Real Steel (2011)

Real SteelOberflächlich und rührselig: REAL STEEL ist ein schöner Film aus dem Spielbergkosmos (Produzent), dessen schöne Trauer und kindische Freude emotional unterhalten.

Wer im Boxen eine ähnliche Dramatik ins Geschehen zaubern will wie das Boris Becker etwa viele Male im Tennis gelang, der muss schon so maßlos übertreiben wie in ROCKY, wo halb tot Geprügelte plötzlich wieder mit Bärenkräften austeilen. Noch weiter kann man eigentlich nicht gehen — ja es sei denn, man lässt Science-Fiction Maschinen kämpfen, denen die Fantasie jedwede Fähigkeiten zusprechen darf. REAL STEEL ist ein Boxerfilm durch und durch und gleichzeitig meilenweit entfernt von psychischen Abgründen wie in WIE EIN WILDER STIER. Auch technische Finesse ist hier nicht gefragt. Stattdessen verfilmt Regisseur Shawn Levy ein Drehbuch, das nur die Big Points ausspielt; und zwar die emotionalen. Wie ein modernes Märchen wirkt die Parabel vom hitzköpfigen Außenseiter und Versager, der mit der kindlichen Hilfe seines Sohnes Max ein herzerwärmendes Comeback erleben darf und gleichzeitig Verantwortung und Liebe lernt. Hugh Jackman spielt als ehemaliger Boxer Charlie mindestens so flach und gefahrlos wie seine bösen Widersacher (Kevin Durand, Karl Yune, Olga Fonda) es tun. Der blonde Max (Dakota Goyo), ein dem idealen spielberg’schen Filmkind entsprechender Bengel, kann egal was er tut nichts falsch machen und irgendwo wartet immer noch die verständnisvolle und schöne Bailey (Evangeline Lilly). Wenn dann noch die Adoptiveltern ganz O.K. sind, ist die Welt endlich wieder so, wie sie sein soll. Ganz klar, REAL STEEL will nicht wirklich, REAL STEEL will unwirklich wirklich sein und liefert zu jedem Moment auch den passenden Song, denn Stille muss man nur im Sozialrealismus ertragen.

Real Steel Filmbild
Trotz schlechter Karten viel Sonnenschein. Vater Sohn Duo Goyo und Jackman.

Die Rührung ist wohl dann am größten, wenn die vorausgegangene Trauer nicht enden wollender Tiefschläge endlich ihren Ausgang im alles Erhofften findet; und sich jeder fühlt, als wäre er gerade Weltmeister im was auch immer geworden. REAL STEEL potenziert dieses Gefühl in dreierlei Hinsicht: Zum einen darf man sich durch Max freuen wie ein elfjähriger, dann erlaubt es die Robotermoderne dem Helden viel mehr einzustecken, als er es im Ring je hätte tun können und schließlich ist es die augenscheinlich übertriebene Erfolgsgeschichte, die als Fantasie erkannt werden muss und genau deswegen so herzzerreißend wirkt, weil man seines eigenen Hoffens und Träumens gewahr wird, nicht erst in dem Moment, wo ein kleiner Junge mit Gänsehaut-Enthusiasmus und unbändigem Mut in den Augen dem vielleicht stärksten Wesen der Welt trotzt.

Real Steel Augen
Du weißt schon, dass du mit einer Maschine redest? Für Charlie und Max ist Atom weit mehr als eine Maschine.

Stahl ist der Stoff, aus dem die Träume sind. Und Atom, ein veralteter Sparringsroboter. Der Stahlkollos, der viel einstecken aber nicht austeilen kann, gleicht Charlie in vielerlei Hinsicht und wird Max‘ neues Idol. Wo sein Vater versagte, steht der stumme Freund zu Max und lässt ihn niemals im Stich. Gleichzeitig ist er nichts anderes als die metaphorische, kalte Hülle seines Vaters, der darin jedoch zu neuer Wärme findet. Bewusst spielt der Film mit der faszinierenden Wirkung der treuen Roboter auf den Menschen und wie schon in TERMINATOR 2 ist die Maschine das bessere Wesen.

Real-Steel Atom  Bild
Wirkt im Kampfmodus trotz großer Augen gefährlich: Atom, der bessere Mensch.

Wer also ein Märchen sucht, das trotz einfacher Dramaturgie und primitiver Figuren große Gefühle erzeugt und rührt, ist hier richtig. Am meisten geerdet in diesem Film wirkt überraschenderweise Evangeline Lilly. Obwohl ihre Rolle nur klein ist, wird sie als Vernunftperson der dummen Jungs dringend gebraucht. Und wie sie Jackman küsst, bekommt man das Gefühl, als wollte sie tiefer eintauchen als bis zur Märchenschwelle.

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Last Action Hero

Information:

USA  2011

Dauer: 127 Minuten

FSK: 12

Regie: Shawn Levy

Drehbuch: Jeremy Leven, John Gatins, Dan Gilroy

DoP: Mauro Fiore

Musik: Danny Elfman

Darsteller: Hugh Jackman, Evangeline Lilly, Dakota Goyo, James Rebhorn, Hope Davis, Anthony Mackie, Kevin Durand, Olga Fonda

Genre: Drama, Märchen, Science Fiction

Im Kino: 03.11.2011

Im Web:

Real Steel in der IMDb

Bilder und Trailer zur Filmkritik von Real Steel auf der offiziellen Website  

Copyright Bilder und Trailer:  Walt Disney Studios Motion Pictures Germany/ Dreamworks

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