Beim ersten Mal (2007)

Beim ersten MalVom Horror und Segen des Kinderkriegens: Schonungsloser Realismus nebst freudiger Unbedarftheit und herzhaft schönem Streit. Sehr gelungene und weitsichtige Komödie.

Was Regisseur und Drehbuchautor Judd Apatow mit BEIM ERSTEN MAL abliefert, unterscheidet sich stark von den gängigen Liebeskomödien, denn der Film ist nicht nur echt lustig, sondern auch kritisch und klug beobachtet. Allerdings muss erst die Hürde der Teenagerkomödie genommen werden, für welche die meisten Schauspieler ohnehin schon zu alt sind. Kiffen mit Gasmaske und ewige Witze über den Bart des Mitbewohners sind wahrlich nicht die starke Seite des Films. Der Trip auf Pilzen im Cirque du Soleil in Vegas hingegen gräbt die Gefühle seiner Hauptdarsteller weitaus gewinnbringender um, wenngleich das Ergebnis immer noch konfus bleibt. Aber wenn einer, der eben noch mit seinen Kumpels Nacktszenen in Filmen recherchierte plötzlich Vater wird und sich mit Liebe, Ehe und Elternschaft auseinander setzten muss, dann ist nichts mehr logisch. Noch dazu hat Ben (Seth Rogen) es fertig gebracht Alison (Katherine Heigl) schon beim ersten Mal zu schwängern, eigentlich wollte sie den Loser gar nicht mehr wiedersehen.

Der Humor von BEIM ERSTEN MAL beruht glücklicherweise nicht auf billigem Slapstick, exzessivem Drogenkonsum und sexualisierter Sprache wie etwa in HANGOVER. Dafür generiert die von Filmzitaten strotzende Komödie seine Lacher mit einem Galgenhumor, der auf kabarettistische Art die Schattenseiten des menschlichen  Zusammenlebens und der Liebe bittersüß kritisiert. Weitaus sarkastischer holt der Film gegen das Showbusiness und seine Stars aus, an denen er kein gutes Haar lässt. Die Medienaffinität findet ihren Höhepunkt, als der herrlich lakonische Pete (Paul Rudd) derart gelungen  Robert de Niro imitiert, dass Katherine Heigl gleich durch ihre Rolle hindurch lachen muss.

„Du bist echt sehr viel hübscher als ich“, entfährt es Ben, als er ganz unverhofft mit Alison im Bett landet. Damit hat er nicht unrecht, denn der Film macht es sich zum Programm das Leben aus der Sicht eines Außenseiters zu schildern, dem es weder an Selbstbewusstsein, noch an Humor oder Gewicht mangelt. Vielleicht hängen die letzteren Faktoren ja zusammen, man denke nur an Rogens Landsmann John Candy. Diese Die Schöne und das Biest Kombination wirkt dank einer fabelhaft agierenden Katherine Heigl keineswegs gestellt, sondern gibt vielmehr den Blick auf die ungeschminkte Wirklichkeit  frei. Schonungslos lässt Apatow dann auch kaum eine Peinlichkeit aus, was Ben trotzdem nicht die Laune verdirbt. Erst als Alison bereits verloren scheint, kommt er ins Trudeln. Dabei überrascht BEIM ERSTEN MAL nicht nur mit nachdenklichen Momenten und klugen Einsichten, sondern verstrickt diese auch gekonnt mit filmischer Sprache. So entsteht ein komischer, ernster und auch schöner Film mit hervorragenden Darstellern und vielen Wiedererkennungsmomenten des wirklichen Lebens. Die Ehe sei wie die Sitcom Alle lieben Raymond, stellt Pete bierselig fest: „Mit den gleichen Problemen aber ohne die Witze – und alle sind beleidigt und abgearscht.“ BEIM ERSTEN MAL bringt die Witze zurück, trotz beleidigt und abgearscht.

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Information:

Orig. Titel: Knocked up

USA 2007

Dauer: 129 Minuten

Regie: Judd Apatow

Drehbuch: Judd Apatow

DoP: Eric Alan Edwards

Musik: Joe Henry, Loudon Wainwright III

Darsteller: Seth Rogen, Katherine Heigl, Paul Rudd, Leslie Mann, Jason Segel, Jonah Hill, Martin Starr, Jay Baruchel

Genre: Komödie, Romanze, Märchen

Im Kino: 23.08.2007

Im Web:

Beim ersten Mal in der IMDb

Bilder und Trailer zur Filmkritik von Beim ersten Mal auf der offiziellen Website 

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