Man hat den Erfolgsregisseur Alex Proyas (Dark City) verpönt für KNOWING, denn sein rätselhafter Endzeitfilm steuert auf ein sehr fragwürdiges Ende zu. Nichts desto trotz ist KNOWING ein optisch gelungener, mysteriöser und auch beunruhigender Film, der allemal sehenswert ist, wenngleich das Drehbuch durchaus im Seichten dümpelt.
Dass Professor Koestler (Nicolas Cage) mit seinem Studenten ausgerechnet am renommierten MIT über Determinismus redet, als wären alle noch in der Grundschule, ist der Unart des Drehbuchs geschuldet alle Informationen, die für die Geschichte von Belang sind, vorab schon einmal ganz zufällig durchzukauen. Das betrifft auch die Gespräche zwischen Koestler und seinem Sohn Caleb (Chandler Canterbury) und macht auch nicht vor den Figurenzeichnungen halt, die allesamt perfekt für die bevorstehenden Ereignisse gewappnet sind. Andererseits will der Film ja gerade Determinismus gegen Zufall in den Ring schicken, also warum soll Caleb nicht ein Hörleiden haben, zumal dies irgendwie zu den flüsternden Stimmen in seinem Kopf passt. Vor 50 Jahren gab es schon einmal ein Mädchen das Stimmen hörte. Als ausgerechnet Caleb von diesem Mädchen einen Brief erhält, der alle die Jahre in der Zeitkapsel der Schule verborgen war, scheint die Zustellung nicht mehr ganz zufällig zu sein, denn weit in der Ferne taucht plötzlich die Silhouette eines dunkel gekleideten Mannes auf, ebenso plötzlich wie sie wieder verschwindet.
KNOWING inszeniert vordergründig eine spannende, actionreiche und spürbar verstörende Jagd nach der Wahrheit des Briefes, dessen wirre Zahlenfolge für den Astrophysiker Koestler plötzlich einen Sinn ergibt. Gleichzeitig lässt Regisseur Proyas neben den körperlich fassbaren Läsionen der Haupthandlung die Hintertür weit offen für das kognitiv Unheimliche in Gestalt stummer Herren, die sich immer näher an Koestlers Sohn heranarbeiten. Äußerst konsequent zieht sich die Schlinge zu und führt bald zu einer deprimierenden Stimmung, die Ihresgleichen sucht. Jedoch stemmt sich der von Nicolas Cage diesmal treffend verkorkst gespielte Koestler gegen Gott und die Welt, seinen Verstand als letzten Trumpf ausspielend, bis – bis er es nicht mehr tut. So mager die restlichen Figuren des Films auch sein mögen und so plump manche Szenen auch ablaufen, KNOWING als Ganzes lässt sich bis zuletzt nicht in die Karten schauen und schafft es mit seinem Ende zu überraschen – auch wenn es für viele eine böse Überraschung ist.
Schade, dass die einzig angenehme Überraschung bei den Nebendarstelleren der stumme und oft kaum sichtbaren D. G. Maloney ist, dessen Rollenbezeichnung lapidar The Stranger lautet. Rose Byrne, die nicht zu mehr taugt als dem Darstellen ihres eigenen Abbildes, hat dem Film jedenfalls nicht geholfen. Es bleibt aber auch stark der Verdacht, dass Proyas Talent mehr im Inszenieren von nicht alltäglichen Figuren liegt. Wie dem auch sei, KNOWING ist ein Film, den man selbst am liebsten anders gedreht hätte, aber vielleicht gerade deswegen nicht so schnell vergisst.
Ähnliche Filme:
Dreamcatcher
Information:
Alt. Titel: Know1ng
USA 2009
Dauer: 112 Minuten
Regie: Alex Proyas
Drehbuch: Alex Proyas, Stuart Hazeldine, Ryne D. Pearson, Juliet Snowden, Stiles White
DoP: Simon Duggan
Musik: Marco Beltrami
Darsteller: Nicolas Cage, Rose Byrne, Chandler Canterbury, Lara Robinson, Ben Mendelsohn, Nadia Townsend
Genre: Mystery, Drama, Science Fiction
Im Kino: 09.04.2009
Im Web:
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