Dame, König, As, Spion (2011)

Dame König As Spion PosterAus dem Augenwinkel: Zurückhaltender und schwer greifbarer Agenten-Poker.

Das Besondere an DAME, KÖNIG, AS, SPION ist vielleicht, dass es nichts Besonderes gibt an diesem Agententhriller, der sich selbst gar so wenig wichtig nimmt, dass er sich im Vorbeigehen erzählt. Man hat das Gefühl, die Kamera sieht gar nicht genau hin und kann keinesfalls behaupten, Ton oder Musik würden dramatische Momente sonderlich unterstützen. Stattdessen bleibt die Musik irgendwie leer, sofern sie nicht das Gezeigte konterkariert, wie ganz am Ende. Und wie oft in Agentenfilmen gibt der Ton viel Stille her – Warten und das gespannte Verfolgen einfacher Handlungen. Ein Taxi kommt, ein Mann auf dem Bürgersteig, ein Telefonanruf. Das ist die Welt, die John le Carré in seinem gleichnamigen Roman von 1974 (Tinker Tailor Soldier Spy) kreierte, es ist die Welt des MI6 und des KGB und darin fühlt sich einer besonders wohl: Senior Spion George Smiley (Gary Oldman). Nachdem eine Operation in Ungarn schief lief, wird er mitsamt seinem Chef gefeuert. Doch das wahre Problem bleibt ungelöst: Der russische Maulwurf in der Chefetage des MI6.

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Ausspioniert: Alle Agenten sind grau, und keiner wird aus keinem schlau.

Anders als bei James Bond, der mehr dem Action- und Abenteuer- als dem Agenten-Genre verpflichtet ist, darf in der Spionagewelt der gesetzten Mantelträger auf hektische Bewegungen verzichtet werden. Deswegen heißt es genau zuhören und hinsehen, denn der Bösewicht wird sich nicht durch diabolisches Gelächter verraten. Ist man aber erst einmal in dieses vertrackte Geschachere um Lügen und Intrigen, Informationen und Finten eingestiegen, so regt die gemächliche Gangart von DAME, KÖNIG, AS, SPION umso mehr an mit zu rätseln. Regisseur Tomas Alfredsons Film macht es seinem Publikum dennoch nicht leicht, denn der zerstückelte Plot kann mit der beiläufigen Art des Gezeigten durchaus ins Bockshorn jagen. So finden manche Gespräche nur teilweise oder gar nicht im On statt und werden stattdessen als Worte zweifelhafter Glaubwürdigkeit aus dem Off in die Bilder geschmuggelt. Manchmal weiß man gar nicht, wer hier zu wem spricht, das Gesagte ist im jeweiligen Moment des Films aber durchaus von Brisanz. Gemeinsam mit den Zeit und Gedankensprüngen der Handlung wird so gar der Eindruck erweckt, als wäre der Schnitt gezielt dafür eingesetzt worden den Film etwas abzudecken – denn die Story ist schlussendlich weitaus weniger vertrackt, als man es diesem Plot zutrauen würde.

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Die alte Garde: Hurt und Oldman, das Gesicht des MI6.

Historische Akkuratesse und verzwickte Geschichten treten hinter fabulierte Agentenprofile, deren ausgefeilte Charaktere die Figuren jedoch umso realer erscheinen lassen und den Film sogar als Kammerspiel am Leben erhalten würden. Getragen werden sie von einem namhaften Cast, der neben Gary Oldman – welcher sich mit Ruhm bekleckert und zu Recht für den Oscar nominiert ist – mit Mark Strong, John Hurt, Toby Jones, David Dencik, Ciarán Hinds, Colin Firth, Benedict Cumberbatch und Tom Hardy glänzt. Sie alle müssen namentlich genannt werden, denn der Präsenz und Einzigartigkeit dieser Schauspieler ist es zu verdanken, dass DAME, KÖNIG, AS, SPION bis zuletzt die Agentenwelt mit all ihrem gefährlichen, wehmütigen und ehrgeizigen Flair greifbar machen kann.

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Oldman instrumentalisiert Cumberbatch aus dem Hintergrund.

Unterm Strich gibt die Erinnerung bestimmt bessere Agententhriller her als diesen, aber wenige haben so einen markanten (Un-)Stil und so viele grandiose Darsteller. Vielleicht wurde der Film tatsächlich erst im Schnitt gerettet und zu dem gemacht, was er heute ist: Ein trockenes,

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