Jack und Jill (2011)

Jack und Jill PlakatPlädoyer für die Albernheit: Sandler nimmt Sandler hoch – und ist anders als Sandler allein tatsächlich auch komisch.

JACK UND JILL ist gewiss wieder einer dieser Adam Sandler Filme, aber er ist es auch nicht, zumindest nicht ganz, zum Glück. Denn die Sandlersche Aufspaltung in eine Zwillingsrolle ermöglicht es all den kasperhaften Tiefflughumor des Mimen in der Person der Jill (Sandler) zu bündeln, der er selbst als nüchterner Jack (Sandler) wunderbar lakonisch und schwarz in die Suppe spucken darf. Zu recht, denn Jill ist wirklich ein unerträglicher Schmerz im Allerwertesten und irgendwie Sinnbild für Adam Sandler selbst.

Jack und Jill Jill Bild
So gefällt er sich: Sandler als schrille Schrulle Jill.

Der erfolgreiche Werbemann Jack bekommt zu Thanksgiving Besuch von seiner Schwester, die er nicht ausstehen kann. Wie erwartet endet ihr Zusammensein in einem Fiasko, allerdings benötigt Jack ganz unerwartet Jills Hilfe, nämlich um seine Firma zu retten. Zur Not kann Jack das auch ohne die Zustimmung seines physischen Ebenbilds tun, auf deren Wohlwollen er ohnehin nur all zu gerne verzichtet. Am Ende wird aber auch in dieser Komödie das Gute (nicht das Komische) im Menschen siegen, zwischendrin jedoch darf auch richtig böse gelacht werden.

Jack und Jill Männerrunde Bild
Männerrunde: Al Pacino als er selbst, Sandler total verkleidet als normaler Mensch.

Al Pacino hat in dieser Verkleidungsshow weit mehr als nur einen Gastauftritt und scheint sich dabei nicht weniger die Kniescheiben wegzuschießen als Sandler; mit sichtlichem Gefallen. Der Hollywoodstar zieht seinen guten Namen vielleicht nicht ganz zu Unrecht durch den Clooney‘schen Dunk’accino, denn seine übertriebene Pacinothetik verlangt schon seit geraumer Zeit durchgelüftet zu werden. Vielleicht kam ihm da Sandlers selbst geschriebene Egoexekution ganz recht – und welcher Schauspieler träumt nicht davon, als Don Quijote die Ventilatoren von der Decke zu pieken?

Jack und Jill heile Welt Bild
Heile Welt in Jack und Jill.

Ab der Hälfte etwa beginnt der Film aber an Biss zu verlieren, aus Böse wird Dämlich, aus Dämlich Slapstick und aus Slapstick Rührung. Einzig Pacino darf bis zuletzt vollkommen außer Rand und Band am Rad drehen. Als Jill sich mit der Drehung am Rad versucht, gelingt Sandler eine choreographische Meisterleistung, die jeder lieben muss, der Sandler hasst; und mit Pacino verhält es sich sehr ähnlich. Das Respektable dieses Filmes ist somit die schonungslose Selbstironie und der verblüffend trockenen Ton (über weite Strecken), der oftmals ganz ohne aufgekleisterte Musik und hyperfache Unterschneidung reine Szenen schafft, die einen temporär die Luft anhalten lassen, mit dem Gedanken: Was zum Teufel passiert hier nur! Das darf doch nicht wahr sein. Das ist ja wirklich komisch. Ein komischer Adam Sandler Film, trocken und klar wie ein Wintermorgen voll glitzerndem Pulverschnee!

Jack und Jill Sandlerduo Bild
Sandler und sein besseres Ich Jill.

Schlussendlich will Sandler aber lieber Jill sein. Auch Al Pacino entscheidet sich für die ungehobelte aber natürliche Jill, ja sogar der Gärtner tuts, und Jack hat das Nachsehen. Der emotional verarmte Werbefuzzi ohne Geschmack und Leidenschaft bekommt am Ende den Rat seinen Film zu verbrennen: Den Werbefilm, in dem er Pacino zur Witzfigur machte. Genau wie der Film, den Sandler zusammen mit seinem Regisseur Dugan eben dem Publikum vorführte. Und Sandler meint das höchstwahrscheinlich ernst, nicht aber, weil er sich damit die Albernheit austreiben will, sondern grade weil er sich zurück ins Alberne flüchtet, indem er Jack als den wahren Blindgänger enttarnt, nach einem waghalsigen Ausflug ans Ende seiner kritischen Toleranz. So nah war mir Sandler noch nie. Was muss ich nur für ein Langweiler sein…

Auch wenn Sandlers Furze weit weniger komisch sind als die eines Kindes wie hier bei Youtube zu sehen, ist der Film trotz schlechter Kritikerwertungen ganz nett.

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