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Gute Filme 2011Hier finden sich nur Filme dieses Blogs, es gibt bestimmt noch andere tolle Filme dieses Jahres.
Wirklichkeit und andere Fiktionen: Verloren im Erinnerungsverlust von Noomi Rapace.
Es dauert gar nicht lange, bis in BABYCALL klar wird, dass in der Welt von Anna (Noomi Rapace) alles nicht in Ordnung ist. Flüsternd und bedrängend schiebt sich das erste Bild in den Film, verstörend und mit einer Musik, die schon weint noch ehe man seufzen kann – es bläst der Chor der griechischen Tragödie zum Gefecht! Wortlose und monotone Gesten sprechen Bände, Körperhaltungen erzählen von einer gekrümmten Seele. Noomi Rapaces wächsernes Antlitz gibt eine ungeschminkte Landschaft preis, in deren Tiefe man sich bald voll Schwermut verliert. Für Anna . . . → Kritik: Babycall (2011)
Sprengstoff fürs Auge: Action ohne Wenn und Aber.
Eine Spezialeinheit der Polizei nimmt ein Gebäude ein, in dem sich über unzählige Etagen ein Verbrechersyndikat einquartiert hat. Soviel zur Handlung. Von Anfang an ist diesem Film anzumerken, dass er nicht wie die anderen Actionthriller seiner Art ist. Das sparsame Produktionsbudget spiegelt sich in ebenso sparsamen Räumen und sehr sorgfältig gewählten Einstellungen wieder, die – trotz vergleichsweise billiger Ausstattung und Aufnahmetechnik (Panasonic AF100) – die Geschichte zusammenhalten und ihr einen ganz eigenen Look harter Vertrautheit verpassen. . . . → Kritik: The Raid (2011)
Naive Schönheit: Zarter Humor und Positivismus hinter bizarrer Vagina und schwankender Identität. So absurd, rührend und positiv OUR IDIOT BROTHER auch sein mag, im Kern liegt diese emotionale Komödie gefährlich nah an der Wirklichkeit. Und in dieser New Yorker Wirklichkeit sehen sich die drei Schwestern Miranda (Elizabeth Banks), Natalie (Zooey Deschanel) und Liz (Emily Mortimer) plötzlich mit ihrem leichtgläubig wirkenden Bruder Ned (Paul Rudd) konfrontiert. Dieser etwas einfache Öko-Späthippie befindet sich gerade auf der Suche nach einer Bleibe, denn seine vormalige Freundin (Kathryn Hahn) will ihn nicht mehr haben. Reihum tingelt der Versager der Familie . . . → Kritik: Our Idiot Brother (2011)
Vieaux Vague: Hurendasein, Erinnerungsliebe und kompromisslose Konsequenz.
So alt ist Regisseur und Drehbuchautor Christophe Honoré noch gar nicht, als dass man von ihm einen Film erwarten möchte, der Liebe über Jahrzehnte und gar Generationen hinweg zu begreifen versucht. Und was er dabei geschaffen hat ist ein Monster. Inhaltlich, stilistisch und dramaturgisch präsentiert sich DIE LIEBENDEN – Von der Last, glücklich zu sein als ein zerrissenes Etwas mit schönen Augen und einem hässlichen Maul, in das der Zuschauer konsequent zu blicken gezwungen wird. Wer den Weg der Passion geht in Honorés Welt, der wählt eine Liebe jenseits der Gesellschaft, jenseits . . . → Kritik: Die Liebenden – Von der Last, glücklich zu sein (2011)
Männer ohne Frauen: Gebrochenheit, Pathetik, heroische Brachialität.
THE GREY ist einer dieser Liam Neeson Filme, der nicht wirklich schlecht ist, locker sein Geld macht aber ein wenig nichtsagend und seelenlos über die Leinwand flimmert. Die Bilder sind unspektakulär und gelungen, die Inszenierung und der Schnitt sprechen meist für kluges Storytelling und der Sound ist auch gut. Sonderlich tief eintauchen kann man in das aufgesetzte Drama um den Außenseiter Ottway (Liam Neeson) dennoch nicht, denn seine Trauer, seine gebrochene Lebenskraft und sein heroisch pathetisches, letztes Gefecht sind irgendwie trotzdem in der falschen Stimmung gedreht, um das fühlbar zu machen, was . . . → Kritik: The Grey – Unter Wölfen (2011)
Mensch, Gesellschaft, Werte: Wer bin ich, wenn ich nichts wert bin?
