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Plädoyer für die Albernheit: Sandler nimmt Sandler hoch – und ist anders als Sandler allein tatsächlich auch komisch. JACK UND JILL ist gewiss wieder einer dieser Adam Sandler Filme, aber er ist es auch nicht, zumindest nicht ganz, zum Glück. Denn die Sandlersche Aufspaltung in eine Zwillingsrolle ermöglicht es all den kasperhaften Tiefflughumor des Mimen in der Person der Jill (Sandler) zu bündeln, der er selbst als nüchterner Jack (Sandler) wunderbar lakonisch und schwarz in die Suppe spucken darf. Zu recht, denn Jill ist wirklich ein unerträglicher Schmerz im Allerwert . . . → Kritik: Jack und Jill (2011)
Ausweg aus der Krise: Selbstironische Fantasie und ausgelassenes Lachen.
Anders als die Sesamstrasse war die Muppet Show keine Kinderunterhaltung – und das sind DIE MUPPETS von 2011 noch immer nicht, obwohl sie singen und tanzen, hoffen und bangen und die Welt in ein Märchenland verwandeln, in welchem man hinter jeder Ecke auf Mary Poppins zu treffen glaubt. Aber trotz einer klaren Trennung von Gut und Böse und trotz der Kuriosität, dass hier betagte Puppen zu den Menschen und ihren Gefühlen sprechen, ist die Welt von DIE MUPPETS nicht ganz so einfach wie es der Song zu Beginn des Films . . . → Kritik: Die Muppets (2011)
S&M: Salander & Mara
Auch wenn Blomkvsit die Hauptfigur in Stieg Larssons erstem Millenium Roman sein mag, so ist doch unbestritten Lisbeth Salander die dunkle Seele der Geschichte, das Faszinosum gewissermaßen, wenn nicht gar seine Essenz. David Fincher ist das freilich nicht entgangen und entsprechend stimmt er den Film auf seine Darstellerin Ronney Mara ab, die sukzessive die Hauptrolle des James Bond Stars Daniel Craig übernimmt, welcher als Blomkvist ungewohnt impotent in Erscheinung tritt. Vielerorts erinnert die Neuverfilmung des Bestsellers an Polanskis Ghostwriter: Grauer Himmel, Niederschlag, Kälte, entsättigte Farben, karge Abgeschiedenheit, mysteriöse Architektur und darin gefangen ein Schriftsteller, der . . . → Kritik: Verblendung (2011)
Makellos, spannend, leer: Politischer Giftmüll von George Clooney.
Wieder einmal Wahlkampf in den USA! Genauer handelt es sich bei den Intrigen von Regisseur Clooneys neuem Film THE IDES OF MARCH um die Vorwahlen der Demokraten, die den Präsidentschaftskandidaten ermitteln sollen. Seit dem Roman Primary Colours (1996) von Joe Klein, der in vielerlei Hinsicht Pate für das Drehbuch gestanden zu haben scheint, hat sich an dieser widerlichen und skrupellosen Schlammschlacht, die die Amerikaner Wahlkampf nennen, nichts geändert. Tatsächlich adaptierte Clooney gemeinsam mit Drehbuchautor Grant Heslov das Theaterstück Farragut North von Beau Willimon, . . . → Kritik: The Ides of March – Tage des Verrats (2011)
Vibrator statt Thermometer: Hysterisch komödiantisch bis der Arzt kommt.
HYSTERIA lautet der Originaltitel von Tanya Wexlers romantischer Komödie, die sogar ein wenig Drama und etwas Emanzipation bietet. Anders als Cronenbergs A DANGEROUS METHOD sind hier aber kein Freud und kein Breuer dem versexten Unterbewusstsein auf der Spur. Vielmehr wird die Hysterie noch vor der psychoanalytischen „Talking Cure“ zerschlagen, kaum das Charcot sie in der Salpetrière pathologisierte. Um 1880 hat der fortschrittliche Arzt Mortimer (Hugh Dancy) wahrlich einen schweren Stand in einem London, das statt auf Hygiene lieber auf Aderlass und Blutegel setzt. Sein ominöser Glaube an unsichtbare Keime kostet . . . → Kritik: In guten Händen (2011)
Vertigo im Vatikan: Moretti lässt Piccoli auf dem Heiligen Stuhl schwindeln und strauchelt selbst bei der Umsetzung.
