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Wie ich noch bei ihm war, ja. Er erschien mir wie ihr Bruder. Sehr jung, kräftig. Etwas schüchtern mir gegenüber, oder unbeholfen. Aber sehr zurückhaltend. In Wirklichkeit viel cooler und abgeklärter als ich, aber er zeigte es nicht. Er respektiert mich irgendwie. Wahrscheinlich wegen ihr. Ansonsten bin ich ihm sicher egal. Ich bin nichts für ihn, nur sie. Ich weiß auch nicht wer er ist, was er ist, wo er herkommt. Wieso war ich bei ihm? Ich ging. Hatte sie das eingefädelt. Im frischen Morgenlicht. Leicht kühl und lau, gingen wir über diesen breiten Zebrastreifen, inmitten anderer Menschen. Die . . . → Kritik: Blaue Stadt – Kurzgeschichte
Beginnt mein Traum in Afrika, ich weiß es nicht. Aber ich sehe ihn vor mir, diesen schwarzen jungen Mann mit breiten Schultern. Er hat ein Mädchen bei sich und ich auch, und gemeinsam ziehen wir übers Land. Die Farben sind gelb und braun und ich wohne in einem Dorf der Eingeborenen. Nein, ein Dorf ist es nicht. Es ist wie ein großes Feld mit Knochen und Holzskulpturen, sehr schön. Und eine Art Zelt, in welchem die Ältesten wie in Trance vor sich hin philosophieren. Ich liege im Zelt, und alle sind nett zu mir. Auf einer blauen Luftmatratze – . . . → Kritik: Vielleicht Afrika – Kurzgeschichte
Es war einmal ein Mann, der konnte nie schlafen. Nachts, wenn in der Stadt die Lichter ausgingen und die Menschen nach einem harten Arbeitstag die süßen Träume des erholsamen Schlafs genossen, lag er wach in seinem Bett und grübelte nach. Er grübelte nach über sich und die Welt und nicht selten kamen ihm dabei ganz ausgezeichnete Ideen in den Sinn, etwa wie man eine Maschine bauen könnte, die den Haushalt erleichtern würde, die Antwort auf die Frage, warum Butterbrote von Mamas immer bis zum Rand beschmiert wurden – ja, sogar den Sinn des Lebens hatte er so schon vor . . . → Kritik: Der schlaflose Mann – Kurzgeschichte
Im Simulacrum des public viewing, des friedlichen Fan Festes der Weltmeisterschaft, dem bloßen Bild der Illusion der friedlichen Welt, gibt es nur einen der Kopf bewahrt, die Ehrlichkeit hochhält und sich unsterblich macht mit seinem Versagen: Zinedine Zidane. 10.07.2006 Es war als träte Humanismus gegen Korruption an und die Mehrheit siegte: Italien! Warum hat Zidane das bloß getan? Welche Worte haben ihn so verletzt. Ihn! Gerade Ihn? Es sind die Worte, die uns ins Unglück stürzen, nicht die Taten, so schreibt der spanische Schriftsteller Javier Marías, und er wird auch in diesem Falle recht behalten, auf lange Sicht. Wie . . . → Kritik: Die Vollendung des Zinedine Zidane
Wenn man vom Einen zum Anderen will, muss man wo durch, drüber, dran vorbei oder hat auf irgendeine andere Art mit einem „Anderen“ zu tun als dem, was man eigentlich tun will. Wenn ich in der Nase Bohren will, muss ich erst den Arm heben usw. In vielen Fällen kann das ganz schön nervig werden, weil sich dazwischen, also auf den Weg vom einen zum anderen, immer häufiger Vermittler schieben. Sie suchen einen Job? Dumm nur, dass Jobs massenhaft von Vermittlern angeboten werden, die immer daran verdienen, auf die eine oder andere Weise. Und nicht selten kommt man nicht . . . → Kritik: Vermittler
Die Moral ist eine Erfindung der Mächtigen, um an der Macht zu bleiben. Wie kamen die, die an der Macht sind zur Macht? Moralisch korrekt? Wohl nur in den seltensten Fällen. Es ist leicht der Moral zu entsprechen, wenn sie die eigenen Interessen sichert und keine nennbaren Opfer fordert. Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Wer genug gefressen hat, kann auch moralisch sein. Wer gar nichts zu Fressen hat, dem bleibt nur die Moral der anderen zu schlucken – bis zum Erbrechen der Anarchie.
Wann kann ich wirklich etwas Kreatives tun? Immer nur, wenn ich außer meiner Selbst bin. Wenn ich meine Träume aufschreibe und wenn ich auf viel Input reagiere. Von mir selbst kommt nichts als die alten Schemata in ewiger Wiederkehr. In beiden kreativen Fällen ist es eine Reaktion auf ein Außen. Beim Input und bei den Träumen, die letztendlich das Reflektieren über den Input sind, aber ohne mich selbst einzubinden. Wenn man sich im Fluß verliert, wird man kreativ – relativ kreativ – nämlich dem Selbst gegenüber. Und deswegen muss Kreativität vielen Künstlern wie eine Erleuchtung vorkommen. Deswegen ist es . . . → Kritik: Kreativität und Erleuchtung
Gibt es eine größerer Selbstgefälligkeit, als jemanden als selbstgefällig zu bezeichnen? Gibt es eine größere Arroganz, als jemanden als arrogant zu bezeichnen? Warum haben wir diese Bergriffe? Weil wir sie sind, wenn wir sie denken? Sind das denotative Rohrkrepierer?
Bode Museum Ist die Musik ,die uns gefällt, ehrlich? Lässt sie Rückschlüsse auf ehrliche Prinzipien oder ehrliche Gefühle von uns zu? Ist sie ein Schlüssel oder zeigt sie den Weg zu unserer Seele? Gibt es falsche und ehrliche Musik? Gibt es Menschen, die sich nicht verstellen können?
Da ich schon lange nicht mehr mir zehn Fingern geschrieben habe, kann es nicht schaden wieder einmal ein wenig zu üben. Wie ich sehe, habe ich immer noch die gleichen Probleme mit den gleichen Buchstaben. Wieso will mein Gehirn partout nichts dazu lernen? Aber es kommen auch neue Mankos hinzu. Einmal verwechsle ich immer i und o, dann folgen k und l usw. Ob ich es jemals schaffen werde meine Finger auf der Tastatur so einzusetzen, wie ein Klavierspieler sie auf der Klaviatur zur Geltung bringt? Die Worte müssten zu einer Sinfonie aus körperlicher Bewegung werden. Ich müsste den . . . → Kritik: Fingermusik
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