Ausweg aus der Krise: Selbstironische Fantasie und ausgelassenes Lachen.
Anders als die Sesamstrasse war die Muppet Show keine Kinderunterhaltung – und das sind DIE MUPPETS von 2011 noch immer nicht, obwohl sie singen und tanzen, hoffen und bangen und die Welt in ein Märchenland verwandeln, in welchem man hinter jeder Ecke auf Mary Poppins zu treffen glaubt. Aber trotz einer klaren Trennung von Gut und Böse und trotz der Kuriosität, dass hier betagte Puppen zu den Menschen und ihren Gefühlen sprechen, ist die Welt von DIE MUPPETS nicht ganz so einfach wie es der Song zu Beginn des Films mit seinem zwanghaft gut gelaunten Everything is perfect, It’s falling into place, I can’t seem to wipe this smile off my facesuggerieren mag. Walter ist eine Puppe wie die Muppets und sehr anders als sein menschlicher Bruder Gary(Jason Segel). Beide lieben sich und Gary tut alles, um den kleinen Walter glücklich zu machen, der sehr darunter leidet so anders zu sein. Also nimmt er ihn kurzerhand mit auf den eigentlich als romantischer Ausflug geplanten Trip nach L.A., was Garys Freundin Mary (Amy Adams) nur bedingt gut findet. Dort wollen sie gemeinsam die Muppet Studios besuchen, von denen jedoch nicht mehr viel übrig ist, denn die Muppet Show ist längst Geschichte.
Bis es zur Wiedervereinigung der alten Gang und einer erneuten Show kommt, gibt es allerhand Lustiges zu erleben, im Hintergrund bleibt aber stets das Bangen, ob die Hoffnungen von Walter erfüllt werden können, ob Kermit es auch diesmal schaffen kann, wie lange Mary sich noch in den Schatten der großen Show stellen lässt und wann der Traumtänzer und zwanghafte Lächler Gary wohl auf dem Boden der Realität landen wird. DIE MUPPETS kleistern nicht einfach ein Happy End in die Wirklichkeit und sind fröhlich. Sie packen zwar die primitivsten Gefühle und Hoffnungen der Menschen, ihre selbstreferentielle Art und eine gehörige Portion Ironie sorgen aber stets dafür, dass das Sentimentale gefühlvoll bleibt ohne als Kitsch zu verflachen. Wenn Mary etwa vor lauter Trauer im Regen steht, ist es eben nur die Schuld des Gärtners, der unvorsichtig mit dem Gartenschlauch hantiert. Erst durch diese Brechung können Menschen, die vom Leben bereits gebeutelt sind, wieder ungebremst Lachen und Weinen. Dieser doppelbödige Humor berührt jene Geister, die über ihre Reflektion reflektieren, wie Gary es tun muss, als er schließlich gezwungen wird sich zwischen Mensch und Muppet zu entscheiden. Und der Ausweg ist ein klares Bekenntnis zu allem Schönen, zu allem, was uns glücklich macht, zu einer knallbunten Show, zu vernünftiger Unvernunft und zu ganz großem Entertainment, das vor allem deswegen so gut funktioniert, weil es nie mehr sein will als ein Lachen im Gesicht, mit dem vollen Bewusstsein um seine Albernheit, weswegen es gerade nicht mehr albern ist, sonder sehr ehrlich und fein.
Wer also mit wachen Sinnen träumen will und sich ohne zu schämen der kindlichen Freude einer heilen Welt hingeben kann, die gar nicht heil ist aber trotzdem dazu gemacht wird, der ist in DIE MUPPETS gut aufgehoben. Denn Regisseur James Bobin verfilmt mit Jason Segels Drehbuch einen Trotzdem-Lachen-Film: Trotz Krise, trotz Alter, trotz Vernunft, trotz Desillusioniertheit, trotz unlösbarer Probleme – ja gerade wegen der Probleme, deren anerkannte Unlösbarkeit, wenn nicht zur Kapitulation, dann nur zum Lachen führen kann. Bestimmt werden auch Kinder ihre Freude in der Vorstellung haben, sie interessieren sich ja ohnehin immer brennend für die Dinge der Erwachsenen, vom Kaffee bis zum Lippenstift. Sie mögen nicht dieselben Probleme sehen wie wir, aber zu sehen gibt es in DIE MUPPETS dennoch genug, von der oberheftigen Hinterhofexplosion bis zum Reisen auf der Landkarte und dem nicht ganz freiwillig anwesenden Star Jack Black. Ach ja, und natürlich auch die Muppets selbst: Kermit, Miss Piggy, Fozzie Bär, Gonzo…
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Information:
Engl Titel: The Muppets
USA 2011
Dauer: 103 Minuten
FSK: 6
Regie: James Bobin
Drehbuch: Nicholas Stoller, Jason Segel
DoP: Don Burgess
Musik: Christophe Beck
Darsteller: Jason Segel, Charles Grodin, Emily Blunt, Amy Adams, Chris Cooper, Rashida Jones, John Krasinski, Zach Galifianakis, Selena Gomez, Neil Patrick Harris, Jack Black, Danny Trejo, Ed Helms, Ricky Gervais, Whoopi Goldberg
Genre: Satire, Komödie, Märchen
Im Kino: 19.01.2012
Im Web:
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