Cowboys & Aliens (2011)

cowboys and aliensTrotz tollem Soundtrack zu feige, um „Das Lied vom Tod“ zu spielen: Weder Cowboys noch Aliens entsprechen den Erwartungen. FSK 12.Note 3

Mindestens seit man sich fragt, ob Superman stärker ist als Batman oder seit es im Sport All-Star Teams gibt, so lange lebt sie schon, die Faszination der Kulmination von Extremen. Dabei spielt es durchaus eine Rolle, ob die Superstars und Helden miteinander antreten, wie im sehnlich erwarteten THE AVENGERS, der 2012 ins Kino kommen wird, oder ob sie aufeinandertreffen, wie die Monster ersten Ranges in ALIEN VS PREDATOR. Zwar werden die verbündeten Guten immer auch Streit untereinander haben, um ihre Kräfte zu demonstrieren, wie kürzlich erst in Stallone’s THE EXPENDABLES zu sehen. Aber ernsthaft dürfen sie nicht aufeinander losgehen, denn es kann keiner gewinnen. Warum nicht? Weil sie unbesiegbar sind, mehr noch als unsterblich. So wurden sie in der Fantasie erschaffen. Das macht sie zu dem, was sie sind. Gegen die üblichen Bösewichte anzutreten, wird aber irgendwann langweilig, denn sie gewinnen ja sowieso. Monster wie Freddy und Jason können sehr wohl verlieren – und plötzlich wieder auftauchen, ohne dass es stört, denn unsterblich und unbesiegbar sind zwei Paar Stiefel, weswegen diese beiden auch in einen Ring dürfen. Den Höhepunkt gigantomanischer Duelle also, an denen sich auch ein hochstapelnder Visionär wie Albert Speer erfreut hätten, bildet der Kampf Böse gegen Böse. Die Konstellation COWBOYS & ALIENS berücksichtigt diesen Aspekt durchaus, will aber noch einen drauf setzen, indem aus böse gut gemacht wird. Filmische Westernhelden sind ebenfalls nahezu unbezwingbare Wesen, sie sind aber nicht unbedingt gut, sondern eher Bad Guys. Weil sie aber intraterrestrisch sind, werden sie automatisch vom Guten vereinnahmt. Sie in den Kampf gegen die Aliens zu schicken ist so ähnlich, als hätte man Hannibal Lecter aufgetragen die Blair Witch zu jagen, zum Wohle der Menschheit. Und wie Lecter sind die Cowboys durchaus besiegbar, wenn sie auf einen derart übermächtigen Gegner treffen. Und voilà, da ist er, der gute, besiegbare Superheld, der uns so stolz macht, weil er eigentlich böse ist. Theoretisch. Der Film spiegelt dieses Heldenprinzip in der (wie immer) mächtigsten Waffe der Menschen gegen die Aliens, der Gemeinschaft. Alle Stämme, Hautfarben und soziale Klassen rotten sich zusammen, egal wie unüberwindlich die Differenzen vorher schienen. Ein gemeinsamer Feind ist der beste Kitt einer Freundschaft und so können sich alle an diesem erhebenden Gefühl erlaben, den vormaligen Gegenspieler mit seinen gefürchteten Stärken nun an seiner Seite zu wissen. Da die Stärke des Cowboys nun eher in seiner – sagen wir einmal – direkten und schlagkräftigen Art liegt, was übermächtige Aliens nie sonderlich beeindruckte, wird die Brachialität dieser geradlinigen Tugenden kurzerhand vom Drehbuch upgedated, indem es Jake Lonergan (Daniel Craig) eine eiserne Faust an die Hand gibt – genauer ans Handgelenk.

