Headhunters (2011)

headhunters Poster1,68 – Thriller: Rastloser Schlagabtausch mit viel haptischer Präsenz und kuriosen Momenten.

HEADHUNTERS erzählt einen packenden, absurden und durch und durch körperlichen Thriller mit einem ordentlichen Spritzer Humor. Die Geschichte lebt von der Art Spannung, die ein eher gewöhnlicher Mensch erfährt, der in eine außergewöhnliche Situation gerät und dessen Leben sich von einem Moment zum nächsten vollkommen auflöst. So ganz gewöhnlich ist der geltungsbedürftige Roger (Aksel Hennie) dann zum Glück doch nicht, schließlich ist er ein erfahrener Bilderdieb – im Nebenjob. So schafft es der Mann, dessen Körpergröße allein ihn bereits zum Underdog stilisiert, eine große Frau wie Diana (Synnøve Macody Lund) an seiner Seite zu halten. Aber das Geld wird knapp und Clas (Nikolaj Coster-Waldau), die neue Bekanntschaft seiner Frau, scheint eine lukrative Veränderung zu versprechen.

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Großer Dieb, kleiner Mann: Roger (Aksel Hennie) verlacht die Welt und wird doch selbst bald genasführt.

Zynisch zeichnet das Drehbuch nach einem Roman von Jo Nesbø den Personal Headhunter Roger, der aus seinem Erfolgsrezept keinen Hehl macht: Nur das Renommee regiert die Welt, alles andere ist nebensächlich. Deswegen sind Nebensachen wie Ohrringe und eine überteuerte Villa so wichtig für den kleinen Dieb und er ist stets bemüht die Fassade zusammenzuhalten, hinter der er seinen grinsenden Nihilismus versteckt.

Mit Larssons VERBLENDUNG hat diese Verfilmung eines Bestsellerautors kaum etwas zu tun, denn der Ton des Films ist ein ganz anderer. Statt Beklemmung herrscht hier eine unangenehme Verzwicktheit, statt über Verschwörungen zu staunen wird hier über die hirnlose Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft gefrotzelt und anstatt sich schließlich voll emotionaler Schwere einer tragischen Geschichte hinzugeben wird man in HEADHUNTERS mit so viel Elan und haptischer Nachvollziehbarkeit malträtiert, dass einem vor lauter Freude über das gebliebene Leben mehr das Lachen als der Schmerz im Gesichte geschrieben steht.

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Milch macht nicht alles gut: Roger an der Grenze seiner Smartness.

Es tut der hervorragenden Kinounterhaltung keinen Abbruch, dass die Handlung immer unglaubwürdiger und absurder wird, denn die Emotionen stapeln sich mit den Aktionen. Ohnehin ist Ernsthaftigkeit wohl das letzte, was man von einem Film erwarten darf, der mit der selbstreflexiven Erzählerstimme eines unter Minderwertigkeitskomplexen leidenden Kunstdiebes beginnt. Folgerichtig bleiben Diskurse wie Wirtschaftskriminalität und Gesellschaftskritik nur Zielscheiben. Das wahre Thema ist vielmehr das Dosenschießen mit all seinem Getöse selbst. Hierzu wartet der Film mit einigen unvergesslichen Szenen auf, denen eine Gratwanderung zwischen Louis de Funès und Jason Bourne gelingt, ohne Komödie oder Actionfilm zu werden. Nachdem Roger seinen Langfingerkollegen Ove (Eivind Sander) leblos vorfindet, kann er keinem mehr trauen und gerät nicht nur ins Visier der Polizei, sondern verstrickt sich auch in wirtschaftliche Machtansprüche. Was folgt ist ein rastloser Lauf ums Leben, der geschickt nur langsam die wahren Gründe des Kriegszustands preisgibt und sich stattdessen auf das wesentliche Konzentriert: Überleben.

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Ein guter Ruf macht keinen guten Menschen: Clas Greve (Nikolaj Coster-Waldau) hat Renommee.

Immer wieder fasziniert die Inszenierung von Morten Tyldum mit ihren fassbaren und fühlbaren Bildern, die trotz realitätsfremdem Überbau ein sehr direktes und wirklichkeitsgetreues Gefühl vermitteln. Rogers aus dem Leben geworfen sein und der atemlose Druck des Gejagten, der auf ihm lastet, verpufft eben nicht an einer unerschütterlichen Heldengestalt sondern kondensiert am dringenden Überlebenswillen eines eigentlich chancenlosen Außenseiters.

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Die große Unbekannte: Synnøve Macody Lund ist Rogers Frau Diana.

Gegen Ende wird’s dann doch arg rührselig und Roger zeigt sich von einer Seite, die er eigentlich gar nicht hat – was den Film etwas inkonsequent erscheinen lässt. Die Inszenierung bleibt sich aber treu und hält Spannung mitsamt zynischem Augenzwinkern trotzdem bis zuletzt hoch. Einzig die Szenen mit Lotte (Julie R. Ølgaard) wirken etwas zurechtgestutzt, denn ihr Spiel passt im Gegensatz zu dem von Hennie und Coster-Waldau nicht sonderlich gut zu dieser rasanten Szenenkonstruktion. Aber trotz kleinerer Schwächen und manch arg fantastischer Konstruktion ist HEADHUNTERS ein gelungen kurzweiliger und amüsanter Kinofilm.

Ähnliche Filme:

Easy Money, Verblendung

Information:

Andere Titel: Jo Nesbø’s Headhunters

Norwegen, Deutschland 2011

Dauer: 100 Minuten

FSK: 16

Regie: Morten Tyldum

Drehbuch: Lars Gudmestad , Ulf Ryberg

Nach dem Roman Hodejegerne, 2008 (dt. Headhunter 2010) von Jo Nesbø

DoP: John Andreas Andersen

Musik: Jeppe Kaas, Trond Bjerknæs

Schauspieler: Nikolaj Coster-Waldau, Aksel Hennie, Julie R. Ølgaard, Synnøve Macody Lund, Joachim Rafaelsen, Eivind Sander, Kyrre Haugen Sydness, Daniel Bratterud, Torgrim Mellum Stene

Genre: Thriller, Satire

Im Kino: 15.03.2012

Im Web:

Headhunters in der IMDb

Bilder und Trailer zur Filmkritik von Headhunters auf der offiziellen Website

Copyright Bilder und Trailer: NFP

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