#trash: Johnny Depp zwischen stoned und gesteinigt.
Mehr um einen Tim Burton Film als um einen Vampirfilm handelt es sich bei DARK SHADOWS. Abermals gibt Depp eine Monsterpuppe in einem aus barockem Pomp erschaffenen Setting, das seine Fortführung in den zugekleisterten Gesichtern der Darsteller findet. Dass jenes geschleckt schwarze Ding, welches Barnabas Collins (Johnny Depp) auf den Kopf geklebt scheint, jemals in Mode war – selbst zur Geburtsstunde des englischen Unternehmers vor gut 200 Jahren – darf bezweifelt werden. Aber da bei Burton seit jeher alles Aufgesetzte in Mode ist, gibt dieses Toupet eine Determinante für den ganzen Film ab, der Echtheit weitaus mehr scheut als Vampire das Licht. So schlimm ist das Verhältnis zwischen Blutsaugern und Sonne dann gar nicht, als dass bei einem Treffen gleich die Fetzen flögen. Ein paar Flammen, die über den angekokelten Rücken qualmen – nichts was ein Sonnenschirm nicht abhalten könnte. Also was soll ein Vampir dann noch fürchten? Na Hexen – denn der Wind bläst heftig aus Fantasia!
DARK SHADOWS beruht auf einer Fernsehserie aus den sechziger Jahren, die zu jener Zeit jedoch kaum die Ironie und den monströsen Humor eines Tim Burton gekannt haben dürfte, der Hippies zu Abendbrot verarbeitet. Leider verwendet der Film derart viel Energie auf derlei Scherze, opulente Ausstattung und Johnny Depps gespielt pikiertes Gesicht, dass die Geschichte vollkommen unter den Sarg gekehrt wird. Zu viele Personen mit zu vielen Geschichten geraten zu lange aus dem Fokus, als dass sie vor den Karren des benötigten Mindestdramas gespannt werden könnten. An die Stelle komischer oder ergreifender Höhepunkte treten Materialschlachten und die einzelnen Szenen zerfallen in bessere Sketche einer sarkastischen Comedy Show mit Gothic als Themenabend. Dabei ist die Grundidee des über Jahrhunderte weggesperrten, edlen Vampirs, der sich seit seiner zufälligen „Entlassung“ in den Siebzigern zurechtfinden muss, geradezu prädestiniert für ein humorvolles Abenteuer.
Man merkt dem Film allerdings an, wie er sich selbst darin gefällt Barnabas Collins einfach wirken zu lassen. Er darf seine vampirische Kuriosität im fiktionalen Städtchen Collinsport ebenso wie in seiner schrecklich netten Familie ausspielen, deren Oberhaupt Elizabeth ebenfalls an einen Vampir erinnert, denn Darstellerin Michelle Pfeiffer scheint rückwärts zu altern. Der strahlende Bösewicht der Geschichte ist die Hexe Angelique (Eva Green), welche von Barnabas verschmäht wurde, weswegen sie den nur bedingt mächtigen Vampir in einer Art Hassliebe zwangsversklavt. Mit europäischer Eleganz und amerikanischem Unternehmertum nimmt Barnabas dennoch den widersinnigen und ermüdend dargestellten Kampf gegen das Satansweib auf, wobei er sogar Unterstützung von Alice Cooper höchstselbst erfährt – hash trash…
Dass da noch eine Liebesgeschichte mit der Gouvernante Victoria (Bella Heathcote) zu erzählen ist, die unverzichtbare Helena Bonham Carter als Dr. Hoffman ihren ganz eigenen Film im Film schiebt, Chloë Moretz als Carolyn tierisch in der Pubertät steckt und zudem andauernd Geister durchs Bild huschen, muss als Ornament abgetan werden, denn all diesen Handlungssträngen wird der Film nicht gerecht, der viel zu sehr damit beschäftigt ist, in seinem eigenen Überschwang zu schwelgen. Schade.
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Information:
USA 2012
Dauer: 113 Minuten
FSK: 12
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Seth Grahame-Smith
DoP: Bruno Delbonnel
Musik: Danny Elfman
Darsteller: Johnny Depp, Eva Green, Michelle Pfeiffer, Jonny Lee Miller, Chloë Grace Moretz, Gulliver McGrath, Helena Bonham Carter, Jackie Earle Haley, Bella Heathcote, Christopher Lee, Thomas McDonell, Hannah Murray, Jonathan Frid, Alice Cooper, Alexia Osborne
Genre: Komödie, Horror, Gruselkomödie, Schwarz
Im Kino: 10.05.2012
Im Web:
Bilder und Trailer zur Filmkritik von Dark Shadows auf der offiziellen Website
Copyright Bilder und Trailer: Warner Bros