Fenster zum Sommer (2011)

Fenster zum Sommer PlakatSehnsucht, Trauer, Liebe: Waschke + Hoss in einer magischen Welt.

Irgendwo zwischen Beziehungsdrama und magischem Realismus im Stile von Julio Medem’s TIERRA oder DIE LIEBENDEN VOM POLARKREIS inszeniert Hendrik Handloegten FENSTER ZUM SOMMER, frei nach dem gleichnamigen Roman von Hannelore Valencak. Als Juliane (Nina Hoss) den Vorhang öffnet, ist es plötzlich Winter. Dabei war es beim Einschlafen noch Ende Juni. Nun ist die Zeit aber nicht vergangen, sondern zurückgesprungen. Zuletzt dachte Juliane an ihre Freundin Emily (Fritzi Haberlandt) und die trifft sie nun unverhofft wieder, was eigentlich unmöglich ist.

Der Film beginnt mit den wahrlich magischen Bildern eines finnischen Sommers. Darin eingebettet allerlei Getier, Straßen, Bäume, Sonne und ein Liebespaar aus dem Bilderbuch. Juliane im farbigen Sommerkleid und August (Mark Waschke) nackt. Doch die Bilder des Glücks sind spärlich gestreut, ohne Stringenz aneinander gereiht und flüchtig wie eine leise gepfiffene Melodie im lauen Sommerwind. Ein wenig erinnern die mit langer Brennweite zermatschten und unscharfen Aufnahmen gar an Chris Markers Versuch, das Glück mit Kindern auf einer Straße in Island zu fassen. Wie Marker, so muss auch Juliane lernen, das Glück durch dessen Abwesenheit zu greifen, denn im nächsten Moment ist sie wieder bei ihrem früheren Partner Philipp (Lars Eidinger) in Berlin. Kein Finnland, keine Sonne, keine Liebe, keine Magie.

Wie das möglich ist, warum das passiert ist und was wir daraus lernen sollen, thematisiert der Film nicht. Stattdessen tut sich eine konstruierte „es ist einfach so“ Welt auf, die nur aus szenischen Inseln inmitten einer nicht zwingend vorhandenen Realität zu bestehen scheint. So als wäre ein Hauch des magischen Liedes bis nach Berlin geweht, der aber ausreicht, Julianes Welt zu entfremden und ihr schließlich den Boden unter den Füßen entzieht. Dieses Gefühl, welches tatsächlich oft durch eine einprägsame Melodie gefördert wird, begleitet die klaren Bilder Berlins, die von alternativer Wohnung bis zur hyperschicken Bar reichen. Am meisten entschwebt FENSTER ZUM SOMMER

Hoss Fenster zum Sommer Bild
Schöne Frau+ Rotes Kleid = Kino

dem altbekannten Alltag kurioserweise mit einfachsten Bildern bekannter Berliner Straßen im Mai. Obwohl die Geschichte emotional mancherorts unterkühlt bleibt, wirkt alles wie verzaubert – der Film funktioniert. Ebenso umwerfend wie schlicht ist die desillusionierte, verbale Sektion der Beziehung von Juliane und Philipp. Déjà-vu Erlebnisse sind in Beziehungen an sich nichts besonderes, aber die Evidenz der Unmöglichkeit eines Zusammenlebens mit Philipp wird für Juliane erst jetzt zur erdrückenden Gewissheit, als sie die Zeit in Murmeltiermanier  erneut durchlebt. Leider findet der ansonsten schön bebilderte Film für diesen harten Brocken (Literatur) Erkenntnis keine schöne Visualisierung. Aber immerhin bleibt der Zuschauer von vielen Zeitschleifenwiederholungen verschont. Der Film beschränkt sich gar derart mit seinen Szenen, dass es trotz 96 Minuten Laufzeit gefühlt zu wenige sind. Dies liegt wohl auch an der fehlenden Tiefe mancher evtl. ökonomisch kalkulierten Bilder, die von vornherein als Erinnerungen und Flashbacks konzipiert wurden. Zudem werden Themen (des Buches?) angerissen, welche unvertieft etwas isoliert wirken, wie der abzählbare Otto (Lasse Stadelmann). In den Momenten, wo Handloegten dem Fantastischen der Geschichte nachgeht, wirkt die Inszenierung am labilsten. Auch der Schwung in die Richtung Sozialrealismus, den vor allem Fritzi Habelandt zu tragen hat, wirkt fehlgeleitet. Die Berlinerin

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