Herzerwärmende Kälte: Frank Langella in der Pflege eines Roboters.
Frank (Frank Langella) ist ein großer, starker Kerl. Er lebt allein in einem malerischen Haus in der Natur, etwas außerhalb von New York. Seine Wohnung ist verdreckt. Beim Einkaufen klaut er Nippes. Seine Lieblingsbar existiert nur noch in seinem löcherigen Gedächtnis. Seine Tochter erkennt er auf dem Videocall kaum und seinen längst wohlhabenden Sohn wähnt er immer noch auf dem College. Frank ist alt und so manches funktioniert nicht mehr so recht. Nur Schlösser knacken und Klauen geht ihn noch leicht von der Hand, aber davon will keiner etwas wissen. Aber zum Glück schreiben wir eine nahe Zukunft, in welcher wohlhabende Kinder ihren Eltern einfach einen Pflegeroboter zur Seite stellen können.
ROBOT & FRANK ist nicht wirklich ein Science Fiction Film, sondern eher ein Sinnieren über Alter und Pflege in einer Zukunft, die wohl mehr der Zukunft der Filmemacher als einer wissenschaftlichen Fiktion entspricht. Von moderner Hightech ist demnach nicht viel zu sehen und im liebenswert plumpen Roboterkostüm steckt eine echte Schauspielerin (Rachael Ma). Regisseur Jake Schreier lässt im Film Franks anfängliche Abneigung gegen den Roboter mit jener Gabe der Maschinen brechen, von welcher der Mensch spätestens seit TERMINATOR beeindruckt ist: Bedingungslose Loyalität, absolute Verlässlichkeit und Unnachgiebigkeit beim Erlangen der gesetzten Ziele. Mit dieser Prämisse gelingt es Frank seinen Roboter für seine Zwecke zu instrumentalisieren, gegen die hirnlose Yuppie-Moderne, die gerade dabei ist seinen letzten Zufluchtsort zu digitalisieren: Die Bibliothek. Dass Frank eben so sehr vom Roboter manipuliert wird wie anders herum, wird zum denkwürdigen Thema des Films.
Es sind sehr einschlägige Bilder, Klischees und Übertreibungen, die ROBOT & FRANK zum Besten gibt, garniert mit großen Namen wie Susan Sarandon oder Liv Tyler, von denen keine große Leistung erwartet wird. Die zu sehr auf intellektuelle Gefälligkeit getrimmte Themenwahl mit der zu oberflächlichen Ausführung des Films spielt lediglich mit dem Kribbeln, welches dieser Exkurs der Menschlichkeit hätte hervorrufen können. Stattdessen verlässt sich Schreier auf emotionales Kidnapping und eine adrette Machart, die ihr hohles Gerüst meist erfolgreich kaschiert. Bei genauerem Hinsehen sind Verweise wie auf Don Quijote, Digitalisierung und Erinnerung nur Schlagworte, nur intellektuelle und künstlerische Tags, die kaum durchdacht sind. Sie verzieren den Film wie der Sonntagsanzug einen Streber und sind doch nichts weiter als das Label einer großen Marke auf der Brust – Made in China.
Was dann als kitschig leuchtendes Ende verkauft wird, steht irgendwie zwischen allen Stühlen. Es wirkt wie eine Rechtfertigung der jüngeren Generation für ihren Umgang mit einem senilen Alten, dem der Status einer Person mehr oder minder deutlich abgesprochen wird, ja, der gar dazu gebracht wird, dies von sich selbst aus zu tun. Dabei spricht der Film ein äußerst heikles Thema an, hat vielleicht noch nicht einmal ganz unrecht, verbleibt aber auf seiner nicht diskussionsfähigen, modularen Ebene: Quadratisch, einfach, schön. Der Versuch des Sohnes seinen Vater mit einem Roboter abzuspeisen – und sei dieses Gerät noch so liebenswürdig – wird so zur Parabel, in welcher der gealterte Vater vom Roboter lernen muss, loszulassen. Nichts desto trotz ist ROBOT & FRANK ein schöner und herzerwärmender Film mit berührenden Momenten – aber eben auch ein kalkuliertes Nichts. Frank Langella spielt trotzdem gut, besser ist nur Peter Sarsgaard als die englische Stimme des Robot.
Ähnliche Filme:
Moon
Information:
USA 2012
Dauer: 89 Minuten
FSK:
Regie: Jake Schreier
Drehbuch: Christopher D. Ford
DoP: Matthew J. Lloyd
Musik: Francis and the Lights
Darsteller: Frank Langella, James Marsden, Susan Sarandon, Liv Tyler, Peter Sarsgaard, Jeremy Sisto, Jeremy Strong
Genre: Drama, Science Fiction
Im Kino: 25.10.2012
Im Web:
Bilder und Trailer zur Kritik von Robot & Frank auf der offiziellen Website
Copyright Bilder und Trailer: Senator/Samuel Goldwyn Films