Science of Sleep – Anleitung zum Träumen (2006)

ild Science of SleepFluch und Segen einer grenzenlosen Fantasie: Gael García Bernal verschläft keinen Traum, dafür aber die Wirklichkeit von Charlotte Gainsbourg. Eine fantastische und wehmütige Liebesgeschichte.

Der Wecker klingelt viel zu früh. Man stellt sich vor, wie man ins Bad geht, die Zähne putzt, zur Arbeit fährt – und verpennt. Wer das kennt, der wird Stéphane (Gael García Bernal) sehr gut verstehen. Der junge Grafiker kommt zu seiner Mutter nach Paris wegen eines Jobs, der jedoch seiner überbordenden Kreativität in keinster Weise gerecht wird. Also träumt er sich die Welt mitsamt Kollegen, wie sie sein sollte, denn im Träumen ist er Meister. Auch seine attraktive Nachbarin Stéphanie (Charlotte Gainsbourg) holt er sich in seine gebastelte Wirklichkeit, denn hier muss er keine Zurückweisung fürchten. Dass es dennoch nicht immer so läuft, wie er es sich vorstellt, ist nicht nur der Eigendynamik von Träumen zuzuschreiben, es liegt womöglich auch daran, dass Stéphane immer mehr seine Träume mit der Wirklichkeit vermischt. So entstehen genüsslich peinliche Momente, in denen er plötzlich verblüfft feststellen muss, tatsächlich nicht mehr im Bett zu liegen und zu schlafen. Stéphanie hat neben dem Namen auch noch die Leidenschaft für Basteleien mit ihrem Nachbar gemein. So kommt es, dass Stéphane im Wachsein träumen kann, während er im Traum wach ist und das Leben in Angriff nimmt.

Neben fantastischer Ausstattung, die im wahrsten Sinne des Wortes die Welt neu zusammenbastelt, gelingt es Regisseur und Drehbuchautor Michel Gondry tatsächlich die flüchtige Eigenart des Träumens fassbar zu machen. Zwar sind die so evozierten Gefühle nicht so überwältigend wie die der Träume, jedoch wird dieses sagenhafte Gefühl, welches beim Einschlafen und kurz nach dem Aufwachen die Gewissheit vermittelt, etwas ganz großem auf der Spur zu sein, treffend wiedergegeben. Irgendwann weiß man wirklich nicht mehr, wann Stéphane träumt und wann nicht, die Zeitmaschine jedenfalls funktioniert in allen Welten, genauso wie die optische Täuschung mit dem Würstchen – versuchen Sie es selbst! SCIENCE OF SLEEP vereint eine Unmenge schöner Ideen mit unvergesslichen Bildern und extrahiert so aus einem wirklich vollkommen banalen Alltag die kostbare Essenz menschlicher Gefühle, Zweifel und Fantasien. Die beiden Hauptdarsteller interagieren ungemein charmant, wenngleich im Film zusehends traurige Untertöne mitschwingen. Der Plot lässt keine Langeweile aufkommen und die Inszenierung ist trotz aller Verspieltheit straff und zielgerichtet. Bis in die Nebenrollen ist alles herrlich gespielt, denn trotz der Absurdität vieler Szenen, entsteht nie der Eindruck von Übertreibung.

SCIENE OF SLEEP zeigt die Welt, wie sie wirklich ist – immer dann, wenn man aufhört zu glauben der Mensch wäre eine vernünftige Maschine. Vielleicht ist er eine Maschine, Vernunft jedoch ist nur ein Wort, das für Stéphane, der mit dem Kopf durch die Wand will, keine Bedeutung hat. Aber es gelingt ihm nicht seine Sensibilität im farbenprächtigen Mantel des Traums zu schützen, denn keine Logik der Welt kann seine Hoffnungen und Ängste im Zaum halten. Die Gedanken sind frei.

Ähnliche Filme:

Vergiss mein Nicht

Information:

Engl. Titel: Science of Sleep

Fr. Titel: La science des rêves

Frankreich 2006

Dauer: 105 Minuten

Regie: Michel Gondry

Drehbuch: Michel Gondry

DoP: Jean-Louis Bompoint

Musik: Jean-Michel Bernard

Darsteller: Gael García Bernal, Charlotte Gainsbourg, Alain Chabat, Emma de Caunes, Miou-Miou, Aurélia Petit, Sacha Bourdo, Pierre Vaneck, Stéphane Metzger, Alain de Moyencourt

Genre: Besonderer Film, Drama, Märchen, Fantasy

Im Kino: 28.09.2006

Im Web:

Science of Sleep in der IMDb

Bilder und Trailer zur Filmkritik von Science of Sleep auf der offiziellen Website 

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