Als Jake jedoch zu sich kommt, hat er keine Erinnerung mehr und findet sich alsbald im Kittchen wieder, denn er scheint ein Räuber und Bandit zu sein. Dass er kurze Zeit später ein Ufo vom Himmel holt, lässt die Leute der halb verwaisten Goldgräberstadt aber gleich besser von ihm denken und so werden die Menschen von Gejagten zu Jägern, welche die von den Aliens entführten Angehörigen wiederfinden wollen. Leider gibt auch dieser Film keine zufriedenstellende Antwort auf die Frage, warum Aliens haufenweise Menschen entführen. Zumindest erspart sich der Film die Rektaluntersuchung, das passt einfach nicht zu Cowboys. Im Folgenden rumpelt der Plot durchaus unterhaltsam vor sich her und lässt bald erkennen, dass dieser Film außer seiner originellen Ausgangsidee wenig Originalität besitzt. Das Drehbuch entspricht dem eines Actionfilms, die Inszenierung hinterlässt keine Spuren und obwohl die Darsteller abgesehen vom überflüssigen und nervtötenden Sam Rockwell als Doc ihren Job überzeugend erledigen, bleiben auch sie wenig auffällig. Die größte Enttäuschung aber ist, dass Craig, obwohl er gewohnt cool auftritt, nicht annähernd an die unsterblichen Westernhelden vergangener Tage anknüpfen kann. Vielleicht ist sein Spiel tatsächlich ein wenig zu modern, viel mehr jedoch versagen Drehbuch und Regie, die vermutlich sogar begreifen wie wichtig es ist, aus den Hauptdarstellern angsteinflößende und undurchsichtige Hurensöhne zu machen, es aber schlicht und ergreifend nicht auf die Reihe bekommen. Dolarhyde (Harrison Ford) lässt noch mehr als Jake den Fiesling heraushängen, doch auch ihm drückt das Buch zu viel Gutmensch aufs Auge.

Als es dann zum großen Showdown kommt, werden jedoch wieder alle Weichen gestellt für ein gutes Gelingen: Ohne viel Hightech stehen sich Mann gegen Alien im sandigen Boden des Canyon gegenüber. Doch das resultierende Tohuwabohu wirkt armselig gestellt, befriedigt die Schaulust nicht und erinnert eher an einen Disneyfilm als an die glorreichen Zeiten hartgesottener Kerle, deren Nervenstränge so dick waren wie ihre Muskeln. Die mysteriöse Ella (Olivia Wilde) scheint lange Zeit eine ebenso widersinnige Gestalt wie Doc zu sein, hat jedoch neben ihrer Schönheit noch einen weiteren Trumpf im Ärmel. Aber wie die anderen Figuren auch, so belässt Jon Favreau sie halbgar. Ein paar Anekdoten hier, ein paar Charakterisierungen dort – unter dem Strich ist das nichts anderes als das Garnieren eines einfallslosen Filmes, der so fast sein ganzes Potential verspielt. Wirklich Spaß macht aber die Musik, welche klassische Westernmelodien gekonnt in moderner Filmmusik transformiert, die auch Aliens standhält. Hätte Komponist Harry Gregson-Williams mit eben jener zeitlosen Coolness die Regie geführt, wäre COWBOYS & ALIENS mehr als nur ein unterhaltsamer Film geworden. Theoretisch ist der Film gut gestartet, aber der Versuch die Helden noch mehr für das Gute zu gewinnen, als über das bloße Menschsein hinaus, ist gescheitert. Für Western Fans Note 3, für AVP Fans 2.

Ähnliche Filme:

Attack the Block, Alien vs. Predator

Information:

USA 2011

Dauer: 118 Minuten

Regie: Jon Favreau

Drehbuch: Roberto Orci, Damon Lindelof, Alex Kurtzman, Mark Fergus, Hawk Ostby

DoP: Matthew Libatique

Musik: Harry Gregson-Williams

Darsteller: Noah Ringer, Harrison Ford, Olivia Wilde, Daniel Craig, Sam Rockwell, Paul Dano, Walton Goggins, Clancy Brown, Keith Carradine, Ana de la Reguera, Chris Browning, Adam Beach, Buck Taylor, Brendan Wayne, Matthew Taylor, David O’Hara, Abigail Spencer, Raoul Trujillo

Genre: Action, Science Fiction, Western

Im Kino: 25.08.2011

Im Web:

Cowboys & Aliens in der IMDb

Bilder und Trailer zur Filmkritik von Cowboys & Aliens auf der offiziellen Website 

Copyright Bilder und Trailer: Paramount

Musik auf dem Soundtrack von Cowboys&Aliens auf der nächsten Seite.

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