Schweres Thema, leichte Kost: Liebe jenseits der Anziehung und diesseits des Egos.
Marc (Gaspard Proust) jagt der Liebe nach, doch er kann sie nicht fassen. Dass er seine Ex (Elisa Sednaoui) nach drei Jahren verschlissen hat, treibt den emotional Gebeutelten an, ein Buch zu schreiben: Das verflixte dritte Jahr – quasi ein Verfallsdatum für die Liebe. So wird Literaturkritiker Marc auch noch Autor, genau wie sein Schöpfer Frédéric Beigbeder (39,90), der nicht nur Buch und Drehbuch schrieb, sondern erstmals auch die Regie führte. Auch in vielen seiner anderen Werken beschäftigt sich der Schriftsteller vornehmlich mit sich selbst, wenn wundert es da, dass Marc im Film für sein Buch den von Beigbeder ausgerufenen Prix de Flore gewinnen darf. Neben einem Haufen Geld und weiblichen Groupies, die sich ihm gleich ins Bett werfen, bringt dieser Erfolg dem selbstmitleidigen Schwadroneur aber auch Ärger ein: Der alte Liebesschmerz ist längst vergessen und Alice (Louise Bourgoin), die Frau seines Cousins, erobert sein Herz im Sturm. Wenn da nur nicht dieses „sexistische“ Buch wäre, das der Liebe jegliche Romantik abspricht…
Leichtfüßig und weniger tiefgründig als man vermuten möchte zieht DAS VERFLIXTE 3. JAHR über 100 Minuten seine romantisch-komödientischen Bahnen durch ironische Gewässer und eine sentimentale Liebesgeschichte voller Michel Legrand. Letztere funktioniert weitaus besser als manch pointierter Witz, der im Überfluss der durchdachten Worte vollkommen untergeht. Die Liebesgeschichte wird zudem durch Louise Bourgoin extrem aufgewertet, die, oftmals ihre Brüste zeigend, vollkommen in ihrem Element ist und erfrischend überzeugt. Gar nicht so komisch wie angedacht ist jedoch die Selbstreflexion von Selbstmitleid und das Kaputtreden jedweden Statements, wie es Marc als Beigbeders Alter Ego ohne Unterlass praktiziert. Dergestalt fehlt die kritische Distanz zum fehlgeleiteten Helden, der dem Autor viel zu lieb scheint, als dass er ihn dem Spott der Zuschauer ungeschminkt preisgeben will. Das stört ebenso wie die unzähligen literarischen Verweise und die direkte Kameraadressierung der Hauptfigur. DAS VERFLIXTE 3. JAHR will sich nicht gänzlich von seiner literarischen Erzählform lösen und kommt folglich etwas selbstgefällig daher.
In den Nebenhandlungen gibt es Highlights und Langeweile, erwähnenswert ist in jedem Falle Marcs Freund Jean-Georges, der vom französischen Rapper JoeyStarr mit brillanter Coolness zum Leben erweckt wird. Vielleicht wirkt der ehemalige Nique Ta Mère Mann deswegen so gut, weil er einfach ist wie er ist. Er formt den Gegenpol zu Beigbeder/Marc, der den ganzen Tag nichts anderes zu tun scheint, als über sein eigenes Leben nachzugrübeln. Im richtigen Leben wird Beigbeder wohl von JoeyStarr „Euer Selbstüberschätzung“ genannt. Und der sexistische Macho, als der Marc in diesem Film bekehrt werden soll, ist wohl eher Wunschdenken.
Auf der ewigen Suche nach Liebe verlässt der Film gerne und oft den Boden der Wirklichkeit, was manch schönen Moment, eine Spur zu viel Nouvelle Vagozentrismus und viele dramaturgische Pausen zu Tage fördert. Insgesamt pendelt sich diese Verfilmung mit französischem Geschmack aber sehr stark bei der klassischen, romantischen Komödie ein und gehört dabei noch nicht einmal zu den schlechten ihrer Art. Die Liebe jedenfalls lässt sich nicht fangen. Sie verfängt sie sich eher in den Menschen – und das ist immer abenteuerlich.
Ähnliche Filme:
Information:
Franz.Titel: L’amour dure trois ans
Frankreich 2011
Dauer: 100 Minuten
FSK: 6
Regie: Frédéric Beigbeder
Drehbuch: Frédéric Beigbeder
Nach „Die Liebe währt drei Jahre“ von Frédéric Beigbeder
DoP: Yves Cape
Musik: Martin Rappeneau
Darsteller: Gaspard Proust, Louise Bourgoin, Valérie Lemercier, Jonathan Lambert, Joeystarr, Michel Legrand, Marc Levy, Paul Nizon
Genre: Komödie, Liebesfilm, Romantic-Comedy
Im Kino: 19.07.2012
Im Web:
Das verflixte 3. Jahr in der IMDb
Bilder und Trailer zur Filmkritik von Das verflixte 3. Jahr auf der offiziellen Website
Copyright Bilder und Trailer: Prokino