John Carter – Zwischen zwei Welten (2012)

John Carter PlakatStar Wars Killer?

Eigensinnig ist er und egoistisch, der John Carter von der Erde. Sein einzig verbliebener Antrieb ist das Gold, mit dem er sich die Taschen füllen will. Größte Stärke – und gleichermaßen Schwäche – ist sein unverbesserlicher Dickkopf, der ihn auf direktem Weg und ohne Rücksicht auf Verluste ans Ziel bringen soll. Aber er war nicht immer so. Der amerikanische Bürgerkrieg hat den ehemaligen Captain Carter als einen verbitterten Mann zurückgelassen. Er ist fest entschlossen für keinen mehr zu kämpfen, außer für sich selbst. Die ideale Voraussetzungen für die Entwicklung zum Helden eines großen Fantasy Epos: John Carter vom Mars.

Barsoom ist Edgar Rice Burroughs Name für den Mars, aus seiner Romanreihe John Carter vom Mars, erschienen ab 1912. Im englischsprachigen Raum sind die elf hieraus entstandenen Romane des Tarzan Autors vor allem bei jüngeren Lesern sehr beliebt. JOHN CARTER verfilmt nun das erste Buch Die Prinzessin vom Mars, verändert die Handlung jedoch und greift stellenweise in spätere Romane vor. Dennoch dürfte noch genug Fleisch blieben, um das filmische Epos – Lukrativität vorausgesetzt – in dem Maße auszubauen, wie man es bereits von HARRY POTTER und ähnlichen Serien her kennt. Kritiken zum Film dürfen erst ab heute erscheinen, knapp eine Woche vor dem Start im Kino. Vielleicht ist es Disneys Angst es könnte negative Kritiken hageln, oder aber der Versuch die Spannung bis zuletzt künstlich hoch zu halten und so einen Hype zu erzeugen, wie man ihn von fragwürdigen Diskotheken kennt, die selbst im Winter ihre Gäste in stundenlangen Schlangen draußen stehen lassen. Die Fangemeinde um Burroughs Barsoom Serie, die den Film sehnsüchtig zu erwartet scheint (manch einer twittert die verbleibenden Tage), wird so, anders als in Peter Jacksons DER HERR DER RINGE, erstmal auf Sparflamme gehalten. JOHN CARTER schickt sich dergestalt definitiv an ein ganz, ganz großer Wurf zu werden. Mit diesem Film wird zudem kein geringerer als STAR WARS herausgefordert.

John Carter Erde Bild
Tolle Bilder auf beiden Planeten: John Carter (Taylor Kitsch) auf der Erde.

Tatsächlich erinnert JOHN CARTER nicht nur an George Lucas, der übrigens Burroughs Werk selbst als Inspiration nennt, sondern auch an DUNE. Regisseur Andrew Stanton gestaltet das mit klassischen Figuren und Konflikten gespickte Abenteuer ruhig, tief, mit Spielraum für Mysterien und ohne überhastete Computer-Action. Der Regisseur von FINDET NEMO und WALL∙E konzentriert sich trotz äußerem Spektakel auch auf das innere Drama der Hauptfigur und findet zudem mehr Gefallen an stilisierter Action denn an realistischem Gemetzel. Letzteres führt gar zu heroischen Übertreibungen wie in OLD BOY – ohne dessen Brutalität jedoch. Ein erfreuliches Highlight des Films ist es, dass er den fantasievoll gezeichneten Kosmos der Marswelt mitsamt Landschaft, Technik, Architektur und Bewohnern fühlbar und erlebbar macht. Dazu trägt vor allem Carter selbst bei, der oft voller Staunen durch eine neue Welt stolpert, die er mit allen Sinnen ausprobiert. Es sind aber ganz einfach auch gelungenen Figuren wie der zehnbeinige Hund, Steampunk mechanisierte Retro-Science-Fiction-Objekte wie die Flugschiffe oder die Computerarchitektur der Stadt Helium, die JOHN CARTER zu einem Erlebnis machen.

John Carter Mars Bild
John Carter auf dem Mars: Rasanter Anstieg der Heldenhaftigkeit.

Vergleichbar mit NARNIA existiert die Welt auf dem Mars parallel zum Leben auf der Erde, so wie sie Burroughs sich zu Beginn des letzten Jahrhunderts vorstellte. Befeuert wurde seine Fantasie wohl auch durch die Theorien des zeitgenössischen Astronomen Percival Lowell, der den Mars als sterbenden Planeten beschrieb – eine Vorstellung, die wohl auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen ist. Nachdem John Carter erst zufällig dorthin gelangte und inmitten der Wirren des dort herrschenden Krieges zwischen Zodangas und Heliumiten an die Marsprinzessin Dejah (Lynn Collins) gerät, findet er bald heraus, wie er zwischen den Planeten reisen kann. Damit zieht er jedoch den Zorn der Therns auf sich, dessen Pläne er nichts ahnend zu durchkreuzen im Begriff ist. Mark Strong gibt als König der Therns Matai Shang den übermächtigsten Widersacher von John Carter. Carter wiederum entfesselt selbst ganz eigene Mächte, denn die veränderte Gravitation bringt ihn hoch hinaus!

JOHN CARTER Fliegen Bild
So bewegen sich die Marsianer.

Dass die Sprache der grünen Marsianer (es gibt auch rote und weiße) gleich mit Hilfe eines Linguisten auf Basis der vom Originalautor verwendeten Worte mitsamt passender Aussprache entwickelt wurde, wirkt wie eine Ehrerbietung an Burroughs – oder ist es vielleicht doch die Friedenspfeife für alle festgebissenen John Carter Literatur Fans? Dass es sich bei diesem Sprachwissenschaftler um denselben handelt, der bereits in AVATAR für die richtigen Worte sorgte, wirkt irgendwie albern und gibt den Bemühungen einen sehr kalkulierten Anstrich. Nicht minder berechnend war gewiss auch mancher Eingriff Copyright Bilder und Trailer: Disney

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