Our Idiot Brother (2011)

our idiot brother PosterNaive Schönheit: Zarter Humor und Positivismus hinter bizarrer Vagina und schwankender Identität.

So absurd, rührend und positiv OUR IDIOT BROTHER auch sein mag, im Kern liegt diese emotionale Komödie gefährlich nah an der Wirklichkeit. Und in dieser New Yorker Wirklichkeit sehen sich die drei Schwestern Miranda (Elizabeth Banks), Natalie (Zooey Deschanel) und Liz (Emily Mortimer) plötzlich mit ihrem leichtgläubig wirkenden Bruder Ned (Paul Rudd) konfrontiert. Dieser etwas einfache Öko-Späthippie befindet sich gerade auf der Suche nach einer Bleibe, denn seine vormalige Freundin (Kathryn Hahn) will ihn nicht mehr haben. Reihum tingelt der Versager der Familie so die intakten Leben seiner drei Schwestern ab, denen er bald weitaus mehr Probleme beschert, als man es von einem ungeliebten Untermieter erwarten möchte. Bis hierhin hört sich das noch an wie eine dieser typischen, einfallslosen Komödien mit ausgeleiertem Humor, doch das Unternehmen ist ein anderes: Einen Film über Geschwister in ihrem Alter wollten die Filmemacher drehen, und so wundert es nicht, dass die Schwester des Regisseurs Evgenia Peretz wie die Figur Miranda bei Vanity Fair arbeitet und dass deren Mann David Schisgall wiederum wie der Mann der Figur Liz Dokumentarfilmregisseur ist. Von den beiden stammt auch das Drehbuch und was dabei herausgekommen ist, kann als kritischer und doch sehr versöhnlicher Blick hinter die modernen Lebensentwürfe urbaner Menschen gesehen werden.

OUR IDIOT BROTHER Öko Bild
Gutmenschliche Diktatur: Eine ganz natürliche Familie mit Mustersohn (Matthew Mindler), Übervater (Steve Coogan) und demontierter Frau (Emily Mortimer).

Tatsächlich steht die Ehe der humanistischen Ökointellektuellen Liz und Dylan (Steve Coogan) ebenso auf der Kippe wie das Selbstvertrauen des Karrieresingles Miranda oder die multisexuellen WG Umtriebe von Natalie. Um dies aufzuzeigen, wirft Regisseur Peretz in die vorgeblich intakte Welt seiner Kinder einen Brocken unverwüstlicher Naivität und Leichtgläubigkeit – namens Ned. Unaufhaltsam, unterhaltsam und schlussendlich stets emotional erwärmend wird so die mühsam aufrecht erhaltene Fassade von Rissen durchzogen, die ganz am Ende schließlich die Menschen freilegen, die unter all ihrem selbst auferlegten Ballast leiden. Der Humor bleibt dabei oftmals fein nuanciert und unaufdringlich, die Hauptfiguren werden von der Inszenierung trotz Verfehlungen zärtlich geschützt und insgesamt will OUR IDIOT BROTHER wohl eher tadelnd über den Kopf streichen, als sich bitterböse lustig machen. Bedenkt man die Nähe der Geschichte zu den Drehbuchschreibern, ist dies durchaus verständlich.

OUR IDIOT BROTHER Acai Bild
Mag Açai und bringt seine Schwester (Elizabeth Banks) auf die Palme: Idiot Ned (Paul Rudd).

Die im Film explizit angesprochene Fragilität der Familie ist das wertvolle Gut dieses Streifens, welches durch Naivität protegiert werden muss. Kant sah darin die Aufrichtigkeit des Menschen gegen seine Verstellungskunst, Schiller erkannte in ihr eine Art höhere Moral und Neds Geschwister nennen seine Naivität ganz schlicht zurückgeblieben. Ganz falsch scheint keine dieser Auslegungen zu sein, zumindest nicht im Hinblick auf Paul Rudds Darbietung von Ned. Zu Unrecht wird seine Naivität damit getadelt, er würde die Komplexität der Welt nicht begreifen und unüberlegt handeln. Diese Kritik trifft vielmehr auf die kurzsichtige und selbstgerechte Art von Neds Schwestern zu. Man kann das auch Ignoranz nennen. Der simple Ned indes benimmt sich keineswegs ignorant, ist vielmehr überaus Copyright Bilder und Trailer: Senator

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