Zauberhaft: Trauriger Liebesfilm voller Klischees, der berührt aber nicht umwirft.
Rachel McAdams ist dennoch umwerfend als Paige — allein schon ihr Lächeln, das unverhüllt bis aufs Herz blicken lässt und so zum schönsten, zärtlichsten und fröhlichsten Gesichtsausdruck der Welt wird. Nicht umsonst wurde sie bereits als Nachfolgerin von Julia Roberts gehandelt und spätestens mit THE VOW/FÜR IMMER LIEBE knüpft ihr Comeback auch an ihren umjubelten Auftritt im Liebesfilm THE NOTEBOOK/WIE EIN EINZIGER TAG an. An ihrer Seite steht ein Koloss von einem Mann, der im Vergleich zu seinen Abercrombie und Fitch Zeiten viel massiger wirkt und als eine weniger bissige Version von Josh Hartnett durchgehen könnte. Die Rede ist von (Pretty Boy Floyd/ PUBLIC ENEMIES) Channing Tatum, der Leo zu einem soliden, charmanten und treuen Ehemann von Paige macht, dem trotz akkurater Romantik alle Felle davon schwimmen. Schuld ist ein Autounfall, nachdem das Liebespaar gerade erst vorgestellt wurde. Die Herzen der Zuschauer sind noch kühl vom frisch gefallenen Filmschnee und dennoch schon fasziniert von der prickelnden Tiefe, mit welcher diese Figuren in sich greifen. Damit die Wunde richtig tief wird, springt der Film in der Zeit –wie schon BLUE VALENTINE – und konfrontiert Bilderbuchromanze voll Kribbeln mit verständnisloser Leere. Nach einer wahren Begebenheit verfilmt Regisseur Sucsy mit seiner liebesfilmerfahrenen Drehbuchcrew (Kohn, Silverstein) die Geschichte einer Ehefrau, die durch einen Unfall die letzten Jahre ihres Lebens vergisst, ihrem unbekannten Ehemann hilflos gegenübersteht und nur noch Erinnerungen an einen anderen Verlobten hat.
Alles halb so wild, könnte man sagen, man muss schließlich seinem Herz folgen, und wenn dieses keine Liebe in sich findet, dann wird das schon richtig sein. Damit es trotzdem ganz unerträglich schlimm wird, lehnt sich der fiktionale Teil des Films weit aus dem Fenster, erschafft die geniale (Kino)Liebe zwischen Paige und Leo vor dem Unfall und schreckt in keinem Moment vor überzogenen Stilisierungen zurück, die die Geschichte von jedweder sozialen, emotionalen, visuellen und banalen Realität entkoppeln. Dazu gehören nicht nur die Chocolate, Snow and Wine Abende, sondern ebenso die Kunst (sie macht Skulpturen, er Musik), die Freunde aus dem Modekatalog, die großzügigen und perfekt ausgestatteten Wohnungen, die reichen Eltern und die unzähligen kleinen Märchen und Marotten der Liebenden, die ihre Welt perfekt von äußerlicher Trübsal abschotten, bis es zu dem Unfall kommt. Jedoch überrascht in einem Film, der so genau zu wissen scheint was Liebe ist, wie man sich richtig in ihr verhält und welche Formen ihre Oberfläche einnimmt, dass Paige ihre Erinnerung partout nicht zurückerlangen will und die stoische Geduld von Leo tatsächlich ihr Ende findet.
Aber einmal mehr wird alles zurechtgestutzt, trocknet die glitzernde Trauer im Augenwinkel ab, ohne ihrer Schwere zu erliegen und begnügt sich der Film damit, stimmungsvolle Oberflächen zu erschaffen, ohne die Figuren bis zum Grund aufzuschürfen, wo vielleicht eine Katharsis wie in ZWEI AN EINEM TAG zu finden wäre. Auch dem Nachspüren von Erinnerung und Selbst kann die konfliktoptimierte aber nachgiebige Verfilmung keine Schwere verleihen, sie will es auch nicht, will vielmehr schönes Kino sein, wie das Eröffnungsbild deutlich verkündet. Am Schauspiel und der oft überbewerteten Chemie zwischen den Schauspielern liegt es jedenfalls nicht, dass der Film seinen Durchbruch nicht erlangt, eher schon an Drehbuch und Ausstattung, deren Perfektionismus die Liebe versaut wie ein Denkmal und das, obwohl der Film selbst die unvollkommene Vollkommenheit propagiert. Deren Charme jedoch besteht nur zwischen den schönen Akteuren und wird ansonsten von stylischen Arteartyfakten in Bild und Ton verwässert. Wer noch Abziehbildern nachhängt, wird mit diesem Film vollauf befriedigt. Alle anderen werden wehmütig Seufzen, denn zu träumen von einer McAdams, einem Tatum und einer derartigen Liebe, das haben wir längst aufgegeben. McAdams und Gosling übrigens auch. Also bleibt die Frage: Wie ist sie wirklich, die echte Liebe? Wie ist sie zum Beispiel für die Tochter eines LKW Fahrers und einer Krankenschwester. Für ein kanadisches Mädchen, das Filmrollen ablehnt, für die andere sterben würden und unbeschwert die Welt verzaubert? Was denkt sie wirklich, wenn sie so hinreißend lächelt? Was fühlt sie? Ist Rachel McAdams wie Bölls Henriette, denkt sie an nichts? Darf man nichts weiter denken, um so schön und echt zu sein?
