|
Schonungsvolle Selbstbetrachtung: Im Rückblick ist Woody Allen seiner Zeit weit voraus.
Woody Allen bringt sich mal wieder selbst auf die Leinwand, in einem Episodenfilm mit filmgeschichtlicher Antiquiertheit und wenig zwingendem Bezug zu Rom. Trotz großem Starensemble schlägt TO ROME WITH LOVE kleine Töne an, denn der Rückblicks aufs Leben mit einer stets selbstironischen Erkenntnis des Status Quo vermittelt bestenfalls sanften Frust, nimmt das Leben aber ansonsten ohne allzu tiefe Hintergedanken sehr versöhnlich. Auf vier Episoden verstreut Allen seine Stars, hebt ab mit 50er Jahre Musik und überstilisiert gleich zu Beginn dank charmanter aber nichtssagender direkter Zuschaueradressierung. Ob es dem . . . → Kritik: To Rome With Love (2012)
1,68 – Thriller: Rastloser Schlagabtausch mit viel haptischer Präsenz und kuriosen Momenten.
HEADHUNTERS erzählt einen packenden, absurden und durch und durch körperlichen Thriller mit einem ordentlichen Spritzer Humor. Die Geschichte lebt von der Art Spannung, die ein eher gewöhnlicher Mensch erfährt, der in eine außergewöhnliche Situation gerät und dessen Leben sich von einem Moment zum nächsten vollkommen auflöst. So ganz gewöhnlich ist der geltungsbedürftige Roger (Aksel Hennie) dann zum Glück doch nicht, schließlich ist er ein erfahrener Bilderdieb – im Nebenjob. So schafft es der Mann, dessen Körpergröße allein ihn bereits zum Underdog stilisiert, eine große Frau wie Diana . . . → Kritik: Headhunters (2011)
Ausweg aus der Krise: Selbstironische Fantasie und ausgelassenes Lachen.
Anders als die Sesamstrasse war die Muppet Show keine Kinderunterhaltung – und das sind DIE MUPPETS von 2011 noch immer nicht, obwohl sie singen und tanzen, hoffen und bangen und die Welt in ein Märchenland verwandeln, in welchem man hinter jeder Ecke auf Mary Poppins zu treffen glaubt. Aber trotz einer klaren Trennung von Gut und Böse und trotz der Kuriosität, dass hier betagte Puppen zu den Menschen und ihren Gefühlen sprechen, ist die Welt von DIE MUPPETS nicht ganz so einfach wie es der Song zu Beginn des Films . . . → Kritik: Die Muppets (2011)
Vertigo im Vatikan: Moretti lässt Piccoli auf dem Heiligen Stuhl schwindeln und strauchelt selbst bei der Umsetzung.
Was hat er sich dabei nur gedacht? Das fragen sich nicht nur die Kardinäle und die tausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in HABEMUS PAPAM. Diese Frage geistert auch durch den Kopf eines Kritikers, der zu verstehen versucht, was Regisseur Nanni Moretti bei diesem Film wohl durch den Kopf ging. Einem Film, der das Oberhaupt der katholischen Kirche kurz nach seiner Ernennung zum Papst den Mut verlieren lässt und ihn dazu bringt, die Fliege zu machen. Einem Film aber auch, der weder als . . . → Kritik: Habemus Papam – Ein Papst büxt aus (2011)
Zynisch, spöttisch, bewegend: Gutmenschliche Ignoranz trifft auf Nazibosheit und erheitert.
