Gigantische Anime Verfilmung mit üppig stilisierten Bildern, ausschweifender Erzählung und einem tiefen Appell gegen Gewalt, trotz brachialer Steampunk Kriegsmaschinerie.
Mit CASSHERN wird sich wohl nicht jeder anfreunden können, denn wie SIN CITY oder THE FOUNTAIN weiß dieser Film zu polarisieren. Müsste man ihn visuell und inhaltlich in eine Formel fassen, so beschreibt man ihn am besten als geballte Oberflächlichkeit, die so lose verankert ist, dass sie meilenweit Platz und Tiefe gibt, eigene Erinnerungen und Gedanken darin zu versenken.
Die Großasiatische Republik hat gerade Europa besiegt und beherrscht nun Eurasien. Allerdings sind viele Menschen an der verschmutzen Umwelt erkrankt, weswegen Doktor Azuma (Akira Tereao) vom Militär unterstützt wird, die Forschungen an seinen Neozellen voranzutreiben. Diese sind, ähnlich der Stammzellen, in der Lage sämtliche Körperteile und Organe zu (re)generieren. Neben ethischer Bedenken, die sich in CASSHERN zu handfesten Argumenten verdichten, thematisiert der Film auch die Umweltverschmutzung, Terrorismus, Egoismus, Korruption, Genozid, Gewalt und folgerichtig das Menschsein selbst.“Das Leben selbst ist verletzend“, heißt es gegen Ende, nachdem so ziemlich alles in Schutt und Asche gelegt ist. Dennoch kapituliert der Film nicht vor dem destruktiven Menschen, er fantasiert vielmehr durch ihn hindurch.
All der Irrsinn des Lebens wird in Momentschnitten inszeniert, denn die Welt, die der Film zeigt, ist oftmals nicht wirklich da. Computerzeichnungen füllen die Hintergründe der Schauspieler, mal mehr und mal weniger extrem stilisiert, oftmals aber bewusst flach und fantastisch. Der Raum verliert so an Kohärenz und obwohl die Ellipsen der musikclipartigen Dynamik die Story stellenweise in wahnsinniger Geschwindigkeit vortragen, ist der Film aufgrund seiner Proxemik zwischen Zuschauer/Kamera und erzähltem Raum, dem oftmals die Tiefe fehlt, statisch. Viele gigantomanische oder vollkommen aberwitzige Bilder reißen die visuelle Erzählung nur an, geben bestenfalls eine Richtung vor, sind aber eigentlich nur bemalte Fassaden und Ikonen, die die eigentlichen Leerstellen der Erzählung dahinter freihalten. Diese zu füllen obliegt dem Zuschauer und Zeit dafür gibt der bedächtige Film mehr als genug.
Tetsuya (Yûsuke Iseya), der Sohn des an Gottes Thorns kratzenden Forschers Azuma, hat für seinen Vater wenig übrig. Er zieht in den Krieg und kehrt als anderer zurück. So anders ist er, dass er der einzige sein wird, der sich der Maschineninvasion der neu geschaffenen Neomenschen widersetzen kann. Doch bis zuletzt stellt sich für ihn wie sein Publikum die Frage: Auf welcher Seite soll er kämpfen? Mal gibt er den kämpfenden Comichelden, wenn aber Sein oder nicht Sein verhandelt wird, mutet es wie Theater an, geht dann wiederum über in eine überschwängliche Oper der Lichtbilder, die keinerlei Interesse daran zu haben scheint, dem Zuschauer erklärende Worte zu bieten.
CASSHERN ist ebenso fordernd wie eindringlich, will aufmerksam betrachtet werden wie er den vorgetragenen Details Aufmerksamkeit schenkt. Er erlaubt sich ästhetisch mehr, als man sich vorstellen kann. Leider stellt neben Bild und Handlung auch das Sounddesign oft eine Oberflächlichkeit aus, die nicht immer leicht zu ertragen ist. Alles in allem ein zweifellos ganz besonderer Film.
Ähnliche Filme:
The Fountain, Sin City, Sky Captain and the World of Tomorrow
Information:
Japan 2004
Dauer: 102 Minuten
Regisseur: Kazuaki Kiriya
Drehbuch: Dai Sato, Tatsuo Yoshida
DoP: Kazuaki Kiriya
Darsteller: Yûsuke Iseya, Kumiko Asô, Akira Terao, Kanako Hiquchi, Fumiyo Kohinata, Hiroyuki Miyasako, Mayumi Sada, Jun Kuname, Hidetoshi Nishijima, Mitsuhiro Oikawa, Susumu Terajima, Hideji Ôtaki
Genre: SciFiFi, Anime, Fantasy
Im Kino ab:
Im Web:
Casshern in der IMDb
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