Ähnliche Filme:
Zwei an einem Tag, Blue Valentine, Wie ein einziger Tag
Information:
Engl Titel: The Vow
USA | Brasilien | Frankreich | Australien | UK | Deutschland 2012
Dauer: 104 Minuten
FSK: ?
Regie: Michael Sucsy
Drehbuch: Jason Katims, Abby Kohn, Marc Silverstein, Michael Sucsy
Basierend auf: The Vow: The Kim & Krickitt Carpenter Story von Kim und Krickitt Carpenter (2000)
DoP: Rogier Stoffers
Musik: Michael Brook, Rachel Portman
Darsteller: Rachel McAdams, Channing Tatum, Jessica Lange, Scott Speedman, Sam Neill, Wendy Crewson, Lucas Bryant, Tatiana Maslany
Genre: Romanze, Liebesfilm
Im Kino: 9. Februar 2012
Im Web:
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Bilder und Trailer zur Filmkritik Für immer Liebe auf der offiziellen Website
Copyright Bilder und Trailer: Sony
Ich verstehe nicht ganz, weshalb sich der Autor dieser Kritik den Film wie folgt in der Healine beschreibt „Trauriger Liebesfilm voller Klischees […]“.
Da dieser Film auf einer wahren Begebenheit beruht finde ich diese Äußerung schon äußerst grenzwertig gegenüber denen, denen das Ganze real widerfahren ist.
Völlig peinlich sollte dem Autor die Kritik allerdings dann sein, wenn er den Rest seines Textes liest, in dem er unter anderem dem Film, bzw. denen, die das Drehbuch bestimmt haben, vorwirft, mit dem Zeitsprung die Dramatik erhöhen zu wollen.
Gerade solche Menschen, wie der Autor der Kritik haben vermutlich leider nicht den geistigen Horizont, was Menschen alles für schlimme Dinge geschehen können.
Der Fehler des Kritikers war letztendlich, dass er sich zuvor nicht über die Hintergründe des Films informiert hat, und somit eine nicht fundierte und mangelhafte Kritik verfasst hat.
Ich frage mich ob der Kritiker den Film vollständig (inkl. Abspann) gesehen hat.
Dort wird nämlich ein Foto des realen Paars gezeigt.
Der Autor (Ich) schreibt „voller Klischees“, weil der Film voller Klischees ist. Ich hoffe doch die wahre Begebenheit war nicht voller Klischees, aber man weiß ja nie. Wie dem auch sei, wahre Begebenheit und Film sind Zweierlei. Falls das nicht klar sein sollte: Nicht jede Szene und jeder Satz in diesem Film ist so wirklich geschehen. Plot und Figuren dienen einer Dramaturgie, die auf einer wahren Begebenheit beruht, aber deswegen selbst noch lange nicht wahr ist.
Dem Autor (Mir) ist allerlei peinlich, aber nichts davon befindet sich in dieser Kritik. Der Autor (also immer noch Ich) wirft dem Film nicht vor das Drama zu erhöhen, er stellt es fest.
Der Autor (richtig geraten, Ich) hat tatsächlich nur eine sehr bedingte Ahnung davon, was Menschen alles zustoßen kann und wünscht keinem eine umfassende Vorstellung davon zu erlangen.
Zudem gibt es hier mindestens zwei, die den Film bis zum Ende gesehen haben, aber nur einer davon schreibt explizit: „Nach einer wahren Begebenheit verfilmt Regisseur…“, nur einer davon erwähnt unter Informationen „Basierend auf: The Vow: The Kim & Krickitt Carpenter Story von Kim und Krickitt Carpenter (2000)“ und nur einer hat zu diesem Film umfangreiches Pressematerial. Und ich schätze das bin schon wieder ich, der Autor.