Regisseur und Drehbuchautor Anders Thomas Jensen hatte bereits große Erfolge mit IN CHINA ESSEN SIE HUNDE (Drehbuch), DÄNISCHE DELIKATESSEN und dem Drehbuch des Oscar Gewinners IN EINER BESSEREN WELT, der den Umgang mit Gewalt thematisiert. Auf groteske Art handelt auch ADAMS ÄPFEL von Gewalt, diesmal sogar von einer höheren, die ihre leidtragenden Protagonisten jedoch zu nicht weniger drastischen Maßnahmen zwingt, um bewältigt zu werden. Pfarrer Ivan (Mads Mikkelsen) hütet eine malerische Kirche im Nirgendwo — und die zwei Ex-Sträflinge Gunnar (Nicolas Bro) und Kahlid (Ali Kazim), die auf Bewährung . . . → Kritik: Adams Äpfel (2005)
Ironischer Sarkasmus: Brendan Gleeson jagt nicht nur Drogenschmuggler, sondern auch der dogmatisch unreflektierten Gesellschaft einen Schrecken ein. Filmtipp. Regisseur und Drehbuchautor John Michael McDonagh hat ordentlich Dampf abgelassen mit THE GUARD und unmissverständlich klar gestellt, was ihm alles gegen den Strich läuft. Dumme Menschen, schlechte Filme, Political Correctness, Heuchler, Ignoranten und noch so einiges mehr. Protagonist dieses Unterfangens ist ein zynisch makabrer Mann, der nichts mehr zu verlieren hat. Er ist so tief im Morast des belanglosen Lebens versunken, dass er ohne sich zu bücken mit seinen Händen den Boden berührt. Doch er zieht einen einleuchtenden Nutzen aus dieser . . . → Kritik: The Guard – Ein Ire sieht schwarz (2011)
Kaurismäki blickt mit dem klassischen Kino der Traumfabrik wehmütig auf die Defizite der Moderne – und berührt. Einfach. Schön. Erfreulich. Leise und ruhig zieht das Leben in der Normandie dahin, man könnte fast schon meinen daran vorbei. In Kaurismäki’s LE HAVRE jedenfalls sieht alles aus, als befänden wir uns viele Jahre in der Vergangenheit. Alles? Fast alles. Al Quaida und gedankenlos motivierte Polizisten mit modernen Waffen, die sich wundern, warum sie je weniger gemocht werden, je beflissentlicher sie ihre Befehle ausüben, sind durchaus junge Phänomene. Und was die Jungen falsch machen, muss die Gelassenheit der Alten wieder ausbügeln. . . . → Kritik: Le Havre (2011)
Vom Horror und Segen des Kinderkriegens: Schonungsloser Realismus nebst freudiger Unbedarftheit und herzhaft schönem Streit. Sehr gelungene und weitsichtige Komödie. Was Regisseur und Drehbuchautor Judd Apatow mit BEIM ERSTEN MAL abliefert, unterscheidet sich stark von den gängigen Liebeskomödien, denn der Film ist nicht nur echt lustig, sondern auch kritisch und klug beobachtet. Allerdings muss erst die Hürde der Teenagerkomödie genommen werden, für welche die meisten Schauspieler ohnehin schon zu alt sind. Kiffen mit Gasmaske und ewige Witze über den Bart des Mitbewohners sind wahrlich nicht die starke Seite des Films. Der Trip auf Pilzen im Cirque du Soleil in . . . → Kritik: Beim ersten Mal (2007)
Britischer Gangsterfilm mit vielen Verstrickungen, Galgenhumor und jeder Menge harter Jungs. Daniel Craig gibt in Matthew Vaughn’s LAYER CAKE eine Art Luxusdealer, der sich eher als Geschäftsmann versteht und schon für seinen Ruhestand vorgesorgt hat. Der handlungsreiche und von überraschenden Wendung nur so strotzende Plot macht ihm jedoch gleich zwei Striche durch die Rechnung. Er soll für seinen Boss Jimmy Price (Kenneth Cranham) ein Mädchen ausfindig machen und zudem einen Deal in die Wege leiten, mit dem er sich sämtliche Gangster von London bis Amsterdam zum Feind macht. Als weder waffenliebender noch gewaltaffiner Mensch, versucht Craig‘s namenlose Figur durch . . . → Kritik: Layer Cake (2004)
|