Haywire (2011)

dieses Genres, indem er alle Szenen, denen er nicht atemlose Unmittelbarkeit zugesteht, sequenzartig zeitraffend über die Leinwand schickt, sie unter einem Klangteppich aus jazzigem Gedudel begräbt und die ansonsten ruhige Kamera auch mal fahrig werden lässt. Ein großer Teil des Films verschwimmt so – selbst die Schärfe liegt oft daneben – wird gefiltert – wie in TRAFFIC, SOLARIS usw. gelb-blau – und eröffnet mächtige Verschnaufpausen in der Dramaturgie, was an die Kühle von CONTAGION erinnert.

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Die oben Frage: Carano wird mit Fassbender intim.

Manche Kleinigkeiten können auch etwas verärgern, wenn sie durch das Gefühl der Unglaubwürdigkeit die Konstruiertheit des Films erkennen lassen. Dazu zählt nicht nur Kenneths unsinniger Ausflug ans malerische Meer, nur um diese Kulisse in den Film zu bekommen, sondern auch die zwingende Nutzlosigkeit von Feuerwaffen. Den Höhepunkt dieses die Logik ignorierenden Selbstbewusstseins erreicht HAYWIRE in einer kuriosen Szene mit einem Reh, die in ihrem stoischen Ablauf sowohl an Michael Manns Klassiker THIEF erinnert, als auch an die denkwürdigen Reisegewohnheiten aus BILL & TEDS VERRÜCKTE REISE IN DIE ZUKUNFT.

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Mal nett, mal ganz anders: Tatum als inkohärenter Aaron.

Schließlich entsteht nach dem schwachen Ende und den logischen Ungereimtheiten der simplen Story, welche diese schwerer verständlich machen als nötig, der Eindruck, als wäre HAYWIRE am Schneidetisch und durch Nachdrehs komplett neu entstanden und umgemodelt worden, um ihn interessanter zu gestalten. Das würde neben der durchaus interessanten Plotstruktur auch erklären, warum „Scotts Auto“, das nun wirklich niemanden interessiert, in diesem Film voller sich widersprechender Elemente in Stil und Handlung plötzlich eine Rolle spielen muss. Es erklärte dann leider auch, warum so manche Szene des Films einfach uninteressant ist und vielleicht sogar, warum dieser Film eine Liebesgeschichte erzählt, die er faktisch nicht erzählt. Eigen ist HAYWIRE allemal, auch anders, und wer unter all den guten und schlechten Filmen da draußen gerne mal auf einen Rehfilm stoßen will, der ist hier richtig. Der überqualifizierte Cast ist zumeist nur Randerscheinung, nicht der Rede wert und typisch Soderbergh. Nur Channing Tatum hat eine ernst zu nehmende Nebenrolle, die aber ebenfalls inkohärent und nachgedreht wirkt…

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Auch noch im Film: Viel Leere mitsamt Banderas und Douglas.

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Information:

USA 2011

Dauer: 89 Minuten

FSK: 16

Regie: Steven Soderbergh

Drehbuch: Lem Dobbs

DoP: Steven Soderbergh

Musik: David Holmes

Darsteller: Channing Tatum, Michael Fassbender, Ewan McGregor, Michael Douglas, Antonio Banderas, Michael Angarano, Bill Paxton, Gina Carano, Mathieu Kassovitz, Eddie J. Fernandez, Anthony Brandon Wong, Tim Connolly, Maximino Arciniega, Aaron Cohen, Natascha Berg

Genre: Action, Thriller

Im Kino: 08.03.2012

Im Web:

Haywire in der IMDb

Bilder und Trailer zur Filmkritik von Haywire auf der offiziellen Website

Copyright Bilder und Trailer: Concorde

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