmkritik von Spy Kids 4D auf der offiziellen Website
Copyright Bilder und Trailer: Senator