Glossy: Drapierter Teenager Film mit Liebe und Sex und so…
Lieber Hochglanz als matt, besser jung als alt, bevorzugt hübsch und im Zweifelsfall auch ganz gerne ziemlich überdreht, das ist LOL – Laughing out loud. So heiter wie der Titel präsentiert sich dieses pubertierende Liebesdrama dann aber doch nicht – und geheult wird merkwürdigerweise auch kaum. Das zu erwartende Emotionschaos bleibt weitestgehend aus und statt in Tränen, darf das Auge in perfekten Oberflächen schwelgen, ganz so als wäre das alles bloß ein Film: Lols (Miley Cyrus) Pausbacken passen zum Bild des sorglosen und begeisterungsfähigen Mädchens jenseits aller rationaler Schranken eben so sehr wie die blonden Haare zu ihrer besten, sexbegeisterten Freundin (Ashley Hinshaw) oder die großen Brüste zur bösen Rivalin (Ashley Greene) mit den dunklen Haaren und dem Knackarsch – selbst wenn der nur gedoubelt ist…
Der Frauenriege stellt Regisseurin Lisa Azuelos ein paar Jungs zur Seite, die den modernen Anforderungen des gängigen Klischee der Highschool entsprechen. Der athletische Chad (George Finn) mit den stahlblauen Augen ist Lols Ex, der Musiker Kyle (Douglas Booth) mit dem sinnlichen Mund ihr bester Freund und schon bald soviel mehr. Wenn da nur nicht all die albernen Hindernisse und Konflikte wären. Parallel zum harmlosen Liebesdrama ihrer Tochter durchlebt Lols alleinerziehende Mutter (Demi Moore) ein ähnliches Liebeskarussell und um die Spiegelung perfekt zu machen, schneit auch noch Lols Großmutter ins Haus. Das Drehbuch sieht zwar vor, dass sich Mütter und Töchter in die Haare bekommen, die jung konservierte Demi Moore versteht sich mit ihrer Tochter jedoch allerliebst und kommt gar dem „beste Freundin“ Ideal gefährlich nahe, was dem Film ebenso den Ernst zu rauben droht wie Lols Vater (Thomas Jane), der kaum eine Szene ohne Grimassen schafft.
Richtig skurril wird es aber erst bei der Klassenfahrt nach Paris, an der die Jugendlichen freilich nur aus einem Grund interessiert sind: Erwachsene spielen, fernab der Eltern – und selbstverständlich mit all den Dingen, die Erwachsene so tun. Da ist der eigentliche Sinn einer solchen Klassenfahrt freilich nur noch lästig und kulturelle Diversität wird zur hinderlichen Freakshow voller fremdartiger Ausländer. Das wäre sogar lustig gewesen, wenn die durch die Decke schlagenden Übertreibungen wenigstens von einem erlebbaren Gefühlssturm jugendlichen Überschwangs begleitet wären, was aber – zumindest für Erwachsene – nicht ersichtlich ist.
All die Klischees und der Kitsch von LOL sind wohl gar nicht so fern der Realität. Was abwegig erscheint und flach aussieht mag in den Augen der Kids eben doch funktionieren. Deshalb ist LOL thematisch und optisch vermutlich ein Treffer, dramaturgisch und emotional aber, dem Klientel angepasst, eher halbstark. Der Film selbst ist ein Remake zum französischen LOL von 2008, bei dem auch schon Lisa Azuelos Regie führte. Damals wurde die Rolle von Lols Mutter mit Sophie Marceau besetzt, was nicht zufällig an LA BOUM erinnert. Immerhin rankt der alte Film auf der IMDb mit 6.1 Sternen, wohingegen der aktuelle LOL bei gerade einmal 1.7 Sternen steht. So schlecht ist er gewiss nicht, aber vermutlich wird die Story selbst Teenies nicht allzu lange in Erinnerung bleiben – einzelne Szenen gewiss schon. Aber ob diese es wie LA BOUM schaffen, auch noch 20 Jahre später einem Erwachsenen eine Gänsehaut zu bereiten…
Ähnliche Filme:
Lol 2008, La Boum
Information:
USA 2012
Dauer: 97 Minuten
FSK: 6
Regie: Lisa Azuelos
Drehbuch: Lisa Azuelos
DoP: Kieran McGuigan
Musik: Rob Simonsen
Darsteller: Miley Cyrus, Ashley Greene, Demi Moore, Thomas Jane, Gina Gershon, Douglas Booth, Austin Nichols, Adam G. Sevani, Fisher Stevens, Jay Hernandez, Marlo Thomas, Jean-Luc Bilodeau, Ashley Hinshaw, Michelle Burke, Nora Dunn, George Finn
Genre: Teeny Film, Liebesfilm, Komödie
Im Kino: 31.05.2012
Im Web:
Bilder und Trailer zur Filmkritik von Lol auf der offiziellen Website
Copyright Bilder und Trailer: Constantin