Unknown Identity (2011)

Unknown IdentityOhnmächtiger Kampf um die Identität inmitten krimineller Note 3Verstrickungen von Weltrang.

Es wirkt wie eine Mischung aus BOURNE und kafkaeskem Gefängnis, wenn Martin Harris (Liam Neeson) nach einem Autounfall zwar nur Teile seiner Erinnerung verliert, ihm seine Identität aber dennoch abhanden kommt. Geraubt wird sie ihm von einem Unbekannten (Aidan Quinn) mitsamt seiner Frau (January Jones), die in einer der besten und gemeinsten Szenen des Films ihren angeblichen Mann nicht mehr kennt. Jones, sonst hauptsächlich als Erscheinung agierend, kann in diesem Wut evozierenden Moment all ihre makellose Unnahbarkeit in die Waagschale werfen. Das trifft Neeson alias Harris umso härter, denn zu sehen wie seine Verwirrung an ihren großen Augen und dem sorglosen Mund abprallt, degradiert ihn zum Hampelmann.

In seinem Kampf um sein Ich und seine Frau hat Harris bald mit weitaus größeren Problemen zu kämpfen, als seinen Erinnerungslücken. Als klar wird, dass einige schlimme Finger nach seinem Leben trachten, wird Hilfe bitter nötig. Diese findet er in Form der Taxifahrerin Gina (Diane Kruger) und des Privatermittlers und ehemaligen Stasimanns Jürgen (Bruno Ganz). Von da treibt der Film die Action mit Neeson und Kruger voran, während die Investigationen von Ganz versuchen dem Ganzen einen Sinn zu geben. Dies ist aber viel komplizierter als alle glauben und die Geschichte wartet noch mit einigen Überraschungen auf.

Unbestritten ist der Plot spannend, einfallsreich und gut gestrickt, vieles bleibt aber thematisch sehr an der Oberfläche, was für Stasi ebenso gilt wie für Gentechnik und Berlin. Stattdessen werden Klischees vor den Karren gespannt, die dem Einfallsreichtum der Erzähltechnik nicht gerecht werden. Die Art, wie Regisseur Collet-Serra und sein Kameramann Labiano Berlin sehen, erinnert zudem oft an Amerika, wie etwa der Gitterkasten um die Hotelrezeption, der türkische Taxifahrer, der mehr an einen in New York tätigen indischen Quaselkollegen erinnert oder die heruntergekommene Pappwandwohnung der Taxifahrerin Gina. Die Charaktere des Films bleiben flach und oft emotionslos und selbst der sichtlich bemühte Neeson wird nicht so inszeniert, dass er unter die Haut gehen könnte. Der Film entzieht zwar der Rolle Harris den Boden unter den Füßen, nicht aber dem Zuschauer, es sei denn in jenen Szenen, die eine unbegründete, mysteriöse Stimmung kreieren – entweder um des Effektes willen, oder aber weil schlichtweg konfus inszeniert wurde.

Zugkräftig und mehr den Geist als die Gefühle ansprechend ist und bleibt aber die Neugier, die der spannende Plot erzeugt. Deswegen ist es schade, dass am Ende das Thema nur bedingt zu überzeugen weiß und irgendwie auch nicht immer glaubhaft bleibt. Bei BOURNE half über derlei Probleme die emotionale Nähe zu den Protagonisten hinweg und Kafka lässt gerne auch einmal die ganze Welt im Absurden versinken. Collet-Serra verzichtet auf beides, wagt sich nicht in den Wahnsinn und zeichnet dennoch zu wenig menschlich.

Ähnliche Filme:

BOURNE

Information:

Engl. Titel: Unknown

USA, Großbritannien, Japan, Deutschland, Kanada, Frankreich 2011

Dauer: 113 Minuten

Regie: Jaume Collet-Serra

Drehbuch: Stephen Cornwell, Oliver Butcher

Musik: John Ottman, Alexander Rudd

Darsteller: January Jones, Diane Kruger, Liam Neeson, Frank Langella, Bruno Ganz, Sebastian Koch, Karl Markovics, Aidan Quinn

Genre: Thriller, Action

Im Kino ab: 03.03.2011

Im Web:

Unknown Identity in der IMDb

Bilder und Trailer zur Filmkritik von Unknown Identity auf der offiziellen Website


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