Die Alliteration weiblicher Vornamen im Titel von MARTHA MARCY MAY MARLENE bezeichnet zwar nur eine einzige Person. Im Inneren dieser Person findet sich aber genug Leere, so dass all die Namen problemlos Platz darin finden. Newcomer Elizabeth Olsen spielt diese Person fabelhaft, die eigentlich nur Martha heißt und wohl eine irgendwie schwere und auch einsame Jugend verlebt haben muss. Was genau da passiert ist, bleibt abgesehen vom Tod der Mutter und der Trennung zur Schwester im Dunkeln, wie vieles andere im Film auch. Aus einer schwarzen Wand des Vergessens und nicht Erinnernwollens taucht Martha plötzlich im Leben ihrer Schwester auf, nachdem sie jahrelang verschwunden war. Von ebenso fragwürdiger Dunkelheit umschlossen trägt der Film seine Szenen vor und weigert sich bis ganz zuletzt, das mensch . . . → Kritik: Martha Marcy May Marlene (2011)
Titanic für Männer: Leiden, Kämpfen und Heulen in einem hochdramatischen Kämpferfilm mit Starbesetzung. Sie reden zwar, die Männer in WARRIOR. Und das was sie sagen richtet nicht selten weniger an, als ein Knock Out. Aber noch viel mehr sagen sie, wenn sie nicht reden. Wenn sie dasitzen und schauen. Wenn sie beleidigt sind, auf den Boden starren oder mit dem Rücken zur Wand stehen. Wenn ihnen nur noch das Kämpfen bleibt, als Ausflucht aus einer verfahrenen Situation voller unglücklicher Gefühle und Enttäuschungen. Das Kämpfen ist ihr eigentlicher Ausdruck und ihre Therapie, denn hier begegnen sie ihren größten Ängsten. Und beim Kämpfen verletzten sie sich weit weniger als mit den Worten, die nicht in der Lage sind ihre wahren Wunden zu zeigen, die nicht in der Lage sind zu versöhnen und dem geliebten Körper zu vergeben. . . . → Kritik: Warrior (2011)
1,68 – Thriller: Rastloser Schlagabtausch mit viel haptischer Präsenz und kuriosen Momenten.
HEADHUNTERS erzählt einen packenden, absurden und durch und durch körperlichen Thriller mit einem ordentlichen Spritzer Humor. Die Geschichte lebt von der Art Spannung, die ein eher gewöhnlicher Mensch erfährt, der in eine außergewöhnliche Situation gerät und dessen Leben sich von einem Moment zum nächsten vollkommen auflöst. So ganz gewöhnlich ist der geltungsbedürftige Roger (Aksel Hennie) dann zum Glück doch nicht, schließlich ist er ein erfahrener Bilderdieb – im Nebenjob. So schafft es der Mann, dessen Körpergröße allein ihn bereits zum Underdog stilisiert, eine große Frau wie Diana . . . → Kritik: Headhunters (2011)
Anders Film: Verkompliziertes Simpel mit betonter Echtzeit in zeitentkoppelter Collage und paradoxer Kausalität. Man könnte Steven Soderberghs neuesten Film HAYWIRE durchaus als ein bisschen experimentell bezeichnen, als zumindest soviel anders, dass er nicht die am breitesten getretenen Wege des Actionthrillers beschreitet. Ein Anders, das auch stark in die Richtung von WER IST HANNA weist und deswegen genauso jenes Anders beschreibt, bei dem man sich nie ganz sicher ist, ob es nun den glimpflichen Ausgang einer verkorksten Inszenierung darstellt, oder ob es doch so gewagt war. Zwar gebiert die Not mitunter die genialsten Lösungen, viel öfter aber bringt sie . . . → Kritik: Haywire (2011)
Wer nicht um sich ringt, trägt einen Ring.
Er lebt gar nicht in der Welt der Anderen, dieser Brandon (Michael Fassbender). Er ist ein korrekt gekleideter, sich bedeckender Mann aus der Agentur. Welche Agentur? Unbedeutend. Seine Arbeit, seine Wohnung, sein gesellschaftliches Leben: Unbedeutend. Vernunft: Nur nach außen hin. Brandon liebt es süß, er liebt es zügellos, er liebt es maßlos – und er leidet darunter. Ein Perverser und Kranker ist er für seine Mitmenschen, weil er durch und durch körperlich ist, desillusioniert und direkt. Also genau all das, was die erfolgreichen Menschen unserer Gesellschaft nicht sind. Brandon füllt jede . . . → Kritik: Shame (2011)
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