Ip Man (2008)

ip manAußergewöhnlich gut inszenierter, ernster und lose an die Biographie von Yip Man angelehnter Kung Fu Film vor dem Hintergrund der japanischen Besatzung Chinas im zweiten Weltkrieg.

Man spürt gleich in den ersten Bildern, dass dieser Film nicht an große Hollywoodspektakel, chinesische Zhang Yimou Epen oder bildgewaltige Südkoreafilme heranreicht. Die orchestrierte Musik versucht zwar ihr Bestes, doch der Schnitt und die Bilder bleiben auf dem Boden, was den ab und an ausreißenden Pathos sympathisch im Zaum hält. Im Kleinen wartet dieser Film aber mit einem schönen Setting auf, überzeugt mit seinen Schauspielern und bleibt überraschend ernst, obwohl er ansonsten all die klassischen Elemente des Kung Fu Films der 80er Jahre vereint. Ach ja, und es ist freilich auch ein durch und durch chinesischer Film, der ähnlich wie HERO den chinesischen Nationalstolz propagiert.

Die chinesische Stadt Foshan in den dreißiger Jahren ist die Wiege der Kampfkunstschulen, doch der größte Kämpfer ist eher ein Mann der leisen Töne und unterrichtet kein Kung Fu. Dass Ip Man (Donnie Yen) dennoch kämpfen muss, überrascht keineswegs und eben sowenig der Umstand, dass seine Gegner von Mal zu Mal besser und gemeiner werden. Solange er sich jedoch nur mit Landstreichern herumschlagen muss, droht die größte Gefahr von seiner Frau, die des ewigen Kung Fus überdrüssig ist und in ihrer Art – genreuntypisch – oftmals gar nicht komisch wirkt. Als dann der Krieg ausbricht, geht es für alle Chinesen unter japanischer Besatzung nurmehr ums nackte Überleben, da macht auch der große Ip Man keine Ausnahme, der zusehends an der Sinnhaftigkeit seines bisherigen Treibens zweifelt. Keinesfalls also vergeht sich der Film in der kindlichen Illusion, Ip Man könnte die japanische Armee im Alleingang besiegen. Stattessen kämpft er gegen Hunger und Tod, doch bald gibt es neben seiner Familie auch noch ein wenig Stolz zu beschützen.

Geschickt verknüpft Regisseur Wilson Yip die Philosophie des Wing Chun Kung Fu mit der politischen Botschaft eines zurückhaltenden und sich in den anderen einfühlenden Chinas, das aber genau aus diesen Tugenden im Ernstfall seine Kraft schöpft. Die vielen Kämpfe sind hervorragend in die Dramaturgie eingestrickt, sei es Wettkampf, Schaukampf oder Kampf ums Überleben, und erwecken in keinem Moment den Eindruck eines Schlägerfilms. Stattdessen zeichnen sich auf dem beherrschten Körper von Ip Man immer schwerere Gefühle ab, die den Preis seines Stolzes veranschaulichen. Obwohl der Film von einer zu Beginn und am Ende eindringlich zum Zuschauer sprechenden Stimme aus dem Off historisch kommentiert wird und die Gefühle der Fiktion auch sachte für nationale Zwecke instrumentalisiert werden, bleibt IP MAN eine bewegende Geschichte für sich.

Dass das aufgeräumte Gesicht von Donnie Yen eine so perfekte Kulisse für das Abbild eines Helden gibt, der trotz oder wegen all seiner Zurückhaltung und Bescheidenheit zum Vorbild und Hoffnungsträger vieler Chinesen wird, trägt ebenso zur Klasse dieses Filmes bei, wie die unaufdringliche und glaubhafte Figurenzeichnung der Inszenierung. Berechtigterweise darf aber auch angenommen werden, dass all dies nur entfernte Ähnlichkeit mit dem wirklichen Leben von Yip Man hat, einem der Lehrer Bruce Lees. Gleiches gilt aber auch für den historischen Bezug von BRAVEHEART, dem IP MAN in vielerlei Hinsicht ähnelt.

Ähnliche Filme:

Braveheart, Hero

Information:

China 2008

Dauer: 106 Minuten

Regisseur: Wilson Yip

Drehbuch: Edmond Wong

DoP: Sing-Pui O

Musik: Kenji Kawai

Darsteller: Donnie Yen, Simon Yam, Siu-Wong Fan, Ka Tung Lam, Yu Xing, You-Nam Wong, Chen Zhi Hui

Genre: Kung Fu, Action, Drama

Im Kino ab:

Im Web:

Ip Man in der IMDb

Bilder und Trailer zur Filmkritik von Ip Man auf der offiziellen Website

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