Teenager auf Trash: Als würde man Dick und Doof in die Schule schicken…
Die Serie um junge verdeckte Ermittler an der Highschool, die Ende der 80er ein großer Erfolg war- auch dank Johnny Depp – ist nun wirklich nicht die Art von Stoff, die man im Jahre 2012 im Kino erwarten möchte. Zum einen handelt es sich bei 21 Jump Street lediglich um eine Fernsehserie, die zudem lange vor der Emanzipation von Serien zum Supergenre produziert wurde; an Kino möchte man da gar nicht erst denken. Zum anderen hat sich seitdem viel verändert im Mikrokosmos Schule und die Highschool Kids folgen inzwischen ganz anderen Stereotypen als damals. All dies berücksichtigend, bringen die Macher von 21 JUMP STREET 2012 (Idee: Jonah Hill und Michael Bacall) keineswegs eine aufgewärmte Version der alten Kamellen ins Kino, sondern wagen stattdessen einen modernen Blick auf die Jugend. Einen Blick auf die Jugend sollte die Serie ohnehin seit jeher werfen, der neue Film wiederum blickt auch zurück auf die alte Serie und zusammen ergibt das einen modernen Rückblick auf die Jugend – verstanden? Dergestalt präsentiert sich der Film nicht nur voll auf der Höhe seiner Zeit, er ist sogar zeitkritisch, komisch bis zum Trash und eine ganz große Überraschung.
Auch wenn dieser Schulklamauk zweifellos ein Teenie-Film ist, der in der gleichen Kategorie wie HANGOVER antritt – den er übrigens aussticht -, so ist er doch auch erwachsenentauglich, denn hauptsächlich werden die traumatisch-ekstatischen Erlebnisse der beiden Polizisten Schmidt (Jonah Hill) und Jenko (Channing Tatum) thematisiert, die für ihre Ermittlungen zwangsweise neu eingeschult werden. Dabei muss zwar auch Polizeiarbeit geleistet werden, zwischendurch bleibt aber mehr als genug Zeit für ein ulkiges Teenager Revival voll kathartischer Reenactments unter neuen Vorzeichen. Zu ihrer Verblüffung stellen die beiden fest, dass es out ist schwule Streber zu vermöbeln und dass Öko Nerds die Herrschaft an der Schule übernommen haben, worunter vor allem der körperlich begabte Jenko leidet. Tatums liebenswürdiges Gesicht zeichnet den dummen Sportler Jenko sogar noch besser als Hills Babyface den das Gegengewicht bildenden Nerd Schmidt. Am Ende können freilich beide voneinander lernen und so schließt sich der Bogen von ehemaligen Schulfeinden über Partner hin zu Freunden.
Aber auch wenn hier tatsächlich eine ernste Moral transportiert wird, so bleibt doch alles so überzogen, dass dies nicht weiter weh tut. Mehr als nur einmal überschreitet der Film die Grenzen der erträglichen Albernheit, kann sich aber dank eines furiosen Darstellerduos und überschlagender Handlungen stets zurück in die ausgelassen Aufgeregtheit retten, ja streckenweise gar vergessen machen, wie kulissenartig doch die eigentlich Story mitsamt ihren Rollen ist. Eric (Dave Franco) vertickt an der Schule eine neuartige Droge und die Aufgabe der Beamten ist es, seinen Lieferanten ausfindig zu machen. Damit die beiden den nötigen Ernst nicht vermissen lassen, droht ihnen Captain Dickson (Ice Cube) mit Kündigung, sollten sie von der Schule fliegen. Nachdem sie zur Tarnung auch wieder bei den Eltern einziehen müssen, unterscheidet sie kaum noch etwas von richtigen Schülern und dementsprechend spinnt sich der Plot: Schmidt und Jenko geraten in die absurdesten Situationen, toppen diese noch durch ihre Undercover-Aktivitäten, setzten dem wiederum durch ihre neu erweckten Teenager Allüren ein Sahnehäubchen auf und bringen den Kessel zum explodieren, als auch noch Drogenkonsum ins Spiel kommt.
21 JUMP STREET ist eine talentiert vorgetragene Komödie, die ihre einfachen Werte mit dem Vorschlaghammer und voller Freude in das Gehirn der Zuschauer wuchtet, bis nur noch eine wohlwollende Masse übrig bleibt, die an einen Zweijährigen mit einer Tafel Schokolade erinnert. Gerne und gewollt wird hier über die Strenge geschlagen, was dem anvisiert jugendlichen Publikum (FSK 12) wohl gefallen wird. Aber auch vielen Erwachsenen dürfte 21 JUMP STREET albernes Kichern entlocken. In Wirklichkeit wirkt der Film nämlich wie die Droge, die Schmidt und Jenko verfolgen: Lachflash, geistige Leere, emotionaler Überschwang, körperlicher Overkill und dann die absolute Ausgebranntheit im Abspann, der den zuvor „discomäßigen“ Soundtrack in eine Art Katererfahrung wandelt.
Ähnliche Filme:
17 Again – Back to High School
Information:
USA 2012
Dauer: 109 Minuten
FSK: 12
Regie: Phil Lord, Christopher Miller
Drehbuch: Michael Bacall
DoP: Barry Peterson
Musik: Mark Mothersbaugh
Darsteller: Channing Tatum, Jonah Hill, Brie Larson, Dave Franco, Rob Riggle, Ice Cube, DeRay Davis, Dax Flame, Chris Parnell, Ellie Kemper, Holly Robinson Peete
Genre: Komödie, Action
Im Kino: 10.05.2012
Im Web:
Bilder und Trailer zur Filmkritik von 21 Jump Street auf der offiziellen Website
Copyright Bilder und Trailer: Sony