True Grit (2010)

True GritTodernster Spätwestern.

True Grit ist einer dieser Spätwestern wie ERBARMUNGSLOS, in denen die alternden und schießwütigen Westernlegenden ein letztes Mal ihren zermürbten Körper gegen die Natur und das Unrecht aufbäumen, ehe sie als Rarität im Schaukasten der unaufhaltsamen Moderne verenden. Dabei geht es längst nicht mehr um die zu bestehenden Abenteuer, als vielmehr um jene, die sie bestehen – sofern sie es noch schaffen. Der Westen gibt dabei eine Kulisse ab, die Idylle und Lagerfeuerromantik vergessen machen. Stattdessen lauern nachts Schlangen, unter Tags fällt Schnee und jeder schöne Ausblick ist mit dem Schweiß des Köpers erkauft.

Die Moderne, das ist in TRUE GRIT Mattie(Hailee Steinfeld), ein kleines Mädchen, welches nicht nur unerschrocken die Geschäfte des Vaters nach dessen Ermordung fortführt, sondern auch der sie umgebende Männerwelt nach Herzenslust mit ihrem schneidend scharfen Verstand und ihrem losen Mundwerk den Marsch bläst. Um des Vaters Tod zu rächen engagiert sie Marshall Cogburn (Jeff Bridges), der soll ihr den Flüchtigen Chaney (Josh Brolin) ans Messer liefern. Dabei verpasst TRUE GRIT nicht, mehrmals zu unterstreichen, dass der Marshall der rücksichtsloseste unter den Gesetzeshütern ist und zweifelsohne lieber schießt als erschossenen zu werden; selbst wenn es in den Rücken geht.

Die Rolle des LaBoeuf schneidet im Zusammenspiel mit der vorlauten Mattie und dem abgeklärten Cogburn eher albern ab. Dies wird verstärkt durch die Diskrepanz, die der BOURNE Star Matt Damon als kleinkarierter Texas Ranger hervorruft, denn einmal mehr, wenngleich diesmal ungemein dezenter, erwecken die Coens das Gefühl, als hätten sie ihre modernen Schauspieler in das Kostüm eines alten Films gepackt, um so das kuriose Flair der alten Schinken vor dem Hintergrund des modernen Gedächtnisses auszustellen. Deswegen ist TRUE GRIT ein bisschen mehr als nur ein neuer alter Western. Stattdessen handelt es sich um einen Film, der die Ecken und Kanten, die der moderne Blick am alten Film ertastet, auszustellen versucht. Mit einem Wort: TRUE GRIT will Vintage sein, was in der Mode ja auch deshalb so gut funktioniert, weil die auf betagt getrimmten Objekte in der heutigen Zeit ein anderes Statement abgeben als damals. Nun verändert der Film das Statement aber kaum, weswegen das neueste Werk der Coens in überraschender Nähe zu THE TOURIST gesehen werden kann, dem eben dies vorgeworfen wird. Das Ergebnis ist vergleichbar einem Berlin Mitte Bewohner in Vintage Sportartikelklamotten, der von Scheitel bis Sohle die Komplettausstattung trägt – bis auf eins: Selbstironie.

Da die Selbstironie nun also schwächer ausfällt als in anderen Coen Filmen, bleibt unter dem Strich einfach ein Spätwestern stehen; mit wenigen Kuriositäten. Brechen kann das eben nur Matt Damon, seltener Jeff Bridges, weil der immer besser zu werden scheint und eine vollauf kohärente Figur auf die Beine stellt. Dabei ist es aber das Gefühl des Schrägen, die Gewissheit, dass irgendetwas nicht stimmt oder am falschen Platze ist, die den Mehrwert des Vintage ausmacht. Vielleicht geschieht dies auch deshalb nicht, weil den Regisseuren wider Erwarten ein ernster Film gelang. Und das ist TRUE GRIT allemal, mit seiner Haltung zum Totschießen von Menschen ohne Gefangene zu machen; todernst sogar. Und anders als beim Dreistreifenfreak im Berlin Mitte steht einem Western der Todernst auch ganz gut.

 

Ähnliche Filme:

Erbarmungslos, The Tourist

Information:

Titel: True Grit – Vergeltung

USA 2010

Dauer: 110 Minuten

Regie: Joel Coen, Ethan Coen

Drehbuch: Joel Coen, Ethan Coen

DoP: Roger Deakins

Musik: Carter Burwell

Darsteller: Jeff Bridges, Hailee Steinfeld, Matt Damon, Josh Brolin, Barry Pepper, Paul Rae, Ed Corbin, Dakin Matthews, Domhnall Gleeson

Genre: Western

Im Kino ab: 24.02.2011

Im Web:

True Grit in der IMDb

Bilder und Trailer zur Filmkritik von True Grit auf der offiziellen Website


Kinotrailer von Filmtrailer.com

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