Die Moral weicht dem Stahl: CONAN bringt einen echten Barbaren ins Fantasy-Abenteuerkino und weiß zu gefallen.
Stellen sie sich James Bond zu seinen schlimmsten Zeiten vor und subtrahieren sie seinen Charme: Darf ich vorstellen, Conan 2011, rüpelhafter Macho, Haudegen, vor Selbstbewusstsein strotzend, brutal, rachsüchtig. Das finden sie schlecht? Sie kennen den Conan 1982 nicht. Arnold Schwarzenegger war noch jung, seine schauspielerisches Talent eher etwas einseitig und doch machte ihn diese Rolle berühmt: Weil er eine wortkargen, rachsüchtigen Schlächter spielt, der nur selten Emotionen zeigen, die sich nicht mit Bizeps oder Schwert ausdrücken ließen. Und das passte einfach. Conan ist ein Barbar, und wer hat nicht gerne einen furchteinflößenden Rohling zum Freund – oder einen unbesiegbaren, emotionslosen Terminator? Und irgendwie ist es schon bemerkenswert, dass sich an seiner harten und kantigen Zeichnung nicht all zu viel geändert hat, aller Political Correctness und Zuschauermehrung durch günstigere FSK als 16 zum Trotz. Denn CONAN ist eigentlich ein packendes Fantasy Abenteuer, nur recht gewalttätig eben, und mit einem bisweilen fragwürdigen Helden, der seine Mordlust weitaus unverhohlener auslebt als Dirty Harry. „Ich lebe, ich liebe, ich töte“, so subsumiert Conan (Jason Momoa) sein Leben mit wenigen Worten. Was will ein 193cm größer mit Muskeln bepackter Barbar mehr?
Kein Kinderfilm zu sein bringt auch den Vorteil, die Brüste schöner Frauen ungeniert vorführen zu können. Jedoch hat der Film, wie Conan selbst, keinerlei Interesse, sich an schönen Frauen zu ergötzen. Anders als in vielen Hollywoodproduktionen, wird mit der schönen Tamara (Rachel Nichols) an Conan‘s Seite kein Modelwettbewerb veranstaltet. Ein Frau, die einem Barbaren gefällt, muss andere Qualitäten aufweisen; schlagfertige vor allem. Streckenweise wartet der Film mit wirklich imposanten, dreidimensionalen Computersets auf. Sie reichen eigentlich nur deswegen nicht an den HERR DER RINGE heran, weil die dazu gefilmten Realszenen fürs Compositing nicht ganz so groß und bombastisch ausfallen. Trotzdem lässt der Film visuell viele andere Fantasy Produktionen hinter sich und gerade in den digitalen Set-Erweiterungen kommt die dritte Dimension schön zur Geltung. Musikalisch reicht CONAN wohl nicht ganz an seinen Vorgänger heran, dafür aber transportiert er das martialische Epos überzeugend in die heutigen Sehgewohnheiten. Bösewicht Khalar Zym (Stephen Lang) mitsamt Hexentochter Marique (Rose McGowan) überzeugen leider nicht wirklich, denn sie spulen zu beliebig das von ihnen erwartet „Gott, wie bin ich grausam“ Programm herunter, was zweifellos auch an den flachen Dialogen liegt (Lang war jedoch in AVATAR auch nicht besser). Conan hingegen darf körperlich und verbal in die Vollen gehen, alle anderen Figuren sind ohnehin nur seine Statisten. Aber auch der junge Conan, gespielt vom 14-jährigen Leo Howard, empfiehlt sich als kleiner Teufel für zukünftige Abenteuer.
Conan – schon in der Schlacht geboren – muss als Jugendlicher miterleben, wie der Rest seiner Familie und seines Volkes nieder gemetzelt wird. Als Kreuzritter in eigenem Auftrag, schlägt er sich mit Piraten durch die Lande, bis er als erwachsener Mann denjenigen aufspüren kann, dem seine Rache gebührt. Da dieser sich gerade anschickt, die ganze Welt zu unterjochen, wird Conan’s Rache süß. Hin und wieder stören zu weiße Zähne, ein etwas holperiger Schnitt oder zu uninteressante Nebenrollen. Auch der Plot weist selten Überraschungen auf. Insgesamt überrascht CONAN aber als brachialer Action-Fantasy Film mit viel extravaganter Eigenart, und ist allein deswegen schon besser als der kürzlich angelaufenen DIE DREI MUSKETIERE. Wer Barbaren nichts abgewinnen kann, sollte sich von diesem Film fernhalten. Für alle anderen ein 3+. Schade nur, dass einer wie Conan nicht im Hobbits Universum mitmischen darf, denn er würde die moralisch einwandfreie Märchenwelt erfrischend beleben.
Ähnliche Filme:
Conan (1982), Der Herr der Ringe, Narnia
Information:
Engl. Titel: Conan the Barbarian 3D
USA 2011
Dauer: 113 Minuten
Regie: Marcus Nispel
Drehbuch: Sean Hood, Thomas Dean Donnelly, Joshua Oppenheimer
DoP: Thomas Kloss
Musik: Tyler Bates
Darsteller: Jason Momoa, Rachel Nichols, Rose McGowan, Ron Perlman, Stephen Lang, Leo Howard, Bob Sapp, Katarzyna Wolejnio, Nonso Anozie, Bashar Rahal, Milton Welsh
Genre: Fantasy, Abenteuer, Action
Im Kino: 08.09.2011
Im Web:
Bilder und Trailer zur Filmkritik von Conan auf der offiziellen Website
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Copyright Bilder und Trailer: Warner Bros. Pictures