Was hat er sich dabei nur gedacht? Das fragen sich nicht nur die Kardinäle und die tausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in HABEMUS PAPAM. Diese Frage geistert auch durch den Kopf eines Kritikers, der zu verstehen versucht, was Regisseur Nanni Moretti bei diesem Film wohl durch den Kopf ging. Einem Film, der das Oberhaupt der katholischen Kirche kurz nach seiner Ernennung zum Papst den Mut verlieren lässt und ihn dazu bringt, die Fliege zu machen. Einem Film aber auch, der weder als . . . → Kritik: Habemus Papam – Ein Papst büxt aus (2011)
Erzählung einer Transgression: Ein Liebesfilm jenseits der Liebe.
Ob es um etwas geht, das vollkommen Sinn macht oder um den perfekten Sinn, das lässt Regisseur David Mackenzie in seinem Ausnahmefilm nur scheinbar offen. Lediglich vordergründig besteht PERFECT SENSE aus flacher Dramaturgie und symmetrischem Plot. Dahinter aber tut sich eine Tiefe auf, die selbst die Konzentration des menschlichen Ichs durch Erinnerung und Körperlichkeit auffächert und so das Sein mit der Welt zerfließen lässt, in trauriger Harmonie. Dies auf der Leinwand darzustellen erfordert Mut zur Leerstelle, doch mit dem bewährten Rückgriff auf die Erzählung selbst, kann das Alles im Nichts relativistisch . . . → Kritik: Perfect Sense (2011)
Zeit ohne Geist: Andrew Niccol untergräbt seine eigene Genialität.
Was heute noch Geld und Zinsen erledigen, wird in der Zukunft von IN TIME ganz auf das Ticken der Uhr reduziert: Die Hierarchisierung der Gesellschaft, die Niederhaltung und Ausbeutung der Massen, die Nummerierung und Zählbarmachung des Lebens. Wie eine Brandmarke wirkt die digitale Uhr, die den Menschen unter die Haut gezüchtet wird. Für manch wenige mag dies ein Statussymbol sein, die meisten jedoch retten sich von Tag zu Tag und arbeiten für ein paar Stunden Leben. Ab dem 25. Lebensjahr altern die genetisch veränderten Körper nicht mehr, wer also genug . . . → Kritik: In Time – Deine Zeit läuft ab (2011)
Historischer Klassiker: Jungregisseur filmt sensibles Liebesdrama mit ausdrucksstarken Landschaftsbildern und einer erstklassigen Besetzung.
Cary Fukunaga, Regisseur des hervorragenden, südamerikanischen Gangsterfilmes SIN NOMBRE, inszeniert mit Charlotte Brontës Klassiker JANE EYRE erneut ein hochemotionales Werk, nur tragen seine traurigen Helden diesmal viktorianische Garderobe statt Tattoos und Turnschuhen. Abermals gelingt es ihm, die markanten Eigenheiten des Milieus, von der distinguieren Sprache bis zum sonderbaren Rollenverständnis der Figuren, ohne Befremdlichkeit zum Leben zu erwecken. Mit einfachen Bildern wird die Geschichte des Waisenkindes Jane Eyre (Mia Wasikowska) erzählt, die nach einer leidvollen Kindheit voll psychischer und physischer Misshandlungen als Gouvernante bei Mr. Rochester (Michael . . . → Kritik: Jane Eyre (2011)
Trauriges aber versöhnliches Lebensdrama um wirkliche Menschen ohne Glanz und Glamour. Nicht wenige werden bereits das gleichnamige Buch (2009) von David Nicholls kennen, auf dem dieser Film basiert und nicht wenige davon werden weiblich sein. Im Kino jedenfalls lag die Frauenquote bei gut 90%, dabei spiegelt der Film weder eine feminine Sicht wider, noch dreht er sich um sogenannte Frauenthemen. Emma (Anne Hathaway) und Dexter (Jim Sturgess) haben zusammen ihren Uniabschluss gemacht und sind prompt nach durchzechter Nacht aneinandergeraten. Gezecht hat aber nur Dexter, der die unscheinbare Emma bis dato noch nicht einmal wahrgenommen hat. Obwohl sie nicht wirklich . . . → Kritik: Zwei an einem Tag (2011)
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