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Roger Deakins Filme
Zeit ohne Geist: Andrew Niccol untergräbt seine eigene Genialität.
Was heute noch Geld und Zinsen erledigen, wird in der Zukunft von IN TIME ganz auf das Ticken der Uhr reduziert: Die Hierarchisierung der Gesellschaft, die Niederhaltung und Ausbeutung der Massen, die Nummerierung und Zählbarmachung des Lebens. Wie eine Brandmarke wirkt die digitale Uhr, die den Menschen unter die Haut gezüchtet wird. Für manch wenige mag dies ein Statussymbol sein, die meisten jedoch retten sich von Tag zu Tag und arbeiten für ein paar Stunden Leben. Ab dem 25. Lebensjahr altern die genetisch veränderten Körper nicht mehr, wer also genug . . . → Kritik: In Time – Deine Zeit läuft ab (2011)
Liebe zu einer Nazi: Läuterung in der filmischen Reflektion der unreflektierten Wirklichkeit. Seit mehr als zehn Jahren ist der Zweite Weltkrieg vorbei, als der fünfzehnjährige Michael (David Kross) in einer deutschen Kleinstadt auf die viel ältere Hanna (Kate Winslet) trifft. Mit wenigen Worten und eindringlichen Bildern erschafft Regisseur Stephen Daldry eine leidenschaftliche Liebesbeziehung des ungleichen Paars, wobei die resolute und auch abweisende Hanna, die zu Beginn sowohl Führung als auch Verführung übernimmt, etwas undurchsichtig erscheint. Bald schon ist ihr Michael hoffnungslos verfallen, doch Hanna’s Dominanz versiegt je mehr, je öfter ihr Michael Bücher vorliest. Von Horace und Homer hin . . . → Kritik: Der Vorleser (2008)
Todernster Spätwestern. True Grit ist einer dieser Spätwestern wie ERBARMUNGSLOS, in denen die alternden und schießwütigen Westernlegenden ein letztes Mal ihren zermürbten Körper gegen die Natur und das Unrecht aufbäumen, ehe sie als Rarität im Schaukasten der unaufhaltsamen Moderne verenden. Dabei geht es längst nicht mehr um die zu bestehenden Abenteuer, als vielmehr um jene, die sie bestehen – sofern sie es noch schaffen. Der Westen gibt dabei eine Kulisse ab, die Idylle und Lagerfeuerromantik vergessen machen. Stattdessen lauern nachts Schlangen, unter Tags fällt Schnee und jeder schöne Ausblick ist mit dem Schweiß des Köpers erkauft. Die Moderne, das . . . → Kritik: True Grit (2010)
Irgendwo zwischen Biopic, Spätwestern, Märchen und Hommage bewegt sich dieser außergwöhnliche, langsame, psychologische und emotionale Film. Der Film erweckt den Eindruck, als hätte Drehbuchautor und Regisseur Andrew Dominik (nach dem gleichnamigen Roman von Ron Hansen) begonnen über die Legende Jesse James (Brad Pitt) zu recherchieren, um dann den Fortschritt seiner Nachforschungen und den damit verbundenen Wandel seiner Einsichten auf diesen amerikanischen Helden als dramaturgischen Bogen zu verwenden. Die Erzählerstimme gibt dabei den Faden und die Haltung des Regisseurs wieder. Gleich zu Beginn wird Jesse James ähnlich einer Naturgewalt oder eines Phänomens pathetisch bebildert eingeführt als einer, der allein . . . → Kritik: Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford (2007)
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