Tyrannosaur – Eine Liebesgeschichte (2011)

tyrannosaurKlarer, schonungsloser Film über kranke Menschen in einer kranken Gesellschaft, die versuchen ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Mutig anders und gut.

Gläubig ist Joseph (Peter Mullan) nun wahrlich nicht, aber wenn gebetet wird, berührt es ihn trotzdem. Das liegt wohl daran, dass alle anderen Menschen die ihm Beachtung schenken entweder Säufer sind oder ihn verprügeln wollen. Fast alle: Sam (Samuel Bottomley) ist ca. 8 Jahre alt, sein Nachbar und der einzige, der zu ihm aufsieht. Nachdem auch noch Josephs Hund stirbt, ist von seinem Leben nichts übrig geblieben als Hass. Am meisten hasst er sich selbst und oft lässt er es an anderen aus. Als alles immer unerträglicher wird, macht er den Schritt vom sozialen Problemviertel der Stadt über die Schwelle in einen Second Hand Laden für Bedürftige – eine Oase der Menschlichkeit inmitten der Verrohung. Die gläubige Hannah (Olivia Colman), selbst aus dem vornehmen Teil der Stadt stammend, nimmt sich hier verlorener Seelen an, doch Joseph hat keine Seele mehr.

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Rückt seiner Vergangenheit zu Leibe: Joseph alias Peter Mullan.

Regisseur Paddy Considine erzählt eine harte Geschichte in einer Welt die keine Perspektiven bietet, doch seine fabelhaften Charaktere knicken nicht ein und ertragen das Unerträgliche. Dieser lakonische Optimismus ist es, er TYRANNOSAUR zu einem wirklich gelungenen Film macht, der ohne Beschönigungen auskommt und die Menschlichkeit in einer qualvollen Tortur zu Tage fördert. Joseph ist nicht dumm genug, um den Eigennutz der Taten eines Gutmenschen wie Hannah zu übersehen. Schlussendlich ist Hannah aber nicht besser dran als Joseph. Ob ihn das an seine Vergangenheit erinnere, wird Joseph gefragt, als Hannah in einer Umkehrung der Lage ausgerechnet bei Joseph Zuflucht sucht — bei dem Mann, der eine innige Beziehung zu seinem Baseballschläger pflegt und jeden Moment explodieren kann. Viel mehr über die Vergangenheit dieses Mannes, der wirkt wie eine Mischung aus Wayne Rooney und Paul Gascoigne, muss gar nicht erzählt werden. Der Tyrannosaurus im Titel wird schließlich erklärt, in einer kurzen, komischen und zugleich erschreckenden Anekdote. Er steckt in uns allen und es gefällt ihm Menschen zu zerfetzen. TYRANNOSAUR blickt dieser nackten Wahrheit unerschrocken ins hässliche Maul -ohne Mitleid, ohne Schnickschnack – und rechnet ab mit gutmenschlichen Dogmen.

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Nicht glotzen: Wer braucht was auf die Fresse?

Die Zeichnung der Unterschicht erfolgt zwar immer wieder etwas klischeelastig, die zwingende Konsequenz eines verkorksten Lebens jedoch, die aus diesem Dilemma heraus geschaffen wird, kommt in TYRANNOSAUR überdeutlich zum Ausdruck. Bei Considine, der auch das Drehbuch schrieb, kann man verlieren oder verlieren, die Frage ist, ob man zu dem

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