Die Hochzeit unserer dicksten Freundin (2012)

Die Hochzeit unserer dicksten Freundin PlakatHangover für Frauen: Grenzwertige Komödie mit Romantik und anderen menschlichen Abgründen.

Die dickste Freundin Becky (Rebel Wilson), deren Hochzeit in Leslye Headlands (Drehbuch und Regie) Film gefeiert wird, ist gar so dick, dass ihr Spitznamen in der High-School Pig-Face war. Nichts desto trotz ist sie die erste einer ansonsten äußerst eigenwilligen und auf fragwürdige Art verbundenen Frauenclique, die unter die Haube kommt – was den anderen freilich zu denken gibt. Garstig schlank sind die andern drei zwar allesamt, aber ihr vormals wohl avantgardistisches Selbstbewusstsein scheint sich je mehr in eigenbrötlerische Andersheit zu wandeln, je weiter ihr Leben voranschreitet. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Coolen (und Bösen) einer idealisierten Schulzeit sind die unzufriedenen Verlierer der normalisierten Gesellschaft, wohingegen die einstigen Lachnummern harmonisch in der Masse aufgehen. Regan (Kirsten Dunst), Gena (Lizzy Caplan) und Katie (Isla Fisher) begegnen diesem Dilemma mit trotziger Aggression, solange bis sie selbst nicht mehr an sich glauben und in einer turbulenten Nacht vor der Hochzeit ihrer dicksten Freundin mehr oder weniger romantisch so eine Art Läuterung erfahren – nicht wirklich.

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Last minute Kleid: Regan (Kirsten Dunst, rechts), Gena (Lizzy Caplan, mitte) und Katie (Isla Fisher, links) würden sich lieber um ihre eigenen Probleme kümmern, als einer undankbaren Welt den Hof zu machen.

Der Film beginnt leichtfüßig und voller frecher Fauxpas, was neben Schamgefühlen auch eine schwer verdauliche Abneigung gegen die Hauptfiguren entstehen lässt und die Komödie an ihre Grenzen führt. Seitenhiebe gegen die korpulente Braut werden nur bedingt relativiert, der versöhnlichste Common Sense auf den sich die verschiedenen Parteien in DIE HOCHZEIT UNSERER DICKSTEN FREUNDIN einlassen, ist ein fuck everyone. Die „Dicke“ im Zentrum dieser Story ist schließlich keinesfalls der Dreh- und Angelpunkt für Selbsterkenntnis und Katharsis, sie ist bestenfalls ein Anstoß zur Aktion, bleibt aber ansonsten bis zuletzt eine sonderbare Fremde aus der Sicht dreier resoluter Frauen, die sich an die weichgespülte Welt um sich herum zu gewöhnen versuchen. Kurz davor die am nächsten Tag stattfindende Hochzeit vollkommen zu ruinieren, versuchen sich die dominante, verbitterte Regan und die feinfühlig, lasziv-provokante Gena zusammen zu raufen, um ihre Fehler in letzter Sekunde auszubügeln. Katie wird von den beiden als schöne Dummchen-Nebenfigur mit durch die Handlung geschleift, aber auch sie kann das zeitweilige Entzweien bzw. Entdreien der egoistischen Frauengang nicht verhindern.

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Ausnahmsweise keine Gefahr für die Hochzeit: Männerabend mit Clyde (Adam Scott), Dale (Hayes MacArthur), Trevor (James Marsden) und Joe (Kyle Bornheimer, v. r. n. l.).

Nicht selten schimmert eine auf alles spuckende Verbitterung zu deutlich durch das Drehbuch hindurch, so dass die nicht unberechtigte Kritik weder charmant noch gewitzt vorgetragen wird. Besser gelingt da schon der romantische Teil, vor allem zwischen Gina und ihrem Ex Clyde (Adam Scott). Lizzy Kaplan und Adam Scott schaffen es im Nu das Gefühl inniger Vertrautheit zu erzeugen, so elaboriert sie sich auch angiften. Weitaus direkter geht es bei Regan zur Sache, die an den Trophäenjäger Trevor (James Marsden) gerät. All dies findet statt zwischen Champagner, Sperma, Blut, Erbrochenem und Kokain, erreicht jedoch nie die freudige

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Die Idylle trügt: Infernales Trio am Ende einer langen Odysee mit denkwürdigem Ausgang.

Verrücktheit eines Krachers wie HANGOVER. Gegen Ende wird der Film deutlich besser, so ganz Rund läuft die Story aber trotzdem nicht. DIE HOCHZEIT UNSERER DICKSTEN FREUNDIN lässt den Zuschauer mit einem etwas verkorksten Gefühl zurück, das ein wenig an das Widerstreben Hochzeiten zu besuchen erinnert, welches nach getaner Pflicht gar nicht mehr als so schlimm empfunden wird und vielleicht sogar etwas Positives annimmt. Trotz guter darstellerischer Leistungen ist der Film nicht liebevoll gemacht, weder dramaturgisch noch optisch. Schade.

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